Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
damit der älteste der OMCGs. Der Club verfügt heute weltweit über 280 Chapter mit schätzungsweise 4500 Mitgliedern. In Deutschland ist der Outlaws MC seit dem Patchover des (»schwarzen«) Ghost-Riders MC im Jahr 2001 mit 43 Chaptern aktiv. Der Leitspruch der Outlaws lautet »God forgives, Outlaws don’t« (Gott vergibt, die Outlaws nicht). Die Outlaws dehnten sich in einem breiten Landstrich im Süden der USA aus – in Indiana, Wisconsin, Ohio, Pennsylvania, Kentucky, Tennessee, Arkansas, Alabama, Georgia bis hin nach Florida, wo sie eine ihrer stärksten Bastionen haben.
Auf der Bike Week 1978 in Daytona Beach schmiedeten der Bandidos MC und der Outlaws MC ein Bündnis, das bis heute Bestand hat. Hierbei ging es jedoch nicht nur um unverbrüchliche Freundschaft; es entstand auch auf ein schwunghafter Drogenhandel. Die Outlaws belieferten fortan die Bandidos mit Kokain und erhielten dafür im Gegenzug die Spezialität der Bandidos, nämlich Methamphetamin, so Ermittler des FBI.
Die Bandidos fungierten zudem als Puffer zwischen den verfeindeten Hells Angels und dem Outlaws MC und dehnten sich nordwärts von Texas über Louisiana, New Mexico, Colorado, South Dakota, Montana und Washington aus.
Die Hells Angels eroberten Amerika von ihrem Stammland Kalifornien aus und gingen später, nach Gründung der ersten Ostküstencharter, zu einer Zangenbewegung von Osten nach Westen über: von Massachusetts über New York, North und South Carolina, Connecticut und den Südwesten von Arizona, Nevada hoch nach Alaska und bis hinein nach Kanada, das sie noch heute komplett beherrschen.
Zu Beginn der 80er-Jahre störte es die Hells Angels zunehmend, dass an der von ihnen dominierten Westküste, insbesondere im Bundesstaat Washington mit der Metropole Seattle als attraktivem Anlaufpunkt eine weitere Ausbreitung des Bandidos MC stattfand. Der Stachel saß tief, denn das Gebiet durchschnitt den Machtbereich der Angels von der mexikanischen Grenze über Kalifornien und Kanada bis nach Alaska.
Gleichzeitig schmiedeten die Outlaws einen Pakt mit einem weiteren großen Einprozenter-Club und erbitterten Rivalen der Angels im Osten der USA, den Pagans. Die Zeichen standen überall auf Krieg.
1984 sollte ein letzter Versuch unternommen werden, den unvermeidlich scheinenden großen Krieg um die Vorherrschaft unter den Einprozentern in den USA zu verhindern. Die Hells Angels und der Outlaws MC wollten sich an einen Tisch setzen, um einen Ausweg zu suchen. Als Gastgeber und Garant der Sicherheit für beide Parteien fungierte der Bandidos MC. Die geheime Zusammenkunft sollte bei dem jährlichen Harley-Treffen in Sturgis, South Dakota, stattfinden. Unter 500 000 Motorradfahrern, die sich in einem Kaff mit knapp 7000 Einwohnern zusammenballten, rechneten die Beteiligten damit, die geringste Aufmerksamkeit der Polizei und anderer staatlicher Behörden auf sich zu ziehen. Auch heutzutage werden große Runs, Europa- und Welttreffen für vertrauliche Konferenzen der Führungsschicht genutzt.
Die Bandidos verfügen über ein eigenes Areal, das 20 Minuten außerhalb von Sturgis liegt. Auf diesem Gelände trafen schon Tage vor dem Run Bandidos-Member aus ganz Amerika ein, insgesamt 400 Mann.
Die Outlaws hielten sich an die Vereinbarung und erreichten den Versammlungsort mit 25 Vertretern der nationalen Führung, denen 50 zusätzliche Mitglieder Begleitschutz gaben.
Die Hells Angels fühlten sich anscheinend nicht an die Übereinkunft gebunden. Man hörte ihre Feuerstühle schon, bevor man sie sah. Als sie das abgesperrte Gebiet unter der Führung von Sonny Barger erreichten, erwies sich ihr Auftreten als pure Machtdemonstration: Nicht weniger als 600 Höllenengel und Supporter fielen in Sturgis ein.
Die Bandidos verdreifachten die Wachen um ihr Gelände und den Ort des Gipfeltreffens. Die Spannung stieg. Was planten die Hells Angels?
Dienstagmittag. High Noon. Der Tag der Unterredung war gekommen. Die Nervosität war mit Händen zu greifen. Der nationale Sargento de Armas der Bandidos und Sicherheitschef der Konferenz verhängte ein Alkohol- und Drogenverbot über das ganze Areal.
Die Verhandlungen dauerten bis weit in die Nacht. Es waren schwierige Gespräche, denn nicht weniger als die Aufteilung ganz Amerikas unter den vier großen Outlaw Motorcycle Clubs sollte an diesem Tag besiegelt werden. Bis vier Uhr in der Früh zogen sich die Dispute hin, die letztendlich erfolgreich beigelegt wurden.
Vorläufig.
Es wurden mehrere Punkte
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