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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Kolonialreich gehörte. Nach dem indonesischen Unabhängigkeitskrieg reisten in den 50er-Jahren Zehntausende ehemalige Mitarbeiter und Soldaten der vergangenen Kolonialmacht, die in ihrer Heimat nicht mehr erwünscht waren, in die Niederlande ein. Die dortige Regierung wollte sie nur für kurze Zeit aufnehmen und setzte sich für ihre Rückkehr ein, weshalb die Molukker erst in Lagern und später in eigenen Stadtvierteln untergebracht wurden, sodass eine Integration in die Gesellschaft nicht stattfand. Später folgten Hunderttausende Einwohner aus der ehemaligen Kolonie Niederländisch-Indien. Die Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation erzeugte Wut und Spannungen, die sich immer wieder gewaltsam entluden. Das ohnehin geringe Ansehen der Molukker sank dadurch weiter, und sie blieben großenteils Außenseiter in der niederländischen Gesellschaft. Wie schon bei OMCGs in anderen Ländern brachten ethnische und kulturelle Wurzeln auch hier eine verschworene Gemeinschaft außerhalb der normalen gesellschaftlichen Strukturen hervor.
    Die Polizei bezeichnet manche Mitglieder der Satudarah als Schwerkriminelle, die weite Teile des niederländischen Drogenhandels und des Rotlichtmilieus beherrschen. Zurzeit sind fünf der zehn meistgesuchten Verbrecher in den Niederlanden Satudarah-Mitglieder. Des Weiteren wissen die niederländischen Beamten von heftigen Auseinandersetzungen mit Hells Angels zu berichten.
    Trotz aller Beteuerungen der Satudarah-Führungsebene behielten die Pessimisten recht, und die Situation in Duisburg eskalierte. Anwohner berichteten von regelrechten Streifenfahrten der verfeindeten Rockergangs im Süden der Stadt, die in wilden Verfolgungen und Schlägereien auf offener Straße gipfelten, sobald sich die Wege der Rivalen kreuzten. Am 5. August 2012 schoss ein 24-jähriger Mann mehrmals auf den an einer Ampel stehenden Wagen eines 33-jährigen Hells Angels. Der Täter, ein vermeintliches Satudarah-Mitglied, traf nur den Straßenasphalt. Die Tatwaffe stellte die Polizei sicher, doch weitere Angaben zur Sache verweigerten beide Beteiligten.
    Am Wochenende des 18./19. August zündeten Unbekannte eine Handgranate vor dem Clubhaus der Hells Angels in Duisburg-Rumeln. Die Splitter beschädigten die Fassade des Clubhauses und die Gebäudefront einer angrenzenden Firma. Am 23. August folgte der nächste Handgranatenanschlag, der diesmal einem unmittelbar vor der Eröffnung stehenden Wettbüro der Höllenengel galt. Das Inventar des Ladenlokals, das sich im Erdgeschoss eines Wohnhauses befindet, sowie die gesamte Glasfront wurden zerstört. Bei beiden Anschlägen wurden Splitterhandgranaten des Typs M 75 aus jugoslawischen Militärbeständen eingesetzt.
    Die Antwort der Hells Angels auf diese Kriegserklärungen stehen zur Drucklegung des Buches noch aus, doch der Machtkampf um das Ruhrgebiet wird durch diese Geschehnisse noch komplexer und unberechenbarer.
    Das von Mafiamorden und einer verhängnisvollen Loveparade gebeutelte Duisburg dürfte sich damit, neben Berlin, zu der am erbittertsten umkämpften Stadt in der deutschen Rockerszene entwickelt haben. Die Mitglieder aller relevanten Clubs stehen sich hier förmlich auf den Füßen und eine Kleinigkeit scheint zu genügen, um einen Flächenbrand auszulösen.

12. Kapitel
    Hells Angels unter Beschuss
    Hells Angels MC Kiel – »Gehorsam über den Tod hinaus«
    Die Ständige Konferenz der Innenminister der Länder zuzüglich des Bundesinnenministers (IMK) tagt turnusgemäß zweimal im Jahr. Sollte es durch aktuelle politische Entwicklungen erforderlich werden oder eine plötzliche Gefahr für die Innere Sicherheit entstehen, sind auch kurzfristige Sondersitzungen möglich. Die Tagung, die am 27./28 Mai 2010 in Hamburg stattfand, war jedoch ein planmäßiges Treffen der hochrangigsten Sicherheitspolitiker und -experten Deutschlands.
    Wie üblich legten die Staatssekretäre und sechs Facharbeitskreise die Tagesordnungspunkte bereits im Rahmen einer Vorbereitungskonferenz fest. In diesen Arbeitskreisen befinden sich unter anderem die Präsidenten des Bundeskriminalamtes und des Bundesamtes für Verfassungsschutz sowie Mitglieder der Deutschen Hochschule der Polizei, der Kaderschmiede für Führungspersonal der deutschen Polizei mit Dienstsitz in Münster-Hiltrup. Während in den Tagungsräumen die von starken Polizeikräften gesicherte, hochkarätig besetzte Konferenz begann, versuchten autonome Gruppen draußen auf der Straße gewaltsam den Ablauf zu

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