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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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war bereits seit drei Jahren auf Bewährung entlassen worden – wurde er wegen des Todes eines Mannes in einem Nachtclub in Aalborg erneut zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Wieder in Freiheit wurde Nielsen am 27. Dezember 2007 in Nörrebro, einem Stadtteil Kopenhagens, angegriffen und mit einem Messer schwer verletzt. Nielsen und sein Leibwächter, ein Mitglied der Angels-Unterstützer-Gruppe AK 81, überwältigten den 22-jährigen Angreifer und verletzten ihn durch Schläge, Tritte und sein eigenes Messer lebensgefährlich. Nielsen wurde erneut angeklagt, nach zehnmonatiger Untersuchungshaft aber abschließend von dem Vorwurf der schweren Körperverletzung freigesprochen. Jönke Nielsen ist nach wie vor ein führendes Mitglied der Hells Angels in Skandinavien und tritt zurzeit als Pressesprecher des Hells Angels MC Denmark öffentlich in Erscheinung.
    Nach dem ersten, kaum wahrgenommenen Rockerkrieg in Nordeuropa hielten sich die Rot-Weißen einige Jahre unterhalb des Radars und agierten unauffälliger. Die dänischen Hells Angels lebten zu jener Zeit im Gegensatz zu ihren deutschen Brüdern noch den Ursprungsgedanken der amerikanischen Gründer: Zuerst kommt der Club, dann die Brüder und erst danach denkt man an sich selbst. Alle Einnahmen der Charter und ihrer Member wanderten in eine gemeinsame Kasse und wurden gleichmäßig unter den Mitgliedern aufgeteilt. Dänische Polizeiexperten gehen davon aus, dass das erste Charter der Hells Angels nicht zufällig in Kopenhagen gegründet wurde. Diese bedeutende Metropole Nordeuropas hatte nämlich neben dem lukrativen Drogenmarkt, der in der Freistadt Christiania zu beobachten war, noch etwas mit wichtigen Angel-Städten wie Hamburg und Montreal gemein: Auch Kopenhagen ist ein wichtiges Handelszentrum und verfügt über einen großen, unübersichtlichen Hafen, der als nicht zu kontrollierendes Einfuhrtor für Drogen aller Art dient. Die dänische Polizei stellte diesen Zusammenhang schnell her und bezichtigte die Höllenengel, seit den 80er-Jahren den Drogenmarkt Dänemarks und anschließend den ganz Skandinaviens zu beherrschen.
    Anfang der 90er-Jahre kehrten die Höllenengel zu bewährten Vorgehensweisen zurück, setzten ihren gnadenlosen Expansionskurs fort und bauten ihre Monopolstellung über Dänemark hinaus aus. Getreu eines ihrer Slogans – »We are the best – fuck the rest« – setzten sie lokal etablierte Motorradclubs unter Druck und stellten sie vor die Wahl: Auflösung, Unterordnung oder Okkupation durch die Angels. Mit dieser rücksichtslosen Strategie stürmten sie durch ganz Skandinavien. Bald wehte die Fahne des geflügelten Totenkopfs auch in Norwegen, Schweden und Finnland. In den Städten Trondheim, Aarhus, Malmö, Helsinki, Odense, Oslo, Stavanger, Stockholm und weiteren Orten entstanden Charter. Selbst Motorcycle Clubs, denen die Höllenengel jahrelang freundschaftlich verbunden gewesen waren, widerfuhr das Schicksal der gewaltsamen Übernahme.
    Clubs, die sich unterordneten, wie der Screwdrivers MC, der Avengers MC und der Untouchables MC, akzeptierten die Angels als Supporter-Clubs und setzten deren Mitglieder rücksichtslos für ihre Interessen ein. Die Hells Angels waren der einzige weltweit agierende Club, der auch in Skandinavien aktiv war. Niemand hätte sich mit ihnen anzulegen gewagt, niemand konnte sie stoppen. Die Hells Angels zeigten im hohen Norden offenbar ihr wahres Gesicht und waren sich ihrer Sache sicher.
    Zu sicher?
    Der Morticians MC, später in Undertakers MC umbenannt, brachte den Stein ins Rollen. Den Club verband eine lange Kameradschaft mit den Hells Angels, doch diese Freundschaft zerbrach nun.
    Eine Unterordnung kam für die Undertakers trotz der drückenden Überlegenheit der Angels nicht in Frage. Ihr Präsident Jim Tinndahn suchte Verbündete in einem aussichtslosen Kampf und fand sie in Marseille in Form des nach wie vor einzigen europäischen Chapters des weltweit zweitmächtigsten Motorradclubs, des Bandidos MC. Die ersten Kontakte beider Gruppen ergaben sich bei der German Bike Week in Deutschland.
    1993 wurde aus den Undertakers der Bandidos MC Denmark. Der ehemalige Undertakers-Boss Jim Tinndahn wurde später europäischer Präsident des Bandidos MC und damit ein entscheidender Akteur im aufziehenden Konflikt.
    Dieser neu geschmiedeten Streitmacht schlossen sich weitere skandinavische MCs an wie die Morbids, die 666, der Klan MC und ehemalige Mitglieder des White Trash MC. Das hatte

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