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Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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nach Desinfektionsmittel gerochen hat.
    Jetzt goldene Regel, wenn du etwas unbedingt haben willst, musst du immer so tun, als ob du es nicht haben willst. Das gilt im Zwischenmenschlichen, das gilt im Beruflichen, und das gilt erst recht im Detektivischen. Und gerade weil der Brenner auf diesen Job und dieses Zoriza-Zimmer so dringend angewiesen war, hat er ein bisschen grantig gefragt:
    «Wieso mischst du dich überhaupt in diese Hundegeschichte ein? Die Polizei wird den Verrückten schon finden.»
    Und ich muss auch sagen, das war ein gutes Argument. Im Nachhinein gesehen sogar ein sehr gutes. Weil ein Tierstadtrat muss das Ohr an der Bevölkerung haben, ist ganz klar, brauche ich gar nicht erklären, Selbstverständlichkeit. Jetzt interessante Frage, warum hat der Zuhälter Schmalzl auch das Ohr an der Bevölkerung? Wo man normalerweise sagt, Zuhälter eher nicht Ohr an der Bevölkerung, und Gemeinwohl nur sekundär. Besonders die kleinen Zuhälter sind meistens mehr an der Brutalität als am Gemeinwohl orientiert. Vielleicht der große Zuhälter, dass der sagt, ich will jetzt auch die gesellschaftliche dings erwerben, ein bisschen vom Rotlicht- ins Rotary-Milieu umsatteln, das gesamte Lebenswerk auf eine legale Basis stellen, Immobilie, Aktie, Fußballclub, Privatbank, Gebetskreis, diese Dinge, aber nicht mehr Schädeleinschlagen an der Tagesordnung, und wenn es schon einmal unbedingt sein muss, spendiert man der Witwe zumindest ein schönes Begräbnis, und da kann es durchaus sein, dass eben in dieser späteren Phase der große Zuhälter doch auch ein bisschen die Bevölkerung im Sinn hat.
    Aber der Schmalzl ganz eine kleine Nummer, nur ein einziges Lokal, Swingerclub
White Dog
im 20. Bezirk, und wie kommt ausgerechnet der dazu, dass er sich ins Gemeinwohl einmischt.
    «Es hat nichts damit zu tun, dass wir
White Dog
heißen», hat er dem Brenner mit seiner zu hohen Stimme erklärt «Tiernarr in dem Sinn bin ich überhaupt keiner, ich habe ja mein Lokal nicht aus Tierliebe
White Dog
genannt.»
    «Sondern weil
Black Cat
schon vergeben war», hat der Brenner gesagt.
    Da hat man in den Augen vom Schmalzl den Respekt richtig aufblitzen gesehen. «Hast du das jetzt freihändig erraten? Oder hast du Erkundigungen -»
    «
Black Cat
könnte allerdings auch auf Tierliebe schließen lassen», hat der Brenner seinen Gedanken freien Lauf gelassen.
    Der Schmalzl hat blöd geschaut. Weil da ist die Natur oft wahnsinnig ungerecht, und es kann vorkommen, dass einer gar nicht blöd ist, aber die Augenstellung ist so, dass er leicht einmal blöd schaut, wenn er sich nur ein bisschen wundert. Der Schmalzl war alles andere als blöd, der war ein halber Professor. So viele Managerbücher, wie der in seinem Leben schon verschlungen hat, das glaubst du gar nicht. Der hat sogar sein eigenes Lebensmotto gehabt, pass auf: Zufall gibt es nicht!
    Und oft, wenn die Wirtschaftsleute in das
White Dog
gekommen sind, die Bosse mit den ganz mageren Gesichtern, dann haben die sich gewundert, dass der Schmalzl schon die neuesten Sachen gelesen hat, die haben mit dem Schmalzl geredet und geredet über positiv denken, Menschenführung, der Löwe, die Gazelle, und nicht der Große frisst den Kleinen, nein, pass auf: der Schnelle den Langsamen.
    Da haben die Nutten inzwischen das Strickzeug herausgeholt und ganze Skipullover mit Norwegermuster fertig gestrickt, so angeregt haben die Wirtschaftsmänner sich mit dem Schmalzl über die neueste Steuerphilosophie unterhalten.
    Das war sogar ein bisschen ein Geheimtipp bei den Wiener Führungskräften, weil Zeit natürlich Geld, und für so einen müsste der Tag ja unbedingt achtundvierzig Stunden haben, damit er der Welt seinen Stempel aufdrücken kann. Der muss machen Meetings, Motivation, Repräsentation, Solarium und und und, da ist es wahnsinnig gefährlich, dass er mit der Weiterbildung hinten bleibt. Und schon sägen zehn an deinem Sessel, nur weil du dir den neuesten Erfolgsleitfäden noch nicht eingenäht hast.
    Da war natürlich die kompakte Zusammenfassung beim Schmalzl Goldes Wert, weil er dauernd die neuesten Weisheiten so schön nachgeplappert hat wie der teuerste Papagei. In manchen Nächten hätte man schon auf die Idee kommen können, dass die Nutten im
White Dog
nur zur Tarnung da waren, quasi Anstandsdamen zur Wahrung des Gesichts für die Nachhifeschüler vom Schmalzl. Damit es nicht so peinlich ist, dass ein Bankgeneral oder Mords-Holdingchef sich bei einem wie dem Schmalzl die Ezzes

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