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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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anderen Anwärter Beleidigungen, Erniedrigungen und Prügel über sich ergehen lassen. Erst in den 90er-Jahren nahmen die Bandidos das ausdrückliche Verbot, einen Prospect zu schlagen, in ihre Satzung auf.
    Die Probezeit des ehemaligen MC Clichy dauerte bis zum 22. Juni 1989. Mit dem Full-Patch der Franzosen gelangten die Bikerfarben Rot und Gold auf das europäische Festland.
    Dieses erste Patchover erzeugte auf dem europäischen Kontinent eine gefährliche Situation, die letztlich mit dafür verantwortlich war, dass es in den 90ern zum großen skandinavischen Rockerkrieg kam.
    Der Hells Angels MC war bereits stark und zahlreich auf dem alten Kontinent vertreten, und zwar in der Schweiz, Großbritannien, Österreich, den Niederlanden, Dänemark, Frankreich und Deutschland. Mit einem erschreckenden Selbstverständnis reklamierten die Hells Angels in aller Unbescheidenheit nicht weniger als ganz Europa für sich.
    Die Antwort auf diese neue Herausforderung durch ihren ewigen Rivalen konnten die Höllenengel also nicht lange schuldig bleiben. Vor dem Clubhaus des Bandidos MC Marseille erschossen im August 1991 vier Männer auf Motorrädern den Vizepräsidenten des neuen Bandidos-Chapters und verletzten zwei weitere Mitglieder.
    Nur durch Glück und erfolgreiche polizeiliche Ermittlungen gelang es den Behörden, den Konflikt vorerst im Zaun zu halten. Die französische Polizei verfügte nämlich über einen Undercover-Polizisten im Buccaneer MC, einem Supporter-Club der Hells Angels. Am 6. Februar 1992 fand eine Großrazzia statt, in deren Verlauf in Grenoble acht Hells Angels sowie Mitglieder des in die Tatvorbereitung involvierten Buccaneer MC festgenommen wurden.
    Der seit Jahrzehnten tobende Machtkampf zwischen den beiden berüchtigtsten Einprozenter-Clubs der Welt war damit erstmals auf das europäische Festland übergesprungen und wurde in der Folge mit aller Härte weitergeführt.
    Der Bandidos MC Marseille ließ sich trotz anhaltenden Drucks der Hells Angels und der Polizei nicht mehr vertreiben. Das Chapter der südfranzösischen Hafenstadt feierte im August 2009 sein 20-jähriges Bestehen in der Bandido Nation.
    Von diesem Vorposten aus startete der Fat Mexican die Eroberung Europas, und es war nur eine Frage der Zeit, bis dieses Vorgehen die Hells Angels zu weiteren Aktionen provozieren würde.
    Im Jahr 1993 formierte sich in Dänemark das zweite europäische Chapter der Bandidos. Mitten in einem Kriegsgebiet ...

4. Kapitel
    Hells Angels vs. Bandidos, Teil I: die Schlacht um Europa
    Der skandinavische Rockerkrieg
    Wie geschildert hatte das Hamburger Hells-Angels-Charter den amerikanischen Angels die Kopenhagener Rockergruppe Galloping Gooses zur Aufnahme in die Gemeinschaft empfohlen. So war es am 31. Dezember 1980 auch geschehen.
    Mitte der 80er-Jahre hatte das dänische Charter schon an die 50 Mitglieder. Nicht jedem wurde die Aufnahme in die Bruderschaft gewährt, und die abgewiesenen oder den Hells Angels aus anderen Gründen feindlich gesinnten Biker formierten sich beim Bullshit MC. Dem Sieger des Kampfes über die kriminelle Vorherrschaft in der dänischen Hauptstadt fiel auch die Kontrolle über den Drogenhandel in der Freistadt Christiania zu. In dieser alternativen Wohnsiedlung wurde der offene Verkauf von Haschisch und Cannabis an befestigten Ständen staatlich geduldet. Der offene Drogenmarkt zog Konsumenten aus dem gesamten Umland an.
    Die Höllenengel duldeten jedoch keine Konkurrenz und begannen einen ersten, oft vergessenen Rockerkrieg, der auch als Kopenhagen MC war bezeichnet wurde und der dazu führte, dass die Bullshits für immer aus Skandinavien vertrieben wurden und 13 Menschen ein gewaltsames Ende fanden. Unter den Getöteten befand sich auch der Bullshit-Chef Henning Norbert »Makrele« Knudsen, den der Hells-Angels-Präsident Jörn »Jönke« Nielsen ermordet hatte.
    Nielsen ist Gründer des ersten Hells-Angels-Charters in Kopenhagen, Dänemark. Jönke Nielsens erster Eintrag in seine Polizeiakte datiert aus dem Jahr 1975, als er als 15-Jähriger wegen einer Schlägerei in einer Bar verhaftet wurde. Es folgte 1978 eine 2,5-jährige Haftstrafe nach einer Messerstecherei, ebenfalls in einer Bar.
    Nachdem Mord an Makrele flüchtete Nielsen zunächst in das Hells-Angels-Land Kanada, wurde dort jedoch inhaftiert, nach Dänemark überstellt und zu einer 16-jährigen Haftstrafe verurteilt. 1996 überlebte er im Staatsgefängnis Jyderup einen Mordanschlag durch Bandidos. 2001 – Nielsen

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