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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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2010 schraubten die Mitglieder des Bandidos MC El Centro – das Chapter bestand fast ausschließlich aus Mitgliedern großer türkisch-arabischer Familienclans, die tief im organisierten Verbrechen verstrickt sind – den Fat Mexican von ihrem Clubhaus in der Residenzstraße ab und vollzogen den sofortigen Übertritt zum Hells Angels MC. Am Tag danach sicherten starke Polizeikräfte neuralgische Punkte der Stadt, die in direktem Bezug zu den Hells Angels Berlin und dem Bandidos MC standen, und sperrten ganze Straßenzüge ab. Die Aktivitäten der Bikergangs bestimmten wieder einmal die Agenda der Behörden.
    75 Männer sollen ihrem Boss Kadir P. zu den Hells Angels gefolgt sein: 15 Vollmitglieder und 60 Unterstützer. Um diesen Vorgang genauer einzuordnen, hilft ein Blick in die Geschichte des Clubs: Der Wechsel eines kompletten Chapters der Bandidos zu den Hells Angels mitten im Krieg ist weltweit einzigartig.
    Die ehemaligen Bandidos verfügten nach Angaben von LKA-Ermittlern überwiegend nicht über einen Führerschein, geschweige denn über ein eigenes Motorrad, aber dies schien einer Aufnahme im Hells Angels Motorcycle Club neuerdings nicht im Wege zu stehen, auch wenn die anders lautende, von Sonny Barger publizierte Regel zum notwendigen Besitz eines Bikes nie abgeschafft worden ist. Hatte sich die Situation in Deutschland mittlerweile so zugespitzt, dass sämtliche angeblich sakrosankten World Rules der Bruderschaft außer Acht gelassen werden durften? Oder sieht man hier nur einen weiteren Beleg dafür, wie weit sich die deutschen Hells Angels von den Gründungsidealen der amerikanischen Brüder entfernt haben?
    Die neue Konstellation in Berlin wurde aber auch dadurch belastet, dass ansonsten typische Charakteristika der Mitglieder im globalen rot-weißen Netzwerk erhalten blieben: männlich, weiß und oft national eingestellt. Die Zusammensetzung der Mitglieder war im Wesentlichen die gleiche wie in den USA, wo man einen größeren Anteil farbiger oder hispanischer Mitglieder auch heute noch vergeblich sucht. Die weißen Männer blieben unter sich.
    »No niggers in the club« und Hakenkreuze
    In seiner Biografie bestätigt der ehemalige Vizepräsident des Hells Angels MC Kassel, Ulrich Detrois, auch eine wenig schmeichelhafte Regel in den geheimen World Rules der Hells Angels, die lauten soll: »No niggers in the club.«
    Selbst wenn man die erbitterten Rassenkonflikte im Süden der USA in den 60er-Jahren berücksichtigt – in diesem Zeitraum soll ein großer Teil der Regeln in Kalifornien aufgestellt worden sein –, lässt die nach wie vor bestehende Regelung den Club als einen hermetisch abgeschlossenen und rassistischen Bund weißer Männer erscheinen.
    Wehrmachtsstahlhelme, Hakenkreuze, SS-Runen, Eiserne Kreuze waren und sind häufig benutzte Symbole in Bikerkreisen. Sonny Barger löste diesen Nazikult im Hells Angels Motorcycle Club nach eigener Aussage Ende der 50er-Jahre selbst – unbeabsichtigt – mit aus. Barger war auf der Suche nach einem Gürtel mit Koppelschloss, als ihm ein Bekannter einen Gürtel schenkte, den ihm sein Vater von den Schlachtfeldern Europas mitgebracht hatte. Die Koppel war die eines deutschen Landsers – mit eingeprägtem Reichsadler, der ein Hakenkreuz in den Krallen trägt, und der deutschen Inschrift »Gott mit uns«. Sonny Barger bezeichnet das »Hakenkreuztragen« als reine Provokation gegen das spießige Establishment. Eine politische Aussage oder Gesinnung wollte er damit keineswegs zum Ausdruck bringen.
    Wie dem auch sei – das Hakenkreuz und weitere Symbole des Dritten Reiches fanden Einzug in die Bikersubkultur und verbreiteten sich rasch, entweder als Abzeichen auf der Kutte oder am Motorrad, und nicht selten prangte das Symbol des nationalsozialistischen Deutschlands als Tätowierung auf den muskulösen Körpern weißer Biker.
    Bis zu einer internationalen Abstimmung auf Antrag deutscher Höllenengel über die Verwendung des Hakenkreuzes im Hells Angels MC im Jahr 1997 wurden im »Filthy Few«-Patch zusätzlich die SS-Runen verwendet. Sonny Barger trägt nach eigenen Angaben bis heute die SS-Blitze als Tätowierung auf seinem Rücken, dementiert jedoch, damit zeigen zu wollen, dass er für den Club gemordet hat. Die globale Bikerführung sprach sich schließlich für den deutschen Antrag und gegen das weitere Tragen und Verwenden von Hakenkreuzen, SS-Runen und anderen Nazisymbolen im Club aus. Denn die deutsche Besonderheit des

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