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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Gewalt blieben auch im Knast der stete Begleiter des einst so mächtigen Bosses. Noch im gleichen Jahr wurde Mom Boucher mit einem selbst gefertigten Messer angegriffen und verletzt. Er überlebte die Attacke, der Angreifer nicht. Zu Hilfe eilende Gefängnisinsassen töteten den Feind. Die Big House Crew, das Netzwerk inhaftierter Höllenengel, schützte ihren Anführer.
    Nach den Morden an den beiden Justizbeamten im Jahr 1997 und dem blutigen Bandenkrieg auf Kanadas Straßen hatte die Police Association in einer Resolution die Wiedereinführung der Todesstrafe gefordert, ein Anliegen, das durchaus Unterstützung in der Öffentlichkeit fand.
    Doch die Justizministerin wies die Forderung ab; auch barbarische Metzeleien unter Rockern sollten das zivilisierte Land nicht in altertümliche Vergeltungsweisen zurückfallen lassen.
    Im Oktober 2000 ereignete sich in dem streng bewachten Hells-Angels-Clubhaus in Sorel, Provinz Quebec, ein entlarvendes Ereignis. In einer beispiellosen Aktion wurden 168 Mitglieder der Para Dice Riders, der Last Chance, der Loners, der Los Lobos und der Satan’s Choice auf einen Schlag und ohne jegliche Phase der Anwärterschaft zu vollwertigen Mitgliedern des Hells Angels MC Canada ernannt. Außerdem zwangen die Höllenengel kleinere Clubs, sich dieser Annexion zu unterwerfen oder ihre Aktivitäten einzustellen.
    Operation »Springtime«
    Die Justiz hatte im Laufe der Bikerkriege ein scharfes Schwert in die Hand bekommen, das Sondergesetz C-95. Das neue Gesetz war die Folge eines tragischen Todesfalls. Vier Jahre zuvor starb im Laufe der Auseinandersetzungen zwischen den Angels und den damals noch als Rock Machine firmierenden Bikern der erst elf Jahre alte Daniel Desrochers.
    Ein Drogenhändler, eigentlich ein kleiner Fisch, hatte sich mit den Hells Angels angelegt und hielt sich nicht an ihr Drogenhandelsmonopol in der Provinz. Als sich der Drogenhändler in Montreal in seinen Jeep setzte, zündete ein Unbekannter eine Autobombe und tötete den Aufsässigen. Ein Schrapnell der Bombe bohrte sich bei der Explosion in Kopf und Gehirn des Jungen, der gerade zufällig vorbeikam.
    Unter großer Anteilnahme der kanadischen Bevölkerung rangen die Ärzte vier Tage und vier Nächte um Daniels junges Leben, doch sie verloren den Kampf.
    Daniel blieb nicht das letzte unschuldige Opfer dieses Krieges. Ein Barbesitzer nördlich von Montreal weigerte sich, einem Supporter-Club der Hells Angels zu gestatten, in seinem Laden Drogen zu verkaufen. Sie prügelten ihn mit einem Baseballschläger zu Tode. Großes Entsetzen löste auch der Tod eines weiteren unbeteiligten Jugendlichen aus. Ein 17-jähriger Junge wartete vor einer Bar in Montreal, als eine verirrte Kugel ihn traf.
    Die geschockte Öffentlichkeit ging auf die Barrikaden und forderte umgehend drakonische Konsequenzen, worauf das kanadische Parlament im April 1997 reagierte. Der öffentlichen Empörung folgte der Erlass eines Sondergesetzes, das es den Behörden ermöglichte, jemanden schon aufgrund des bloßen Verdachts der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu verfolgen. Das Gesetz gab der Polizei auch umfangreiche Möglichkeiten zur elektronischen Überwachung von Organisationen und ihren Mitgliedern an die Hand. Es erlaubte zudem, Verdächtige auf unbestimmte Zeit zu inhaftieren. Des Weiteren erhielten Gerichte die Möglichkeit, deutlich härtere Strafen auszusprechen, und das Instrumentarium, um die immensen Geldströme aus dem Drogenhandel zu verfolgen und sie zu beschlagnahmen, wurde verbessert. Nicht zuletzt ermöglichte C-95 Mordanklagen in den Rockerkriegen, ohne dass ein individueller Schuldnachweis erforderlich war. Der Staat schlug zurück!
    Viele kanadische Menschenrechtsorganisationen liefen Sturm gegen das Gesetz, weil sie befürchteten, dass die eklatanten Einschnitte in die Grundrechte auch gegen andere Personengruppen angewendet werden könnten. Doch die Politik zeigte sich unbeeindruckt, C-95 blieb, wie es war. Das Gesetz erwies sich denn auch als maßgeschneidert für die Bedürfnisse der »Wolverines«, einer 60-köpfigen Sondereinheit, die sich mit Spezialisten aus allen kriminalistischen Bereichen schon seit zwei Jahren mit nur einem Auftrag befasste: der Zerschlagung der Hells Angels.
    Im Jahr 1998 begann die kanadische Justiz mit der Operation »Springtime« aufwendige Ermittlungen im Bikermilieu. Am 28. März 2001 wurde der Schlusspunkt unter diese groß angelegte Aktion gesetzt: Beinahe 2000 Polizisten

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