Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
dass sein Name in Verbindung mit dem juristisch relevanten Vorwurf der Strafvereitelung im Amt genannt wird.
Geld regiert und bestimmt die Welt und auch die polizeiliche Arbeit beugt sich diesem Diktat. Geld, explizit die Budgetverteilung, regelt, dass eine 3000-köpfige Polizeidirektion so agiert, wie es die politische Amtsführung vorgibt und erwartet: Stellt die Polizeiführung personelle und finanzielle Ressourcen für bestimmte Ermittlungsansätze bereit? Veranlasst oder unterlässt sie die Aufstellung einer schlagfertigen Sonderkommission »Rocker« oder »Albaner«? Hält sie den Ermittlern den Rücken frei und verschafft ihnen Zeit, um tief in die Strukturen des polizeilichen Gegenübers einzudringen und stellt sie neben den benötigten finanziellen auch die technischen und personellen Ressourcen bereit? Oder lässt sie Ermittlungen nur als Alibi ihrer angeblichen Bemühungen in einem eher geringen Umfang zu?
Die Entscheidungen in der obersten Etage der Behördenführung Hannovers schienen angesichts der Entwicklungen im Steintorviertel jedenfalls neu gefallen zu sein. Die Polizei hielt sich ab sofort auffällig zurück, denn es zeigte sich, dass in den anhaltenden Revierkämpfen ein Akteur die Oberhand zu gewinnen begann, mit dem man sich im Hannoveraner Polizeipräsidium offensichtlich arrangieren zu können meinte. Diese Einschätzung sollte sich als schwerwiegender Fehler erweisen.
Durch seinen bestens vernetzten Club konnte »der Lange«, wie Hanebuth auch genannt wurde, über beinahe unbegrenzte personelle und logistische Ressourcen verfügen. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen Mitte der 90er-Jahre war es laut dem Polizeiinformanten Hagen J. für jedes Chapter des Bones MC Germany Pflicht, an den Wochenenden jeweils zwei bewaffnete Männer ins umkämpfte Hannover zu schicken. Die endgültige Entscheidung über die Hegemonie im Steintorviertel brachte dann ein Großaufmarsch von 200 Männern des Bones MC.
Um keine größeren Unruhen und weitere Revierkämpfe im Vergnügungsviertel der Landeshauptstadt aufkommen zu lassen, insbesondere im Vorfeld der fünf Monate dauernden Expo 2000 mit Millionen Besuchern, ließ man Frank Hanebuth und seine Männer weitestgehend gewähren. Unumwunden nannte man den Präsidenten des Bones MC Hannover damals im Kommissariat Milieukriminalität einen »Ordnungsfaktor« im Steintorviertel.
Erst Ende der 90er-Jahre begann die Staatsanwaltschaft Hannover ein umfangreiches Ermittlungsverfahren gegen die Mitglieder des Bones MC Hannover. Es ging unter anderem um den Verdacht des Menschen-, Drogen- und Waffenhandels und um Geldwäsche.
Der Geldwäschevorwurf brachte die Bones mit einem der spektakulärsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte in Verbindung: der Entführung des Hamburger Mäzens und Sozialforschers Jan Philipp Reemtsma im Frühjahr 1996. Die Ermittlungen resultierten aus der Aussage des Polizeiinformanten Hagen J. Dieser behauptete, Ende Mai 1996 von einem Bones-Mitglied gebeten worden zu sein, vier bis sechs Millionen aus den 30 Millionen DM Lösegeld der Reemtsma-Entführung einzutauschen. Der angedachte Wechselkurs hätte nach seinen Angaben 40 Prozent des Nominalwertes in US-Dollar oder Schweizer Franken betragen. Bis heute sind lediglich 1,5 Millionen DM des gezahlten Rekordlösegeldes wiederaufgetaucht. Der Haupttäter Thomas Drach ist noch mindestens bis Ende 2013 in Haft.
Dem Hannoveraner Bones-Präsidenten Frank Hanebuth warfen die Ermittler konkret vor, Profite aus der Zuhälterei in legalen Unternehmen, etwa seinem Fitnessstudio und einem Sicherheitsdienst, zu waschen. Die Bemühungen der Polizei und Justiz blieben in diesen Fällen jedoch ergebnislos.
Taktisch geschickt baute sich »der Lange« in der Landeshauptstadt ein Netzwerk auf und wurde mit dessen Unterstützung zunehmend als gesellschaftlich relevante und integrierte Figur in Hannover angesehen. Er nahm Einfluss auf die Presseberichterstattung der Stadt, indem er Journalisten örtlicher Zeitungen als freie Mitarbeiter für seine Szenepublikationen beauftragte.
Seinem Anwalt Götz von F. fiel eine weitere Schlüsselposition innerhalb dieses Geflechts zu, denn er führte den »Kiez-König« in die besseren Kreise der Stadt ein, die von einigen Medien diskreditierend als die »Hannover Connection« oder die »Maschsee-Mafia« bezeichnet wurden. Der Rechtsanwalt trat 1999 zusätzlich mit einem Schreiben an den Polizeipräsidenten Klosa und den Oberbürgermeister Schmalstieg
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