Wie angelt man sich einen Daemon
Sand landen. Das wäre nicht gerade die beste Weise, zu zeigen, dass ich die Zügel fest in der Hand hielt.
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch dann wurde mir klar, dass ich eigentlich gar nicht wusste, was ich sagen wollte. Also drängte ich an ihm vorbei und ging weiter. Schließlich war ich hierhergekommen, um nach Dämonen zu suchen, und das wollte ich auch tun. Ich hatte keine Lust, herumzustehen und irgendwelche dummen, sinnlosen Gespräche zu führen.
David und ich waren gemeinsam auf Jagd gegangen, als wir versucht hatten, Asmodis zu stoppen. Doch davor war ich immer allein unterwegs gewesen – außer damals, als Eric und ich ein Team gebildet hatten. Eric war in so vieler Hinsicht mein Partner gewesen – mein Geliebter, mein Kollege, mein Freund, mein Mann. Er hatte mich besser gekannt, als irgendjemand sonst auf der Welt es je getan hatte und – wie ich damals glaubte – es auch je tun würde.
Die Jagd verbindet. Es gibt immer wieder Momente der Intimität und ein Vertrauen, das einen fest an den anderen kettet. Man tritt gemeinsam auf, um das Böse in der Welt zu besiegen. Auch mit David war eine Art Vertrauen entstanden, und ich hatte mich ihm gegenüber geöffnet. Doch in dieser Offenheit hatte auch stets ein Gefühl der Melancholie mitgeschwungen. Genau dasselbe hatte ich mit Eric getan. Und das und das und das…
Erinnerungen und Trauer hatten mich aus dem Hinterhalt erwischt und sich dabei so angefühlt, als ob sie noch ganz frisch wären – wie in jener kalten Nacht, als ich von Erics Tod erfuhr.
Diese Gefühle wären an sich schon schmerzhaft genug. Doch als ich dann auch noch zu vermuten begann, dass David mehr als nur Erics Freund war – dass Eric selbst in ihm steckte –, hatte ich kaum mehr gewusst, was ich empfinden und wie ich mich verhalten sollte.
Ich hatte mein Leben mit Eric immer genossen. Aber ich liebte auch das Leben, das ich jetzt führte. Mit meiner tollen Tochter. Mit meinem wunderbaren kleinen Jungen. Mit meinem fantastischen Mann, der mich liebte, obwohl ich kaum kochen konnte und es immer noch nicht ganz auf die Reihe brachte, zumindest sicherzustellen, dass wir alle frische Wäsche im Schrank hatten.
Allein der Gedanke, Stuart zu verletzen, lähmte mich. Und trotzdem befürchtete ich, dass ich mich bereits auf diesem Weg befand. Schon die Tatsache, dass ich über das David-Eric-Mysterium nachdachte, hätte ihn zutiefst gekränkt. Und auch mir tat es im Innersten weh.
Seit Wochen hatte ich das Gefühl, mich auf dünnem Eis zu bewegen und jeden Augenblick einbrechen zu können. Einerseits hoffte ich inbrünstig, dass Eric tatsächlich zu mir zurückgekehrt war, während ich mich andererseits wahnsinnig davor fürchtete. Denn falls Eric wirklich an jenem düsteren Tag in San Francisco aus seinem Körper entkommen war, musste er als frei schwebende Seele existiert haben, bis David Long vor wenigen Monaten einen Autounfall hatte. Das hätte auch geheißen, dass Eric, als der »echte« David gestorben war und seine Seele seinen Körper verlassen hatte, diese Hülle besetzt hatte. Eric hätte dann genau die gleiche Methode benutzt wie die Dämonen, um auf Erden wandeln zu können.
Eddie nannte so etwas schwarze Magie. Und er war sich sicher, dass kein guter Mensch mit den dunklen Kräften spielen und schadlos davonkommen konnte.
Genau darüber wollte ich aber nicht nachdenken. Ich wollte es einfach nicht glauben, obwohl es durchaus möglich war.
Außerdem hatte David mir geholfen, Allie zu retten. Vielleicht hatte Eddie also unrecht? Vielleicht war David auch gar nicht Eric, sondern einfach nur der Mann, der er zu sein vorgab – ein Chemielehrer, der einen scheußlichen Autounfall überlebt hatte. Ein freiberuflicher Dämonenjäger, der vor vielen Jahren einmal Erics Freund gewesen war.
Oder vielleicht breitete sich die Schwärze auch in ihm aus, und eines Tages würde sich David gegen mich wenden, gerade dann, wenn ich ihn am meisten brauchte.
Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken, und ich verdrängte diese Vorstellung. Es gab zwei Dinge, die mir Halt gaben – meine Familie und meine Kraft. Ob sich nun Eric in David verbarg oder nicht, ich war mir sicher, dass der Mann, den ich als David kannte, ein guter Mensch war. Ein Mensch, der mir nie absichtlich Schaden zufügen würde. Daran glaubte ich mit allen Fasern meines Körpers. Und an diesen Glauben klammerte ich mich. Denn ohne ihn, ohne diese Hoffnung wäre ich verloren gewesen.
Doch wenn
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