Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Behörde ihm aus Kostengründen keinen besonderen Schutz mehr gewähre. Nach den Anschlägen verklagte der falsche Engel das ATF auf eine bessere Bewachung seiner Familie und auf Ausgleich des entstandenen finanziellen Schadens. Die Klage vor dem US District Court of Arizona umfasst Streitwerte im Umfang von vier Millionen Dollar. Das ATF selbst verweigert jeglichen Kommentar zur Klage und dem Buch No Angel , das Dobyns über seine Zeit bei den Hells Angels schrieb. Das Buch landete auf der Bestsellerliste der New York Times und wurde auch in Deutschland unter dem Titel Falscher Engel ein großer Erfolg. Heute tritt Dobyns als Repräsentant und Berater von Unternehmen im Strafverfolgungsbereich auf.
Die anfangs so erfolgversprechend gestartete Operation »Black Biscuit« muss letztendlich als juristisches Fiasko und große Niederlage des ATF gegen die Hells Angels bewertet werden.
Innerer Feind
Die Hells Angels kämpften nicht nur gegen verfeindete Rockergruppen und internationale Strafverfolgungsbehörden, oft saß der Feind auch im Inneren der sich als Bruderschaft verstehenden Vereinigung.
Die Gefahr, die von den Angels ausgehen konnte, demonstriert ein Fall, bei dem die entscheidenden Informationen von innen, von einem der Täter kamen. Am 25. Oktober 2001 war Cynthia Garcia, eine zweifache Mutter von 44 Jahren, Gast auf einer Party im Clubhaus des Mesa-Charters. Nach reichlichem Alkoholgenuss und zu später Stunde beleidigte Garcia die Angels und machte sich über deren Kutten lustig. Drei von ihnen schlugen auf sie ein und ließen sie bewusstlos auf dem Boden des Clubhauses liegen. Als sie nach einer Weile wieder ihr Bewusstsein erlangte, setzte sie ihre Beleidigungen fort. Die drei Hells Angels schlugen sie erneut zusammen, brutaler als beim ersten Mal. Noch halbwegs lebendig schleppten sie die Frau zum Parkplatz, schmissen sie in den Kofferraum eines Wagens und fuhren hinaus in die Wüste. Als die Biker sie ins Unterholz am Salt River zogen, blitzte bei Cynthia der letzte Widerstandswillen auf. Sie zog einen der Hells Angels, »Mesa Mike«, an der Hose. Das Hells-Angels-Mitglied Paul Eischeid zückte jetzt sein altes, stumpfes Buck-Messer.
Der Gerichtsmediziner stellte bei der späteren Obduktion der Leiche mehr als zwei Dutzend Stichverletzungen fest, darunter eine große Wunde am Hals, welche die Hells Angels bei dem Versuch, den Kopf der Frau abzutrennen, verursacht hatten. Das stumpfe Messer stellte sich aber als ungeeignet heraus, die stabile Wirbelsäule des Opfers zu durchtrennen, und so gaben sie irgendwann auf und ließen Cynthia Garcia liegen. Die entstellte Leiche wurde erst eine Woche später entdeckt, an Halloween.
Mesa Mike, der vor seiner fünfjährigen Mitgliedschaft bei den Höllenengeln bereits bei dem Motorcycle Club Dirty Dozen Arizona aktiv gewesen war, plagten nach dieser Tat schwere Schuldgefühle. Er bot sich den Behörden als Informant an, wechselte die Seiten und gab sein gesamtes Wissen über die Hells Angels und speziell zu dieser Tat an die Beamten weiter. Er befindet sich zurzeit – und wahrscheinlich für den Rest seines Lebens – im amerikanischen Zeugenschutzprogramm. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.
Einer der Täter ist inhaftiert und wartet auf seinen Prozess. Er ist trotz dieses barbarischen Mordes nach wie vor Mitglied des Hells-Angels-Charters Mesa in Arizona. Der dritte Mörder, Paul Eischeid, konnte zunächst fliehen, dann gelangte er zu zweifelhaftem Ruhm, als er zum Thema der populären TV-Show America’s Most Wanted wurde. Er wurde jahrelang auf der Liste der 15 meistgesuchten Verbrecher der USA geführt. Trotzdem ist auch er weiterhin offizielles Mitglied der Hells Angels. Er wurde erst am 3. Februar 2011, nach achtjähriger Flucht, in Argentinien festgenommen. Das FBI geht davon aus, dass das bestens organisierte und weltweit bestehende Netzwerk der Hells Angels Eischeid erst die Flucht aus Amerika und dann das jahrelange Untertauchen ermöglichte. Darüber hinaus hat sich der Hells Angels MC weder von den Tätern und der Tat distanziert, noch führte dieser Gewaltexzess in einem der Clubhäuser zu internen Konsequenzen. In späteren, vergleichbaren Gerichtsverfahren sprachen die Richter im Hinblick auf dieses Verhalten von durch den Club legitimierten Straftaten, die als ein weiterer Beleg für die zunehmend kriminellere Ausrichtung des Clubs anzusehen sind.
Blut floss auch bei internen Rangkämpfen, so am 22. März 2003, als dem
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