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Wie die Menschheit zur Sprache fand

Titel: Wie die Menschheit zur Sprache fand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Falk
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ein Stadium erreichte, in dem Bewegungskoordination und Kraft gar nicht mehr ausreichten. Diese Säuglinge waren bald zu schwer für die Mütter. Was werden diese getan haben?
    Sie hätten andere darum bitten können, sich die Aufgabe des Herumtragens mit ihnen zu teilen. Heranwachsende Schimpansenweibchen interessieren sich ungemein für Babys, und das wird bei den frühen Homininen vermutlich ähnlich gewesen sein, weshalb sich das oben beschriebene Tantenverhalten bei den weiblichen Vorfahren von Homo erectus vermutlich bis zu einem gewissen Grad verstärkt hat. Solche Tanten werden jedoch über kurz oder lang eigene Junge zu versorgen gehabt haben und mussten außerdem noch selbst Nahrung suchen. Erwachsene Männchen werden noch weniger hilfreich gewesen sein, weil sie, wenn man von Goodalls Schimpansen ausgeht, den Großteil ihres Lebens von Weibchen und Jungtieren getrennt verbringen. Das Experiment
der Natur begann, so zeigen archäologische Funde, lange bevor sich irgendwelche Anzeichen für Sesshaftigkeit zeigten, Mütter hatten seinerzeit also nicht die Chance, die Jungen in einem festen Lager in gegenseitige Obhut zu geben. Manche Mütter haben ihre Säuglinge vielleicht zeitweilig an geschützten Orten (im Gebüsch zum Beispiel) versteckt, aber in Anbetracht der zahlreichen Räuber war das sicher keine Ideallösung.

    Abbildung 3.4 Michaelmas, der einjährige Sohn von Miff, klammert sich mit beiden Händen und Füßen an seiner Mutter fest. Foto: Curt Busse
    Ich bin der Ansicht, dass stillende Mütter vor dem Zeitalter des Homo erectus ihre Jungen bei der Suche nach Unterschlupf, Nahrung und Wasser weiterhin auf dem Arm oder den Hüften getragen haben. (Umherziehende Homininenmütter haben ihre Neugeborenen möglicherweise instinktiv mit dem linken Arm gestützt, weil Babys die tröstliche Nähe des mütterlichen Herzschlags bevorzugen. Ob diese Gewohnheit, falls dem so wäre, möglicherweise zur Entwicklung der Rechtshändigkeit beim
Menschen beigetragen hat?) Umherziehende Mütter mussten vermutlich genau wie Menschenaffenmütter heute hin und wieder Pausen einlegen, um sich mit ihren Babys auszuruhen. Unterwegs aber werden sie beide Hände gebraucht haben, um Beeren zu pflücken, nach Wurzeln zu graben oder andere lebenswichtige Dinge zu sammeln, und »Tanten« oder Geschwister werden nicht immer verfügbar gewesen sein, um ihre Säuglinge zu betreuen. In diesem Falle hatten sie nur eine Wahl: den Säugling abzulegen. Die Mütter der Urzeit werden natürlich vermutlich sehr nahe bei dem von ihnen getrennten Nachwuchs geblieben sein und auch bei ihrer Arbeit ein wachsames Auge auf diesen gehabt haben. Doch zum ersten Mal in der Frühgeschichte blieb das allen Babys tief innewohnende Bedürfnis nach andauerndem Körperkontakt mit ihren Müttern unerfüllt.
    Wie die arme kleine Bee-hind (von Harlows Äffchen ganz zu schweigen) müssen die Säuglinge durch diese Entwicklung extremem Stress ausgesetzt gewesen sein. Ja meine jungen Informanten haben mir signalisiert, dass es auch moderne Babys eindeutig vorziehen, in ständigem Körperkontakt mit ihren Eltern zu bleiben. Als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, hatte Josie soeben entdeckt, wie man einen Wutanfall inszeniert. Sie warf sich mit Vorliebe auf einen nicht von Teppichboden bedeckten Fußbodenbereich, wo sie laut hörbar mit den Handflächen auf den Boden schlagen konnte. Kurz nachdem sie laufen gelernt hatte, wechselte Josie zu Wutanfällen im Stehen und stampfte dabei auf dem Fußboden auf. Ich fragte Josies Mama: »Warum ist sie so sauer?« »Na, weil sie auf den Arm will«, gab diese zurück - sichtlich erstaunt, dass ich so etwas fragen konnte.
    Auch wenn es für unsere Vorfahren zweifellos traumatisch war und für Babys unserer Tage noch immer schwierig ist, glaube ich, dass der Verlust des Körperkontakts zwischen Müttern und Säuglingen ein Meilenstein in der Entwicklung der Menschheitsgeschichte war. Er war es, der unseren Vorfahren half, ihre Stimme zu finden.

Dank
    Zunächst einmal bin ich meiner Agentin Deirdre Mullane und William Frucht zutiefst dankbar für ihre Einschätzung, dieses Buch sei ein lohnendes Projekt. Ich danke meiner Lektorin bei Basic Books (Perseus), Amanda Moon, sowie Alix Slight, die mir mit gründlich durchdachtem Rat geholfen haben, das ursprüngliche

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