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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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suchten Detrois und fünf weitere Männer aus dem Rotlichtmilieu Kassels Kontakt zum Bones MC in Frankfurt. Man traf sich während der zahlreichen Feten, die im Eventkalender jeder Bikerpostille aufgelistet sind. Auf den Partys des mittlerweile auf zwölf Chapter angewachsenen deutschen Clubs traf Detrois einige Bekannte aus dem Milieu und war über deren Mitgliedschaft im Bones MC doch sehr überrascht. Noch mehr staunte er darüber, dass das Gründungs-Chapter Frankfurt bereits große Teile des Rotlichtviertels um den Hauptbahnhof der Mainmetropole kontrollierte.
    Nach einem Jahr Dauerparty bei den unterschiedlichsten Bones-Chaptern bekannten die Männer aus Kassel offiziell ihre Absicht, Mitglied im Bones MC zu werden. Das gemeinsame Motorradfahren spielte bei diesem Entschluss nach Aussage von Detrois nur eine marginale Rolle.
    Die erste Anforderung, über ein eigenes Clubhaus zu verfügen, lösten sie auf pragmatische Weise. Detrois und seine Männer tauchten beim nächsten Kirchgang (so die Bezeichnung der wöchentlichen Clubtreffen) der (gelben) Ghostrider’s in deren Kasseler Clubhaus auf und forderten, dass der Mietvertrag auf sie umgeschrieben würde. Aufgrund von Detrois’ in Kassel bekannter brutaler Vergangenheit als Schuldeneintreiber und seines Rufs im Milieu regte sich keinerlei Widerstand aufseiten der zehn versammelten Ghostrider’s. Die gedemütigten Rocker erhielten einen Tag Zeit, ihren Krempel einzupacken, zu verschwinden und den Besitzer des Hauses, die Deutsche Bahn AG, über den vollzogenen Mieterwechsel zu informieren – Immobiliensuche in der Einprozenter-Welt.
    Nach erneuten Gesprächen erhielten die Männer aus Kassel bereits auf der Einweihungsparty des Clubhauses ihre Bones-Prospect-Kutten, und die ganze Gruppe wurde zu einem ordentlichen Prospect-Chapter ernannt. Nach nur einem weiteren Jahr, 1997, wurde das Chapter Kassel vollwertiges Mitglied im Bones MC. Detrois’ Geschäfte im Rotlichtmilieu florierten nach dem Beitritt zu dem bestens vernetzten Club. Er profitierte von zahlreichen neuen Kontakten und insbesondere vom Tausch der Prostituierten mit anderen Etablissements, zum Beispiel in Frankfurt. So war er in der Lage, den Stammfreiern seiner Bordelle ständig neue Mädchen zu offerieren.
    Das Jahr 1997 wurde von Auseinandersetzungen im Hannoveraner Rotlichtmilieu überschattet. Mitglieder der »rivalisierenden Rockergruppierungen Hells Angels und des Bones MC«, so die Staatsanwaltschaft Hannover, waren dort an Auseinandersetzungen beteiligt. Des Weiteren wurde ein Bones-Mitglied aus Hannover beschuldigt, Waffen an seine Brüder in Mannheim verkauft zu haben.
    Das BKA unterstellte dem Bones MC im Zuge seiner schnellen Expansion immer wieder gewalttätige Vorgehensweisen. So hatte laut Aussagen der Behörden der MC Moto-Clan in Düsseldorf rund 20 Jahre lang einen erheblichen Anteil an den kriminellen Aktivitäten in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt in den Bereichen Prostitution, Drogenhandel und Security. 1999 wurde der MC Moto-Clan in Düsseldorf vom Bones MC geschluckt. Seinen Übertritt verkündete der Club per ganzseitiger Proklamation im Szeneblatt Bikers News . Die Feierlichkeiten anlässlich des Anschlusses nutzte der Bones MC zu einer Machtdemonstration in der Stadt. Am ersten Mai-Wochenende 1999 rollten über 350 Harleys aller mittlerweile 20 Chapter durch die Straßen Düsseldorfs. Laut Lagebild des BKA ging es dem Bones MC bei dieser Ausbreitung hauptsächlich um die Kontrolle über den Drogenhandel und die Prostitution und um die eigene Gewinnmaximierung. Des Weiteren fielen die Bones und weitere MCs vermehrt durch Schutzgelderpressung, Waffen- und Menschenhandel und Hehlerei mit Motorrädern auf. Das Bundeskriminalamt bescheinigte den Bones, »in Deutschland derzeit zweifelsfrei die meisten kriminellen Aktivitäten« innerhalb der Einprozenter zu entfalten und sich »bewusst außerhalb der bestehenden Gesetze zu bewegen, die bürgerliche Gesellschaft zu verachten und nur ihre eigenen Regeln zu akzeptieren«.
    In den Genuss einer »Vorzugsbehandlung« in Form der Einverleibung eines Clubs als Ganzes oder wenigstens seiner bekanntesten Mitglieder kam jedoch nicht jeder MC. Kleinere, unbedeutende Provinzclubs traf die volle Härte der bestens organisierten großen Gangs. Das BKA berichtet von regelrechten Säuberungen ganzer Gebiete, die mit »unglaublichem Terror« durchgesetzt wurden.
    Dieses Vorgehen spiegelt die brutale Expansionspolitik der

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