Wie angelt man sich einen Vampir

stieß mit ihr zusammen. „Oh, Entschuldigung." „Kein Problem", murmelte sie. Plötzlich erinnerte sie sich an die fliegende Fledermaus im Fernsehen und an den Slogan von DVN. Vierundzwanzig Stunden am Tag auf Sendung, weil irgendwo immer Nacht ist. Immer Nacht? War das so was wie ein Hexensender? „Wofür steht DVN?"
    Der Mann schnaubte. „Wo sind Sie die letzten fünf Jahre gewesen?" Er kniff die Augen zusammen. „Moment mal. Du bist eine Sterbliche. Was willst du hier?"
    Shanna schluckte. Wenn sie die einzige Sterbliche im Raum war, was waren dann diese Leute? Sie trat einen Schritt zurück. „Wofür steht DVN?"
    Der Mann begann langsam zu lächeln. „Digital Vampire Network." Sie keuchte. Nein, das musste ein kranker Scherz sein. Vampire gab es nicht.
    Ian streckte eine Hand nach ihr aus. „Kommen Sie mit mir, Miss Whelan. Sie sind hier nicht sicher." Sie zuckte zusammen. „Bleib weg von mir. Ich ... Ich weiß, wo ihr schlaft." Särge. Vampire schliefen in Särgen. Er runzelte die Stirn. „Geben Sie mir das Glas. Ich bringe Sie in die Küche, da können Sie etwas Richtiges essen."
    Richtiges Essen? Was war dann das hier? Shanna hob ihr Weinglas und roch daran. Blut! Mit einem Schrei warf sie das Glas zur Seite. Es zerbarst auf dem Boden, Blut spritzte in alle Richtungen.
    Eine Frau kreischte. „Sieh dir an, was du gemacht hast! Blutflecken auf meinem neuen weißen Kleid! Wehe, du ..." Sie starrte Shanna an und fauchte.
    Shanna taumelte zurück. Sie sah sich um. Überall tranken Leute aus diesen Weingläsern. Sie presste ihre Taschen fest an ihre Brust. Vampire.
    „Shanna, bitte." Roman kam langsam auf sie zu. „Komm mit mir. Ich kann dich beschützen." Sie drückte eine zitternde Hand vor ihren Mund. „Du ... du bist auch einer." Er hatte sogar einen schwarzen Umhang, wie Dracula. Der Mann von DVN rief: „Corky, das musst du bringen!"
    Die Reporterin schob sich durch die Menschenmenge. „Und hier haben wir eine aufregende neue Entwicklung. Eine Sterbliche hat sich beim Vampirball eingeschlichen!" Sie schob Shanna ein Mikrofon dicht vor ihr Gesicht. „Sag mir. Wie fühlt es sich an, von hungrigen Vampiren umzingelt zu sein?"
    „Scher dich zum Teufel!" Shanna drehte sich um, aber an der Tür standen die Russen.
    „Du kommst mit mir." Roman umfasste sie mit eisernem Griff und hüllte sie beide in seinen schwarzen Umhang ein.
    Alles um sie herum wurde schwarz.
    16. KAPITEL
    Einen kurzen, schreckerfüllten Moment lang konnte Shanna den Boden unter ihren Füßen nicht spüren. Sie schwebte, verwirrt, schwindlig, aber sich immer bewusst, dass sie in Roman Draganestis Armen gefangen war. Dunkelheit umfing sie, furchtbar und verwirrend. Eine plötzliche Erschütterung, und sie stand wieder auf festem Boden. Nein, sie stolperte.
    „Ruhig." Er hielt sie weiter am Arm fest. Als er seinen Umhang zurückschlug, strich eine kühle Brise über ihre Wangen, und der erdige Geruch nach Pinienmulch und Blumen umgab sie.
    Draußen. Sie war in dem Garten, der Romatech umgab. Trübe Landschaftsbeleuchtung erhellte die Formen von Büschen und Bäumen und malte gruselige Schatten auf den Rasen. Wie war sie hierhergekommen? Und sie war allein mit Roman Draganesti. Roman, der ... der ... Oh Gott, sie wollte nicht daran denken. Es konnte nicht stimmen.
    Sie machte sich von ihm los, und ihre Nikes knirschten im Kies des Gartenpfades. Nicht weit von ihnen entfernt konnte sie den hell erleuchteten Ballsaal durch die großen Fensterscheiben sehen. „Wie? Wie sind wir ... ?" „Teleportation", antwortete er leise. „Es war die schnellste Methode, dich da rauszuholen."
    Das musste ein Vampirtrick sein. Und das bedeutete, dass nur ein echter Vampir ihn ausführen konnte. Jemand wie ... Roman. Shanna überlief ein eiskalter Schauer. Es konnte einfach nicht wahr sein. Sie hatte nie an die moderne, romantische Vorstellung von einem Vampir geglaubt. Eine dämonische Kreatur musste einfach von Natur aus abstoßend sein. Dementsprechend mussten auch Vampire furchterregende Kreaturen mit grünem fauligem Fleisch und meilenlangen Fingernägeln sein. Ganz zu schweigen von dem Mundgeruch, der eine ganze Büffelherde flachlegen würde. Vampire konnten doch nicht so gut aussehend und sexy sein wie Roman. Sie konnten doch nicht so gut küssen wie er.
    Oh mein Gott, sie hatte ihn geküsst! Sie hatte ihre Zunge in eine Kreatur aus der Hölle gesteckt. Herrje, das würde sich bei der Beichte ja großartig machen. Sag zwei Ave Marias und