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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Veranstaltung als offene Provokation. Eine Telefonkette der Höllenengel mobilisierte bis um Mitternacht 100 Männer aus dem gesamten Rheinland. Der Polizei glückte es nur mit einem eilig alarmierten Großaufgebot und Dutzenden ausgesprochenen Platzverweisen, die Situation zu entschärfen. Später entdeckten die Einsatzkräfte eigens angelegte Waffendepots mit einer scharfen Pistole, Messern und Schlagstöcken.
    Wie brisant die Situation zu jener Zeit wirklich war, zeigte sich erst am 3. August 2012, als der Kölner Präsident der Höllenengel, Günter L., 51, wegen versuchter Anstiftung zum Mord festgenommen wurde. Er soll am 30. März bei einem erneuten Aufeinandertreffen der Rivalen in der Kölner Altstadt einem ihm unterstellten Rocker befohlen haben, »dem erstbesten Mitglied der Bandidos ein Messer in den Hals zu rammen und umzudrehen«, und bei einer anderen Gelegenheit denselben Mitstreiter angestiftet haben, einem abtrünnigen Hells Angel mit einem Messer »in den Bauch« zu stechen.
    NRW 2012 – der Krieg ums Ruhrgebiet geht weiter
    Das Ruhrgebiet wurde von der Big Red Machine in einer Zangenbewegung über das Rhein-Main-Gebiet und das eroberte Rheinland immer enger mit Chartern eingekreist. Dann griff die Knochenhand mit dem geflügelten Totenkopf nach einer weiteren Stadt der Metropolregion Rhein-Ruhr: Mönchengladbach. Doch für die Bandidos war das Maß damit voll. Sie waren nicht mehr bereit, der weiteren Ausdehnung der Hells Angels im Westen der Republik kampflos zuzusehen. Der Bandidos MC im Ruhrgebiet griff an.
    Am 24. Januar 2012 nahmen sie sich die Mönchengladbacher Altstadt als Ziel vor. Die Hinweise hatten sich verdichtet, dass die Hells Angels nach Düsseldorf, Krefeld und Leverkusen auch in der Türsteherszene des 250 000 Einwohner zählenden Mönchengladbach mitzumischen begannen. Türsteher aus dem Umfeld der Hells Angels sollen die Einlasskontrollen von Altstadtkneipen und einer Diskothek frisch übernommen haben. Und dies auf der Kneipenmeile Mönchengladbachs, am Rande des Ruhrgebietes, der letzten Machtbastion der Bandidos in Deutschland.
    Die Bandidos antworteten auf die Provokation mit einem 60-köpfigen Rollkommando, das am Samstagabend in dem Mönchengladbacher Kneipenviertel aufschlug. Die Männer entstammten den Chaptern Bochum, Duisburg, Essen, Oberhausen, Mülheim und Leverkusen. Das rot-goldene Ruhrgebiet zog in den Krieg.
    Augenzeugen berichteten davon, dass sich die Bandidos, die man an ihren Kutten klar erkennen konnte, erst gesammelt hätten und dann gezielt auf eine Diskothek zugesteuert seien. Dort erwartete sie schon eine etwa gleich große Gruppe Hells Angels. Es entwickelte sich eine brutale Massenschlägerei, die normale Passanten mit »bürgerkriegsähnlichen Zuständen« umschrieben. Bei der blutigen Auseinandersetzung wurden Messer, Stahlrohre, Stuhlbeine und Schlagringe eingesetzt.
    Die Mönchengladbacher Polizei löste einen Großeinsatz aus und forderte Verstärkung aus den umliegenden Städten an. 200 Polizisten, darunter SEK- und MEK-Kommandos, wurden eiligst alarmiert und in Marsch gesetzt. 60 Minuten lang dröhnten ununterbrochen die Presslufthörner Hunderter alarmierter Polizei- und Rettungskräfte durch die Straßen Mönchengladbachs. Nach ihrem Eintreffen riegelten die Einheiten die gesamte Altstadt stundenlang ab. Wie erbittertet diese Schlacht von beiden Seiten geführt wurde, belegt auch die Äußerung eines Polizeibeamten am Tatort. »Es gab hier solche Blutlachen, die musste die Feuerwehr mit Schläuchen von den Straßen spülen.«
    Die Polizei stellte nur einige Leichtverletzte fest, wies jedoch darauf hin, dass es in der Vergangenheit bei ähnlichen Auseinandersetzungen viel mehr Verletzte gegeben habe. Die Rocker scheuen den Gang zu ortsansässigen Ärzten und in Krankenhäuser, da diese nach so einer Schlacht von der Polizei routinemäßig angefahren und überprüft werden, um weitere Beteiligte an dem Gewaltexzess zu ermitteln. Die beiden großen Clubs scheinen in Deutschland mittlerweile über eine so umfangreiche Logistik zu verfügen, dass sie auch in der Lage sind, eine ärztliche Notversorgung »privat« zu bewerkstelligen. Die tatsächliche Anzahl der Verletzten dürfte also um einiges höher gelegen haben.
    Dem angehenden Angel »Jamal« wurde allerdings eine lebensgefährliche Stichverletzung in die Leber zugefügt. Er kämpfte mehrere Tage auf der Intensivstation um sein Leben. Kaum war er halbwegs fit, floh er aus der Klinik und

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