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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Connery und Jill St. John bei ihrer James-Bond-Routine zu. Stuart ist ein großer Fan von Ian Fleming, und ich sehe mir alles mit Sean Connery an. Es war nicht gerade ein erotisch prickelnder Film, aber auch nicht die reine Qual. Allerdings versetzten mich die Action-Szenen eher in meinen Jagdmodus als in irgendeine andere Stimmung. Als der Film zu Ende war, fühlte ich mich voller Energie und bereit, mich ins Getümmel zu stürzen.
    Meinem Mann erging es da nicht anders. Allerdings glich sein Plan nicht dem meinen. Ich muss zugeben, dass er mich ziemlich schnell auf seine Seite zog. Wieso auch nicht? Schließlich ist Stuart der Mann, den ich liebe. Und genau das hatte mir schon seit einiger Zeit gefehlt.
    Er schmiegte sich an mich, seine Lippen strichen über die meinen, und seine Finger berührten mich auf eine Weise, die gleichzeitig zart und doch fordernd war. Ich seufzte und dachte daran, wie viel Glück ich doch gehabt hatte, zweimal in meinem Leben Liebe gefunden zu haben.
    Ich weiß, dass es für eine Witwe ganz natürlich ist, an ihren ersten Mann zu denken. Obwohl Erinnerungen an Eric auch in solchen Momenten der Lust kurz aufblitzten, fühlte ich mich nicht schuldig. Stuart wusste schließlich, dass ich Eric geliebt hatte und dass er immer einen Platz in meinem Herzen haben würde.
    Was Stuart allerdings nicht wusste, war, dass Eric vielleicht noch am Leben war. Vielleicht sogar in San Diablo.
    Ich schob den Gedanken von mir, weil ich mich fürs Erste nicht damit auseinandersetzen wollte. Stattdessen zog ich Stuart näher an mich. Während ich mich in den Küssen meines Mannes verlor, tat ich mein Bestes, mir nicht auszumalen, wie kompliziert mein Leben vielleicht schon bald wieder werden könnte.
    Es war Vollmond, als ich zur Holzpromenade hinunterging. Ich hatte eine Taschenlampe hinten in meine Jeanstasche gesteckt, wollte sie aber nur im Notfall benutzen. Die Nacht war klar, und das Licht des Mondes reichte aus, um mir den Weg zu zeigen.
    Ich befand mich seit etwa einer Viertelstunde auf Patrouille. Den Wagen hatte ich auf der Main Street vor einem der zahlreichen Kunstgewerbeläden geparkt, die es in San Diablo gibt. Den kurzen Weg zum Pacific Coast Highway war ich zu Fuß gegangen, vorbei an verschiedenen Pizzerien und Coffee-Shops, die für die Nacht geschlossen hatten. An der Ecke Pacific Coast Highway und Main Street gibt es eine Ampel, aber da es schon spät war, leuchtete sie nur noch gelb auf. Ich überquerte den Highway, ohne irgendjemanden in dieser kühlen Januarnacht zu sehen – weder einen Menschen noch einen Dämon in Menschengestalt.
    Im Grunde hoffte ich, keinen Fehler begangen zu haben, indem ich hierherkam. Der Ausflug würde sich nur gelohnt haben, wenn ich einen Dämon zur Strecke brachte. Falls nicht, hätte ich den Familienfrieden völlig umsonst aufs Spiel gesetzt, denn es bestand stets die Gefahr, dass Stuart aufwachte, während ich nicht da war.
    Die Luft fühlte sich kalt und klamm an, und ich kämpfte gegen das Bedürfnis an, die Arme um den Oberkörper zu schlingen. Ich brauchte meine Hände, um jederzeit bereit zu sein, mich zu verteidigen, falls Tomlinson mich doch noch plötzlich angriff.
    Deshalb sondierte ich die Gegend auch mit allen Sinnen. Meine Augen waren darauf trainiert, die geringsten Unregelmäßigkeiten zu erkennen, während meine Ohren mehr hörten als nur das Schlagen der Wellen.
    Selbst wenn man keinen Dämon trifft, sind solche Kontrollgänge ziemlich anstrengend. Man muss ständig bereit sein und den Adrenalinspiegel konstant hoch genug halten. Falls man das nicht tut und sich auch nur ein bisschen entspannt, kann es das schon gewesen sein, denn in solchen Momenten schlagen Dämonen besonders gern zu. Auf diese Weise sind schon viele Jäger ums Leben gekommen.
    Da der Tod für mich im Augenblick keine angenehme Option darstellte, war ich besonders aufmerksam und angespannt. Trotzdem überhörte ich beinahe die leisen Schritte hinter mir.
    Das Geräusch war kaum zu vernehmen, so dass ich fast glaubte, ich hätte es mir eingebildet. Oder handelte es sich nur um eine Katze, die über die Holzplanken der Promenade lief, um am Strand nach einem toten Fisch zu suchen?
    Tripp-trapp, tripp-trapp.
    Mein Herz schlug schneller, je näher die Schritte kamen. Ich versuchte einzuschätzen, wie weit sie noch von mir entfernt waren, ohne mich umzudrehen, aber das gelang mir nicht. Wer auch immer hinter mir her war – er oder sie war jedenfalls ein Meister im

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