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Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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holt über die neuesten Erfindungen, Insidertipps, Sparbuch mit oder ohne Losungswort, New Economy, Old Economy, was ist da jetzt genau der Unterschied, Ewig-jung-Tricks, oder dass man schön Mitarbeiter sagen soll und nicht Putztrampel, dass da sofort der Profit persönlich danke sagt.
    Und vielleicht war deshalb der Schmalzl jetzt ein bisschen ungehalten über den Brenner. Weil er es gewohnt war, dass seine Schüler, ich möchte nicht sagen, an seinen Lippen hängen, aber zumindest einen gewissen Respekt zeigen. Dass der Brenner kein Siegertier war, das hat der Schmalzl auf den ersten Blick erkannt, so zäh, wie der auf den unwichtigsten Dingen herumgeritten ist. Da ist Zeit verloren gegangen im Millionenwert.
    Und der hat immer noch nicht nachgegeben: «Weil
Cat
ist ja in dem Sinn auch ein Tier», hat er versucht, dem Schmalzl seine Meinung aufzudrängen.
    «Damit hat das überhaupt nichts zu tun», hat der Zuhälter seine Dauerwellen besserwisserisch geschüttelt. Er hat so fürchterliche hellblonde Locken gehabt, wo du in Amerika sofort Dollarmillionär bist, wenn du den Friseur verklagst, weil der Schmalzl regelrecht selber ein bisschen
White Dog
, sprich rund um den Kopf sind seine Löckchen gewabert, wie man es sonst nur auf den gewissen Hundeausstellungen sieht, wo die frisch frisierten Hunde auf den Laufsteg kommen.
    «Ich mein ja nur», hat der Brenner immer noch nicht die Geduld verloren, «dass man von
Cat
genauso auf Tierliebe schließen könnte wie von
Dog

    «Damit hat das überhaupt nichts zu tun», hat der Schmalzl ganz ruhig gesagt, weil wenn du einen Untergebenen zu früh zusammenschreist, dann kann der andere glauben, dass du auf einer Ebene stehst, das wäre sogar bei den Todsünden von einem richtigen Manager dabei. «
Black Cat
ist klassisch!»
    Da hat er Recht gehabt. Aber interessant. Oft, wenn jemand Recht hat, kommt die Unterhaltung auf einmal ins Stocken. Vorn auf der Bühne ist auch nicht viel in Schwung gekommen, da hat nicht einmal die gute Musik was genützt. Zwei ältere Herren haben sich gegenseitig ihre blutjungen Gattinnen überlassen, und da dürfte jeder den anderen im Verdacht gehabt haben, dass das gar nicht dem seine Gattin ist, und dann ist natürlich die ganze Romantik beim Teufel. Zugeschaut hat ihnen auch keiner, weil am einzigen besetzten Tisch haben die Kartenspieler so dicke Geldpakete hin- und hergeschoben, dass sie mehr ins Schwitzen gekommen sind als die Pärchen auf der Bühne. Weil Kartenspielen wird nie langweilig, jetzt haben die nackten Männer von der Bühne herunter den Kartenspielern zugeschaut, ich glaube, die waren nur zu schüchtern, um zu sagen, dass sie gern mitspielen würden.
    «Am Nachmittag ist bei uns nie viel los», hat der Schmalzl erklärt.
    Der Brenner hat überlegt, was er darauf antworten könnte, eine gute Meldung, die ihm beim Schmalzl ein bisschen Respekt einbringt. Aber ihm ist nichts eingefallen, und dann war er richtig froh, dass wieder einmal der weiße Hund mit dem singenden Handy dahergestürmt ist.
    Während der Schmalzl telefoniert hat, ist der Hund schön in Handy-Wartestellung geblieben. Der war so gut abgerichtet, dass er fast noch ruhiger gestanden ist als sein ausgestopfter Kollege, der brav neben der Kaffeemaschine gestanden ist und optimistisch in die Zukunft geblickt hat,
positive thinking
nichts dagegen. Beim einen war es das Ausgestopfte, beim anderen war es die Erziehung, aber der Effekt genau der gleiche. Und der Gehorsam war bei ihm absolut echt, oben auf der Bühne nur gespielt, und so was merkst du natürlich sofort, und dann ist es nichts, das zerstört den ganzen Zauber.
    Der Brenner ist dafür immer unruhiger geworden. Ihm ist vorgekommen, der Schmalzl telefoniert eine halbe Stunde, inzwischen hat er die Kartenspieler schon mit geschlossenen Augen unterscheiden können, nur an dem Geräusch, wie sie die Karten auf den Tisch geschnalzt haben. Und so geht es im Leben, ausgerechnet die Kartenspieler haben den Brenner dann doch noch auf einen Gedanken gebracht, mit dem er den Schmalzl beeindruckt hat.
    «‹Schwarze Katze› ist ja auch ein Spiel», hat der Brenner zum Kartentisch hinüber gedeutet, während der Schmalzl endlich sein Handy dem Hund zurückgegeben hat.
    Und der Schmalzl ganz aufgelöst vor Begeisterung: «Darum ist es ja so ein guter Name für ein Lokal! Ein Spiel und ein Tier! In jeder Stadt gibt es ein
Black Cat
, ob du nimmst London, ob du nimmst Paris.»
    Der Schmalzl hat nie gelächelt, immer

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