Wie angelt man sich einen Vampir
ist den Russen bis nach New Rochelle gefolgt und hat deinen Kontaktmann dort gefunden. Der Marshal hatte keine Chance gegen eine Horde von Vampiren. Und du wirst auch keine haben."
Sie schluckte schwer. Armer Bob. Tot. Was sollte sie tun? „Ich habe überall nach dir gesucht." Er berührte ihren Arm. „Lass mich dir helfen."
Sie zitterte, als sie spürte, wie seine Finger ihren Arm hinunterglitten. Nicht, dass sie es abstoßend fand. Es hatte genau den gegenteiligen Effekt. Es erinnerte sie daran, wie entschlossen er gewesen war, sie zu retten, wie lieb und fürsorglich er gewesen war, wie süß und großzügig. Sein Wunsch, ihr zu helfen, war echt. Sie wusste das tief in ihrer Seele, auch wenn der Schock über sein Geständnis sie immer noch schwindelig machte. Wie konnte sie seine Hilfe annehmen, jetzt, wo sie die Wahrheit kannte. Wie konnte sie nicht? Gab es nicht ein Sprichwort, dass man Feuer mit Feuer bekämpfen sollte? Viel leicht galt dasselbe auch für Vampire.
Herrje, was dachte sie sich denn? Einem Vampir vertrauen? Sie war eine verdammte Nahrungsquelle für die. Der Mittagstisch.
„Ist das deine echte Haarfarbe?", fragte er leise. „Was?" Shanna bemerkte, dass er näher gekommen war und sie ein wenig zu intensiv ansah. Als sei er hungrig. „Ich wusste immer, dass braun nicht deine echte Farbe ist." Er berührte eine Haarsträhne auf ihrer Schulter. „Ist das deine echte Haarfarbe?"
„Nein." Sie trat einen Schritt zurück und strich sich die Haare hinter die Schultern. Oh, Klasse. Damit hatte sie gerade ihren Hals freigelegt. „Was ist deine echte Haarfarbe?" „Warum reden wir über meine Haarfarbe?" Ihre Stimme zitterte und wurde lauter. „Schmecken gottverdammte Blondinen besser?"
„Ich dachte, ein unverfängliches, belangloses Thema würde dich beruhigen." „Na, das hat nicht funktioniert. Ich kann immer noch nicht verwinden, dass du ein blutsaugender Dämon aus der Hölle bist!"
Mit einem Schlag zuckte er zurück und stand kerzengerade da. Na toll. Sie hatte seine Gefühle verletzt. Aber verflixt noch mal, sie hatte ein Recht darauf, aufgebracht zu sein. Also warum fühlte sie sich schlecht, weil sie ihn angefahren hatte?
Sie räusperte sich. „Ich war wohl etwas zu hart."
„Deine Beschreibung stimmt grundsätzlich. Allerdings bin ich noch nie in der Hölle gewesen, also ist es nicht korrekt, zu sagen, dass ich von dorther komme." Sein Schatten bewegte sich langsam durch den Raum. „Auch wenn man argumentieren könnte, dass ich jetzt gerade dort bin."
Autsch. Sie hatte ihm wirklich wehgetan. „Ich ... es tut mir leid." Er sagte lange nichts. Endlich antwortete er: „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist nicht deine Schuld. Und ich brauche nichts weniger als dein Mitleid."
Noch einmal autsch. Sie ging mit dieser Sache nicht gerade gut um. Allerdings konnte sie auch nicht unbedingt auf viel Erfahrung im Umgang mit Dämonen zurückgreifen. „Ähm ... können wir Licht machen?"
„Nein, man könnte es durchs Fenster sehen, und Petrovsky würde wissen, wo wir sind." „Und wo genau sind wir?" „In meinem Labor. Es hat Fenster zum Garten."
Ein komischer Geruch durchzog den Raum - desinfizierendes Reinigungsmittel und irgendetwas schweres, metallisches. Blut. Shanna wurde schlecht. Natürlich, er arbeitete mit Blut. Er hatte das synthetische Blut entwickelt. Und er trank es auch. Sie schüttelte sich.
Aber wenn Romans künstliches Blut die Vampire versorgte, dann tranken eben diese Vampire nicht mehr von lebenden Menschen. Roman rettete auf zwei verschiedene Arten Leben. Er war immer noch ein Held.
Und immer noch ein bluttrinkender Dämon. Wie konnte sie damit umgehen? Ein Teil von ihr war abgestoßen, aber ein anderer Teil wollte die Hand nach ihm ausstrecken und ihm sagen, dass er eigentlich nicht so übel war für einen ... Vampir.
Sie stöhnte innerlich auf, als ihr einfiel, dass er ihren Trost nicht brauchte. Dafür hatte er zu Hause zehn Frauen, die ihm in einsamen Nächten Gesellschaft leisteten. Elf Frauen, wenn man Simone einrechnete.
Er öffnete die Tür, die auf einen schlecht beleuchteten Korridor hinausführte. Zum ersten Mal, seit sie den Ballsaal verlassen hatten, konnte sie sein Gesicht erkennen. Er sah blass aus. Angespannt. Wütend.
„Wenn du mir bitte folgen würdest." Er trat auf den Korridor. Shanna ging langsam auf ihn zu. „Wohin bringst du mich?" Sie sah vorsichtig aus der Tür. Der Flur war leer.
Er antwortete nicht. Sah sie nicht an.
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