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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ihm kein Leben geben!«
    »Ich liebe dich auch«, flüsterte ich unter Tränen.
    Dann nahm ich mein Messer und fuhr ihm damit mitten ins Herz.
    »Neiiiiin!«
    Ich drehte mich um und entdeckte Allie, die auf mich zuraste. In diesem Moment wusste ich, dass sie alles gehört und wahrscheinlich auch fast alles gesehen hatte – einschließlich der Tatsache, dass ich gerade zur Mörderin ihres Vater geworden war.
    Sie warf sich neben mir auf den Boden, und ihr verzweifeltes Schluchzen zerriss mir das Herz.
    »Ich habe plötzlich eins und eins zusammengezählt«, erklärte Eddie leise. Er stand neben uns. »Mir wurde klar, was der Text bedeutet. Dann haben wir uns den Wagen von meiner Lady genommen«, fügte er hinzu und zeigte mit dem Daumen über seine Schulter, wo wahrscheinlich das Auto der Bibliothekarin geparkt war. »Wir fuhren rasch zu Hause vorbei, um ein paar Waffen zu holen, und sind dann im Affenzahn hierher.« Er seufzte und sackte etwas in sich zusammen. Wie sehr er David auch misstraut haben mochte – sein Misstrauen war offensichtlich in diesem Moment verschwunden. »Es tut mir so leid, dass wir es nicht mehr rechtzeitig geschafft haben, Kate. Und es tut mir verdammt leid, dass dieses Miststück davongekommen ist.«
    »Es muss dir nicht leidtun«, sagte ich und wiegte Davids Körper in meinen Armen. »Andramelech hätte mich als Erste umgebracht. Und was Nadia betrifft…«Ich brach ab und sah Eddie an. »Eines Tages wird sie dafür büßen.«
    Er nickte. Er wusste, dass ich recht hatte. »Und die da sollte eigentlich im Wagen warten«, sagte er und sah Allie stirnrunzelnd an.
    Sie schaute auf. Ihre Augen waren verschleiert, und ihre Miene spiegelte den Schock wider, unter dem sie stand. Vorsichtig streckte sie die Hand aus, um das Gesicht des Mannes zu berühren, dessen Seele die ihres Vaters gewesen war.
    »Mami…«
    »Ich weiß, Liebling.« Ich zog sie an mich und hielt sie fest. Irgendwie erwartete ich, dass sie jetzt erst richtig zu weinen beginnen würde. Doch ein weiteres Schluchzen blieb aus. Stattdessen löste sie sich von mir und sah mich entschlossen an.
    »Was?«
    Ohne ein Wort zu sagen, holte sie ein kleines Samtsäckchen aus Nadias Lederjacke und zog sie dann aus. Wütend schleuderte sie die Jacke auf den Sarkophag und flüsterte dabei nur ein einziges Wort: »Drecksstück.«
    Ich hörte kaum hin, sondern starrte nur auf das Säckchen. Nur zu gut wusste ich, was es damit auf sich hatte.
    Sie reichte es mir ohne Kommentar. Doch ihr Blick sprach Bände.
    Ich wusste, dass ich ablehnen sollte. Ich wusste, dass so etwas nicht richtig war. Wenn man einmal die unsichtbare Linie zwischen Übernatürlichem und Natürlichem überschritt, öffnete man damit eine Tür. Eine Tür, die man niemals mehr schließen und die vor allem auf immer Erics Seele beschmutzen konnte. Und die meine.
    Aber ich liebte ihn. Und mit dem Schlüssel für seine Rettung in meiner Hand konnte ich den Gedanken noch weniger ertragen, ihn wieder zu verlieren.
    Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel und wünschte mir nichts mehr, als stärker zu sein. Aber ich wusste, dass ich schwach war.
    Also öffnete ich das Säckchen.
    Ich warf Eddie einen rasch Blick zu. Er bekreuzigte sich, machte aber keinerlei Anstalten, mich aufzuhalten.
    Mit einer Hand hielt ich meine Tochter fest, und mit der anderen streute ich den Staub der Lazarus-Knochen auf Davids leblosen Körper. Ich hatte die Zauberformel nur einmal gehört und hoffte inbrünstig, dass die komplizierte lateinische Vorrede nur zur Show gedacht war.
    Denn daran erinnerte ich mich nicht. Ich kannte nur noch das Ende. Also holte ich tief Luft und sprach die Worte: »Resurge, mortue!«
    Zuerst geschah nichts. Doch dann begann Davids Körper in einem unheimlichen gelben Licht zu glühen. Allie presste sich an mich. Gemeinsam beobachteten wir sein Gesicht. Es schien von innen heraus zu brennen.
    Danach verging eine halbe Ewigkeit, bis sich seine Lider endlich bewegten. Ich suchte seinen Körper nach der Wunde ab, aus der das Blut geflossen war. Vor meinen Augen wuchs die Haut wieder zusammen. Die Wunde verheilte. Davids Körper war wieder ganz.
    Ob sich jedoch auch Erics Seele darin befand – das war mir noch nicht klar.
    David regte sich. Seine Bewegungen waren schwach. Ich hörte, wie Eddie hinter den Sarkophag ging und dort ein zerknittertes Hemd hervorholte. Er drapierte es umsichtig um Davids Lenden und legte mir dann liebevoll eine Hand auf die Schulter.
    Vor uns öffnete David

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