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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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nicht gefunden wurde. Letztlich könnte nur damit zweifelsfrei bewiesen werden, mit welcher Waffe ihr Bruder erschossen wurde. Die Stimmung in NRW blieb angespannt.
    Die großen Clubs gerieten nicht nur anlässlich von Revierkämpfen in den Fokus der Polizei, sondern auch durch kriminelle Machenschaften ihrer Mitglieder. Das war in der jetzigen Situation in zweifacher Hinsicht kontraproduktiv: Erstens hagelte es wieder einmal schlechte Presse und zweitens schwächten die regelmäßig vorgebrachten polizeilichen Beschuldigungen die Organisationen als Ganzes.
    Am 11. Juli 2012 traf es mehrere Bandidos im Ruhrgebiet. Als sie wegen des Verdachts auf bandenmäßigen Drogenhandel festgenommen wurden, machten die Fahnder reiche Beute. Sie beschlagnahmten 80 000 Ecstasytabletten, neun Kilogramm Marihuana, neun Kilogramm Amphetamin, 300 Gramm Heroin und 250 Gramm Kokain. Allein der Straßenverkaufswert der Ecstasytabletten belief sich auf 400 000 Euro. Zusätzlich stießen die Drogenermittler auf zwei Cannabisplantagen und ein Drogenlabor mit Chemikalien zur Amphetaminherstellung in Oer-Erkenschwick nahe Recklinghausen. Bei insgesamt 14 Hausdurchsuchungen in Rheinberg, Essen, Herne, Waltrop und im Clubhaus der Bandidos in Oberhausen stellte die Polizei zudem 27 scharfe Schusswaffen nebst 5000 Schuss Munition sicher, darunter zwei Pumpguns, eine Kalaschnikow, Maschinenpistolen, ein Maschinengewehr sowie verheerende Dumdumgeschosse.
    Unter den 20 Beschuldigten sollen sich vier Mitglieder des Fat Mexican befinden. Einen Oberhausener Bandido bezeichnet die zuständige Behörde als Hauptverdächtigen. Er und seine Lebensgefährtin sowie drei weitere Rauschgifthändler kamen in U-Haft.
    Welche Brisanz die Clubführung dieser Razzia und dem Verfahren beimisst, ist daraus zu ersehen, dass nur einen Tag später die Selbstauflösung des Bandidos MC Oberhausen verkündet wurde. Sollte einem drohenden Chapter-Verbot zuvorgekommen werden?
    Als ob die Situation im Ruhrgebiet nicht schon angespannt genug gewesen wäre, entschloss sich ein weiterer Club, Aktivitäten in NRW zu starten: der Satudarah MC aus den Niederlanden. Diese deutsch-niederländische Neugründung birgt die Gefahr, dass die Feindschaft zwischen den 20 Chaptern der Satudarah und den Hells Angels in den Niederlanden auch auf deutschem Boden ausgetragen wird. Die Gesamtlage wird dadurch noch komplexer, unübersichtlicher und explosiver. Das erste Chapter der Satudarah entstand ausgerechnet in Duisburg, wo die 20 Mitglieder der örtlichen Brotherhood Clown-Town um den Präsidenten Ali O. dem niederländischen Club beitraten. Die Gründung des Satudarah MC Duisburg wurde am 1. Juni 2012 in Duisburg-Rheinhausen mit 300 Rockern als Gästen vollzogen, in direkter Nachbarschaft zu dem jüngst gegründeten Charter der Angels. Diese räumliche Nähe schätzte ein Ermittler als bewusste Provokation und »offene Kriegserklärung« der Niederländer an die 81er ein.
    Unter den hochkarätigen Besuchern der Satudarah-Gründungsfeier befanden sich Mitglieder des Gremium MC und auch eine rund 40-köpfige Delegation des Bandidos MC, der als Verbündeter der Niederländer gilt. Nicht zuletzt eint die beiden Gruppierungen die gemeinsame Feindschaft zu den Hells Angels. Es kursieren sogar Gerüchte, dass die Bandidos hinter dem plötzlichen Auftreten der niederländischen Biker im Ruhrgebiet stehen könnten. Mit einem weiteren Verbündeten würden sie den immer aggressiver auftretenden Höllenengeln besser Paroli bieten können. Die Position der Hells Angels wurde mit dem überraschenden Schritt auf jeden Fall geschwächt und niemand vermag derzeit zu sagen, ob der Satudarah MC die Gründung weiterer Chapter in Deutschland plant.
    In einer Pressekonferenz betonten Vertreter des Clubs, dass man sich nur zum gemeinsamen Motorradfahren zusammengeschlossen habe, doch die Erkenntnisse niederländischer Behörden sprechen eine andere Sprache. Dort wird der expandierende Club – kurz vor Duisburg wurde auch ein erstes Chapter in Belgien eröffnet – mit der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht.
    Die Schwarz-Gelben, die ihre »Multikulturalität« betonen, wurden vor mehr als 20 Jahren in Moordrecht gegründet, einem kleinen Dorf zwischen Rotterdam und Gouda. Besonders Männer mit Wurzeln auf den Molukken werden mit diesem Club in Verbindung gebracht. Die Molukken sind eine indonesische Inselgruppe, die auch als »Gewürzinseln« bekannt ist und lange Zeit zum niederländischen

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