Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Glaeken durch diesen Lichtstoß Schaden genommen hatte.
    Doch unten auf dem Teppich lagen keine verkrümmten, verkohlten Überreste. Aber da war auch kein Glaeken. An seiner Stelle stand da ein Fremder – in Glaekens Kleidern – und umklammerte den Griff, der auf der Klinge steckte.
    »Sieh mal!«, flüsterte Carol. »Wer ist das?«
    Er war größer als Glaeken. Er hatte die breitschultrige Statur des alten Mannes, war aber viel jünger, ungefähr in Jacks Alter. Und er hatte flammend rotes Haar. Die Nähte seines Hemdes spannten sich über seinen Schultern und Oberarmen. Wer …?
    Und dann erhaschte sie einen Blick in seine blauen Augen und wusste ohne jeden Zweifel –
    »Das ist Glaeken!«
    Sie spürte, wie sich ein Arm um ihre Schultern legte, und hörte Bills heiseres Flüstern. »Aber er ist so jung! Er kann höchstens fünfunddreißig sein.«
    »Ja«, sagte sie, als sie langsam verstand. »Das gleiche Alter wie damals, als er ursprünglich den Kampf aufnahm.«
    Carol konnte die Augen nicht von ihm lassen. Die Art, wie er sich bewegte, als er das Schwert aus dem Fußboden zerrte und es prüfend vor sich schwang. Er war – ihr fiel einfach kein anderes Wort dafür ein – überwältigend.
    Und dann sah er durch das Loch in der Decke zu ihnen hoch und Carol zuckte zurück, als sie den zusammengepressten Kiefer und die Wut in seinen Augen sah. Er hob die Waffe und zerlegte den Couchtisch mit einem Hieb zu Marmortrümmern und Brennholz, dann schritt er außer Sicht. Sekunden später hörten sie die Wohnungstür splittern.
    »Er ist stinksauer«, sagte Jack.
    Bill schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, nicht auf uns.«
    »Nein«, sagte Jack. »Auf Rasalom. Es muss Rasalom sein.«
    »Dann bin ich wirklich froh, dass ich nicht Rasalom bin.«
    Jack wirbelte herum und rannte zur Tür.
    »Wo …?«, begann Carol, aber er war bereits außer Hörweite.
    »Wahrscheinlich will er nach Pennsylvania. Ich weiß, dass er sich ganz schreckliche Sorgen um seine Frauen und seinen Freund macht.«
    Carol fröstelte im kalten Windhauch und sah wieder zu dem hellen Punkt hoch, den der Lichtstrahl im Himmel hinterlassen hatte. Er schien heller zu sein – und größer.
    Sie deutete darauf. »Er wird größer.«
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte Bill und blinzelte zu dem schnell wachsenden Fleck hoch. »Das sieht fast so aus, als …« Er riss sie zurück, weg von dem Loch im Dach. »Weg hier! Es kommt zurück!«
    Carol schüttelte ihn ab und wartete darauf, dass das Strahlen wieder aus dem Himmel fiel. Es würde ihr nichts tun – sie wusste, es würde ihr nichts tun. Sie breitete die Arme aus, um es zu empfangen, es anzunehmen.
    Und plötzlich war sie in Licht gebadet. Das ganze Dach war geflutet mit blendend weißem Licht. Warm, sauber, fast wie –
    »Sonnenlicht!«
    Das ganze Gebäude stand in einem strahlenden Kegel, der der Dunkelheit durch den winzigen Punkt weit über ihnen trotzte – als wäre ein winziges Loch in die umgekehrte Schüssel aus Rasaloms Nacht gebohrt worden und ein einzelner, wagemutiger Lichtstrahl habe sich hindurchgetraut.
    Carol rannte zum Rand des Gebäudes und beugte sich über die niedrige Brüstung. Unten auf dem hell erleuchteten Bürgersteig hasteten die Krabbler weg in die Dunkelheit, auf der Flucht vor dem Licht.
    Sie hörte ein Scheppern und glitzernde Glassplitter regneten auf die Straße. Plötzlich war Glaeken da und schritt über die Straße Richtung Park. Sein rotes Haar flatterte hinter ihm, während er vor sich das Schwert schwang, als warte er nur darauf, dass sich ihm jemand entgegenstellte. Und als er aus dem Licht in die angrenzende Dunkelheit trat –
    »Bill!«, rief Carol. «Oh Gott, Bill, komm her! Du musst dir das ansehen!«
    Das Licht folgte Glaeken. Es heftete sich an das Schwert und an seinen Körper wie eine Art zähe Flüssigkeit, schlängelte sich hinter ihm her und bildete so etwas wie einen leuchtenden Tunnel durch die Dunkelheit.
    »Wo geht er hin?«, fragte Bill, als er, Ba, Sylvia und Jeffy zu ihr an die Dachkante traten.
    Carol meinte es zu wissen, aber Ba antwortete schneller.
    »Zu dem Loch. Der, den er sucht, befindet sich dort.«
    Sie verloren Glaeken bald aus den Augen, aber zusammen standen sie dort oben auf dem Dach und beobachteten die Röhre aus Licht, die sich in die tintenschwarzen Tiefen des Parks schlängelte.
    Und da war noch etwas anderes – jemand anderes: Eine andere Gestalt, vor Waffen starrend, die den Pfad entlangrannte, den das Licht

Weitere Kostenlose Bücher