Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
interne Angelegenheiten auf ihre ureigene Weise.
Nach Informationen eines szenekundigen Rockers sollen die zum Putsch entschlossenen Biker erst grünes Licht bei führenden deutschen Hells Angels in Hannover eingeholt haben. Als sie dort ein Okay bekamen, griffen sie an.
Im März 2009 überwältigt ein Kommando von Kölner Hells Angels den damaligen Präsidenten Roger M. und schlägt so lange auf ihn und einen Vertrauten ein, bis die beiden mit lebensgefährlichen Verletzungen zusammenbrechen. Den bewusstlosen Rocker verfrachten sie in einen VW Bulli und fahren los. Die Brüder bringen ihn aber nicht etwa in ein nahe gelegenes Krankenhaus, wie es die schweren Verletzungen erfordert hätten, sondern fahren mit ihm in ein entlegenes Waldgebiet. Dort laden sie ihren auf unmissverständliche Art »abgewählten« Präsidenten wie Hausmüll ab und überlassen ihn seinem Schicksal.
Der Gefolgsmann von Roger M. wird ebenfalls erheblich verletzt. Er soll durch die Gewaltattacke ein Trauma erlitten haben, das später in einer psychiatrischen Klinik stationär behandelt werden muss.
Die Polizei geht zunächst von einer Entführung aus, findet den Schwerstverletzten aber schließlich und bringt ihn zur ärztlichen Notversorgung auf die Intensivstation eines Krankenhauses. Im Vereinsheim der Hells Angels in Köln-Frechen stellen Polizisten die Personalien von sechs Mitgliedern fest und entdecken vor dem Clubhaus einen VW Bulli, das mögliche Tatfahrzeug. Die in der Bonner Klinik attestierten Verletzungen sind derart schwerwiegend, dass die Polizei von Tötungsabsicht ausgeht.
Nach seiner Regeneration und der Wiederaufnahme der Geschäfte sann Roger M. offensichtlich auf Vergeltung. Er sammelte abgewiesene Angels-Bewerber und ehemalige Mitglieder der Araber-Gang um sich und gründete mit dieser Streitmacht den Bandidos MC Cologne. Die Polizei ist sich sicher, dass bei diesem Schritt nicht nur Rache eine Rolle spielte, sondern auch knallharte Geschäftsinteressen. Roger M. und seine Gefolgsleute waren nicht bereit, die lukrativen Geschäftsfelder Prostitution, Drogenhandel, Schutzgeld und das Türstehergeschäft kampflos den Höllenengeln zu überlassen. Der Kampf um die Vormachtstellung im Kölner Milieu trat damit in eine neue Phase ein.
Währenddessen hatten es die Kölner Angels geschafft, innerhalb kürzester Zeit große Teile des Rotlichtmilieus und der Türsteherszene gewaltsam unter ihre Kontrolle zu bringen. Eine der dazu nötigen Attacken soll sich am 6. Juni 2010 ereignet haben. In Köln-Roggendorf sollen 15 mit Baseballschlägern bewaffnete Hells Angels auf dem Gelände eines anderen Motorradclubs dessen Präsidenten und weiteren Clubmitgliedern erhebliche Verletzungen zugefügt und deren Clubhaus zerstört haben. Die Ermittlungen der Spurensicherung ergaben, dass auch eine Schusswaffe eingesetzt worden war. Außerdem sollen die Hells Angels die konkurrierenden Rocker gezwungen haben, die eigenen Kutten und weitere Abzeichen ihres Clubs zu verbrennen. Danach sollen die Höllenengel den Motorradclub für aufgelöst erklärt haben. Auch bei dieser Aktion ging es laut Ermittlern um Gebietsansprüche im Milieu. Das Gleiche gilt für einen Überfall im September 2010 auf Mitglieder des Outlaws MC Leverkusen, bei dem ein Outlaw eine schwere Stichverletzung an der Schulter erlitt.
Das Amtsgericht Köln erließ wegen der Attacke von Köln-Roggendorf mehrere Durchsuchungsbeschlüsse, unter anderem für das Vereinsgelände und Clubhaus der Angels in Köln-Frechen und die Privatwohnungen des neuen Charter-Präsidenten Günter L., 48, und eines weiteren führenden Höllenengels. Die Durchsuchung des Clubheims war bereits die dritte innerhalb von neun Monaten. Im November und Dezember 2009 war bereits eine Vielzahl von Waffen sichergestellt worden, darunter auch eine scharfe Schusswaffe. Auch im Juli 2010 fand das Kriminalkommissariat 21, zuständig für die Organisierte Kriminalität, mit Unterstützung von Spezialeinheiten Waffen: Baseballschläger, ein Butterfly-Messer, einen Schlagstock und eine Schusswaffe. Die Ermittlungen dauern an.
Der Wohnwagenstrich Militärring/Robinienweg in Köln, auf dem bis zu 40 überwiegend bulgarische Frauen anschaffen gingen, fiel ungeachtet aller Aufmerksamkeit durch die Behörden immer mehr unter die komplette Kontrolle der Hells Angels. Jeden Morgen wiederholte sich dort das gleiche Ritual: Ein Handlanger der Rocker stellte die Wohnwagen auf und kassierte im Voraus die seit Übernahme
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