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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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individuellen Schuldnachweisen spricht nach VGH-Sicht nicht gegen eine Heranziehung des Mordkomplottes in das Verbotsverfahren.
    Die Gefährlichkeit des Vereins werde schließlich auch durch Beschlagnahmungen anlässlich einer Razzia im Clubhaus der Angels belegt. Dort stießen Polizisten auf regelrechte »Steckbriefe« über Mitglieder der United Tribuns, insbesondere die Brüder R. Die Informationen beinhalteten die Anschrift, Lage der Wohnung, Mitbewohner, Arbeitgeber, Pkws inklusive der betreffenden Kennzeichen und einen Lageplan der Clubräume der United Tribuns. In der Privatwohnung eines Hells Angels stellten Polizisten zudem die Kopie eines Lichtbildes sicher, das sieben Mitglieder der United Tribuns zeigte. Alle abgebildeten Männer der Türstehervereinigung waren an der schweren Auseinandersetzung auf dem Parkplatz beteiligt.
    Abschließend deuten auch die zahlreichen Verstöße gegen das Waffengesetz auf eine generelle Bewaffnung von Mitgliedern der Hells Angels hin. Die Häufung schwerster Straf- und Ermittlungsverfahren in dieser zeitlichen Dichte, die auch Mitgliedern der Führungsebene angelastet wurden, bestätigen die Einschätzungen des Innenministeriums. Der Beschluss des VGH Baden-Württemberg mit dem Aktenzeichen 1 S 2823/11 ist nicht anfechtbar.
    Dieses sorgfältig begründete Verbotsverfahren gegen eines der unbedeutendsten, jüngsten und kleinsten Charter der mittlerweile 55 deutschen Dependancen hat das Potenzial, bundesweit allen Polizeibehörden, Staatsanwaltschaften und Gerichten als Mustervorgang für wasserdichte Verbote zu dienen. Mit der erstmals klaren Zusammenführung aller handelnden Vereinsorgane und aller Männer aus dem Umfeld der Hells Angels, gleich ob sie als Supporter, Prospect oder in einem Unterstützungskommando organisiert sind, haben die Richter des 1. Senats des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg Rechtsgeschichte geschrieben. Diese juristische Wertung wird dem Hells Angels MC Germany noch schwere Probleme bereiten.
    Trotz des immensen Drucks der Behörden verzichteten die Rocker nicht auf weitere illegale Aktivitäten. Der häufig erhobene Vorwurf des Drogenhandels sollte sich jetzt immer öfter gerichtsfest belegen lassen. So gingen der Polizei in Pforzheim im Februar 2012 ein ehemaliger Supporter des verbotenen Charters und sein 21-jähriger Sohn wegen Verdachts auf Amphetaminhandel ins Netz. Bei der Festnahme stießen die Polizeikräfte auf 500 Gramm Amphetamin, 110 Gramm Marihuana und eine griffbereite und geladene halb automatische Pistole. Beide Beschuldigten kamen in Untersuchungshaft.
    Weitere Mitglieder der Hells Angels und Männer aus ihrem Umfeld in Baden-Württemberg sahen sich im April 2012 mit schwerwiegenden Anschuldigungen konfrontiert. Ein 50-jähriges hochrangiges Mitglied des größten Supporter-Clubs der Angels, des Red Devils MC, wurde beim Übertritt der grünen Grenze von der Schweiz nach Deutschland kontrolliert. Die Beamten entdeckten fünf Gramm Kokain und einen Zimmerschlüssel für ein Hotel in Rottweil. Bei der Durchsuchung des von dem Rocker angemieteten Hotelzimmers stießen die Ermittler auf weitere 300 Gramm Kokain, drei scharfe Pistolen, einen Revolver und ein Maschinengewehr mit 400 Schuss Munition. Das Kokain war bereits verkaufsbereit portioniert. Da der Mann sich bereits seit zwei Tagen im Clubheim des Red Devils MC Rottweil aufgehalten hatte, ordnete ein Richter die Durchsuchung des Vereinshauses an. Unter dem Fahrersitz des Autos eines 31-jährigen Members der Hells Angels entdeckte ein Drogenspürhund der Polizei weiteres Rauschgift: 500 Gramm Marihuana und 30 Gramm Kokain. Ein Haftrichter ordnete für den Angel wie für den Red Devil Untersuchungshaft an. Das verbotene Pforzheimer Charter schien alles andere als tot zu sein. Die Polizei untersagte vorerst die weitere Nutzung des Clubhauses, sprach gegen alle Anwesenden Platzverweise für die Stadt Rottweil aus und verbot eine geplante Rockerparty für den folgenden Samstag.
    Unbeeindruckt von der aktuellen juristischen Situation und der Verbotsverfügung gegen die Pforzheimer Hells Angels – man könnte das auch als töricht und naiv bezeichnen –, führten die Rocker ihre Vereinsaktivitäten auf konspirative Weise fort. Die Polizei und Staatsanwaltschaft hatten die Ermittlungen jedoch keineswegs eingestellt. Es dauerte nicht lange, und die Staatsmacht erfuhr von regelmäßigen Clubtreffen des verbotenen Vereins. Die Mitglieder sollen sich stets in einer Pforzheimer

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