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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Mein zweiter Mann hatte übrigens keine Ahnung von meiner Vergangenheit als Dämonenjägerin. Und auch wenn dies der Tag sein sollte, an dem Allie die meisten meiner Geheimnisse erfuhr, so sollte doch Stuart weiterhin in fröhlicher Ignoranz leben.
    »Mami?«, sagte Allie zu mir. »Du wolltest mir doch erklären, was da gerade los war.«
    »Stimmt«, erwiderte ich. Zwar fühlte ich mich noch immer nicht bereit, aber das würde ich wahrscheinlich niemals tun. Ich sah mich also um, ob uns auch niemand zuhörte, wenngleich ich insgeheim hoffte, dass vielleicht doch noch ein Polizeibeamter zu uns treten und uns bitten würde, weitere Fragen zu beantworten.
    Aber so viel Glück hatte ich leider nicht. Ich war zu diesem Gespräch verdammt, ob ich es wollte oder nicht. Und da es nie leicht ist, über diese ganze Dämonen-Sache zu reden, entschloss ich mich, unsere Zeit nicht lange mit unnötigen Vorreden zu vergeuden, sondern gleich ins kalte Wasser zu springen. »Was du da drinnen gesehen hast…«, begann ich ein wenig zögerlich. »Also, ich meine diese Kreaturen – das waren Dämonen, Allie. Echte, richtige Dämonen. Aus der tiefsten Hölle auf die Erde gekommen und so böse, wie man sich das kaum vorstellen kann.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Instinktiv ballte ich die Fäuste, um mich zu wappnen.
    »Oh«, sagte sie nach einem Moment des Schweigens. »Klingt überzeugend. Und?«
    Und? Meine Hände entspannten sich, und ich kam etwas ins Stottern, weil ich dieses »Und« nun wirklich nicht erwartet hatte. Jedenfalls noch nicht. Ich hatte angenommen, dass wir erst einmal eine gute halbe Stunde damit verbringen würden, die ganze Dämonen-Sache genau zu besprechen, ehe wir zu dem »Und?« kommen würden. Das »Und?«, bereits zu diesem Zeitpunkt in unsere Unterhaltung eingeworfen, brachte mich ziemlich aus dem Konzept.
    »Und?«, wiederholte ich. »Ich spreche hier von Dämonen, Schätzchen. Ist das nicht genug?«
    Als ob sie mir beweisen wollte, dass sich manche Dinge nie ändern, rollte meine pubertierende Tochter leicht genervt mit den Augen. »Mutter«, sagte sie, als ob sie mit einer Minderbemittelten sprechen würde. »Hallo? Ich meine, ich war auch da. Monster, Dämonen, irgendwelche Höllentypen. Ich verstehe schon, wovon du sprichst. Ist doch klar!«
    Im Grunde hatte die Kleine natürlich recht. Schließlich gibt es nicht allzu viele Wesen, die nach Schwefel stinken und mit gewaltigen Krallen und Pranken versuchen, durch ein Höllenportal auf die Erde zu gelangen. Irgendwie war es tatsächlich klar, dass so eine Kreatur nicht unbedingt freundlich sein konnte und wahrscheinlich irgendetwas mit Dämonen zu tun hatte.
    »Aber was ist mir dir?«, fuhr Allie fort, ehe ich etwas sagen konnte. »Ich meine, du hast dich im Museum wie Wonder Woman verhalten. Verdammt cool, Mami. Aber auch verdammt seltsam. Das wolltest du mir doch erklären!«
    Das wollte ich tatsächlich. Ich hatte wie eine Löwenmutter für meine Kleine gekämpft, wie das jede Mutter getan hätte. Doch so hatte ich auch eine Seite von mir gezeigt, die ich bis dahin sorgfältig geheim gehalten hatte. Als sie mich danach direkt auf den Kopf zu gefragt hatte, ob ich Geheimnisse vor ihr hätte, war mir nichts anderes übrig geblieben, als das zu bejahen.
    Ich hatte gehofft, meine Enthüllungen etwas langsamer angehen zu können. Aber Allie wollte offenbar sofort eine Antwort.
    »Vertreten wir uns etwas die Beine«, schlug ich vor und stand auf.
    »Und was ist mit Stuart?«
    Ich sah die Straße hinunter. Nirgends war ein Wagen zu sehen. Unter den Leuten, die noch auf dem Parkplatz herumstanden, befand sich auch David Long. Er redete gerade mit einem uniformierten Polizeibeamten. Als er bemerkte, dass ich aufgestanden war, sah er mich fragend an. Ich wies mit dem Kopf auf Allie und bedeutete ihm mit meinen Fingern, dass wir eine Runde drehen wollten. Daraufhin nickte er und machte ein Zeichen, dass er verstanden hätte. Falls Stuart eintraf, während wir um das Museum spazierten, würde David ihn das bestimmt wissen lassen.
    Natürlich war ich mir der Ironie der Situation bewusst. Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass David ebenfalls mein Mann war oder das zumindest früher einmal gewesen war. Das mag etwas seltsam klingen, wenn man das zum ersten Mal hört, aber es stimmte: Ich war im Grunde davon überzeugt, dass die Seele meines ersten Mannes im Körper des Chemielehrers David Long von der Coronado High-School Zuflucht gefunden

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