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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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existierte. Nun stellte sich schmerzlich heraus, dass sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und die Möglichkeiten ihrer Clubs hoffnungslos überschätzt hatten. Niemand, auch keine derart mächtige Organisation, kann sich über den gesamten Staat erheben. Dazu ist der Gegner einfach zu stark: Die größte und schlagkräftigste Vereinigung Deutschlands mit nahezu unbegrenzten finanziellen und logistischen Ressourcen und über 265 000 Männern und Frauen unter Waffen ist und bleibt die Polizei.
    Hells Angels Cologne und Bandidos Aachen – Verbote im Wahlkampf
    Während Nordrhein-Westfalen auf die heiße Phase der Landtagswahl am 13. Mai 2012 zusteuerte, strotzte der Innenminister offensichtlich vor Handlungsdrang. Relativ überraschend verbot er am 26. April den Bandidos MC Aachen. Das Verbot wurde mit einem Großeinsatz der Polizei unter Mithilfe diverser Spezialeinsatzkommandos in den frühen Morgenstunden durchgesetzt. 600 Polizeibeamte durchsuchten zeitgleich 38 Objekte in 16 verschiedenen Städten. Außerdem wurden fünf den Aachener Bandidos zugerechnete Untergruppierungen ebenfalls verboten: die Chicanos-Chapter in Aachen, Alsdorf und Düren, das X-Team Aachen und der Diablos MC Heinsberg.
    Die Verbote begründete der Innenminister mit eher abstrakten Ausführungen und einem laufenden Prozess gegen sechs Mitglieder der Aachener Bandidos. Die Männer im Alter zwischen 24 und 45 Jahren befinden sich in Untersuchungshaft und werden der räuberischen Erpressung angeklagt, da sie unter Drohungen versucht haben sollen, das Türstehergeschäft einer Geilenkirchener Diskothek zu übernehmen. Die Bandidos bestritten die Anschuldigungen per Presseerklärung. Sie wiesen auf die Rolle eines nun schweigenden dubiosen Hauptbelastungszeugen hin und sehen den Prozess als Ganzen politisch motiviert, da das Innenministerium NRW die Verbotsverfügung mit diesen Anklagen begründet hatte. Ein Urteil ist noch nicht gesprochen.
    Der Innenminister sprach unterdessen vom Ausbau der kriminellen Vormachtstellung der Rockergangs durch Drohungen, Erpressung und Gewalt. Außerdem gab er an, gewalttätige Subkulturen im Land nicht zu dulden. Mit dem Verbot wurde auch das komplette Vermögen der betroffenen Clubs eingezogen und jegliche Vereinstätigkeit ebenso wie die Gründung einer Ersatzorganisation untersagt. Der Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität beim LKA NRW benannte auch die Geschäftsfelder, in denen die Hells Angels und die Bandidos konkurrierten: Nach Erkenntnissen der Behörde ging es in Duisburg um Waffenhandel, in Essen um den Drogenhandel und in Dortmund um Menschenhandel. Selbst der ungeklärte Mord an dem Augenarzt Udo S. wurde in diesem Zusammenhang erwähnt. Der Waffennarr verfügte neben zahlreichen legalen Schusswaffen auch über illegale Maschinenpistolen und Kalaschnikows. Am 8. Januar 2010 endete der versuchte Ankauf einer englischen Maschinenpistole aus dem Zweiten Weltkrieg, einer STEN MK II, in einem Blutbad. Spaziergänger fanden seine Leiche am nächsten Tag von Kugeln aus eben dieser Maschinenpistole durchlöchert auf einem abgelegenen Feldweg in Erkelenz. Die rheinische Stadt liegt nur 15 Kilometer südwestlich von Mönchengladbach und rund 45 Kilometer von Aachen entfernt. Der Mörder gab mehr als 40 Schüsse auf den Arzt ab und musste dafür sogar kaltblütig einen Magazinwechsel vornehmen. Die Leiche des Augenarztes war regelrecht zersiebt worden. Der Mord ist bis heute ungeklärt, doch weisen mehrere Spuren ins Rockermilieu. So klebte auf dem Klingelschild des Arztes der Fat Mexican.
    Nachdem das letzte Vereinsverbot in NRW rund zehn Jahre zurücklag, damals ausgesprochen gegen das Düsseldorfer Charter der Hells Angels als kriminelle Vereinigung, hagelte es im Vorwahlkampf ein Verbot nach dem anderen, nicht nur gegen Clubs aus dem Bikermilieu. Kurze Zeit später traf es beispielsweise eine radikal-islamistische Gruppe und eine rechtsextreme Kameradschaft. Es sollten nicht die letzten Verbote bleiben.
    Nur eine Woche nach dem Bandidos-Verbot traf es den mächtigen Hells Angels MC Cologne. Dieses Verbot kam allerding nicht überraschend, denn Mitglieder dieses Charters hatten eine ganze Reihe schwerer Gewalttaten und krimineller Aktivitäten ausgeübt. Die Maßnahme wurde am 3. Mai 2012 in Form eines polizeilichen Großeinsatzes durchgesetzt, zumal der Unterstützungsclub Red Devils MC Cologne kurzerhand mitverboten wurde. Mehr als 800 Beamte, darunter sämtliche verfügbaren SEK-Einheiten

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