Wie du befiehlst
Lächeln erschien auf Serenas Lippen. »Du bist neugierig, das gefällt mir, Andrew. Die Neugier ist es, die uns neue Welten entdecken lässt. Die uns verändert. Evolution.«
»Treffend formuliert«, stimmte Andrew ihr zu, dabei hatte Melissa ihn nie wirklich als neugierig wahrgenommen. Der typische Forscherdrang, den oft schon kleine Jungen zeigten, fehlte ihm sonst. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass ihre Beziehung, die ja nun schon immerhin elf Jahre dauerte, irgendwann dem Alltag anheimgefallen war. Melissa merkte, dass sie sich gar nicht so recht an ihre ersten Male erinnern konnte. Sie wusste nur, dass es im Gegensatz zu heute sehr aufregend gewesen war.
»Ich erinnere mich gut an ein junges Mädchen, das wir auch über das Internet kennengelernt hatten. Sie sah dir sogar ein wenig ähnlich, Melissa. Ihre Haare glänzten rot in der Sonne, und sie hatte eine sehr helle Haut und hübsche Sommersprossen. Ein experimentierfreudiges kleines Ding, das seine Grenzen austesten wollte. Und das hat sie getan, nicht wahr, Liebling?«
»O ja. Aus ihr wurde, ohne jede Ãbertreibung, ein anderer Mensch. Das zeigt doch, dass wir erst dann wirklich zu uns selbst finden, wenn wir uns nicht vor uns selbst verstecken.«
Was für ein pseudo-intellektuelles Geschwafel.
»Das ⦠das klingt heië, sagte Andrew und rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her, während Melissa hoffte, dass Espen und Serena nicht noch mehr ins Detail gingen. Sie wollte gar nicht wissen, was ihre vorherigen Liebschaften für Vorlieben hatten. Für sie stand auch jetzt schon fest, dass sie nicht zusammenpassten. Die Amerikaner waren ihr eindeutig zu offenherzig, was Sex anging.
»Laure hat uns immer gern zugesehen. Eine echte Voyeurin. Sie lag auf der Sonnenliege, wir schwammen im Pool. Und als Espen und ich aus dem Wasser kamen, brachte sie uns Champagner an den Beckenrand, dann massierte sie mir den Nacken, hauchte Küsse auf meine Ohrläppchen.«
»Sie hat eine andere Frau geküsst?« Melissa spürte, wie es in ihren Wangen prickelte. Doch sie war nicht sicher, ob es aus Scham war oder weil ihr die Geschichte tatsächlich doch irgendwie gefiel.
»Ja, warum. Hast du ein Problem damit, SüÃe?« Serena leckte sich über die Lippen. »Das kann sehr aufregend sein.«
»Klingt auch so«, meinte Andrew und hing förmlich an Serenas Lippen, doch es war Espen, der nun fortfuhr. »Sie verschwand zwischen Serenas Schenkeln.«
»O ja, das war geil.«
»Und ich stellte mich hinter sie. Sie mochte keine Unterwäsche und auch keinen Bikini. Wenn sie sich am Pool sonnte, war sie immer nackt. Und wie ihr euch vorstellen könnt, war sie auch sehr feucht.«
Das war jetzt nicht wahr, oder? Die erzählten hier tatsächlich alles, was sie mit dieser Laure getrieben hatten. Für Melissa war das, vor allem für das erste Kennenlern-Treffen, deutlich zu viel.
»Ich ⦠ich muss noch mal ins Hotel«, sagte sie eilig und packte ihre Sachen zusammen. Worauf hatte sie sich hier nur eingelassen? Sex war offenbar das einzige Thema, über das diese Leute reden wollten. Nicht, dass sie prüde wäre. Auch sie wünschte sich ein sexuell erfülltes Leben. Aber sie gehörte nicht zu den Menschen, die in einer Sekunde zur nächsten von null auf hundert gehen konnten.
»Aber Schatz, das geht doch auch später noch«, meinte Andrew. Er packte sie am Handgelenk und zog sie auf ihren Stuhl zurück. Sie warf ihm einen, wie sie hoffte, unauffälligen, aber äuÃerst giftigen Blick zu.
»Für Melissa ist das alles noch ganz neu und ⦠unanständig. Geben wir ihr Zeit, sich erst einmal an uns zu gewöhnen«, schlug Serena vor und lächelte sie verständnisvoll an. Sie brauchte sich an nichts zu gewöhnen. Für sie stand jetzt schon fest, diese Partnertauschgeschichte war nichts für sie. Das wurde ihr nun, da sie beisammensaÃen und über ihre Erlebnisse redeten, nur umso klarer. Es war nicht so, dass ihr Serena und Espen unsympathisch gewesen wären. Sie waren freundlich, höflich, zuvorkommend, geduldig, aber ihre Hobbys schreckten sie einfach ab, und es klang danach, als hätten sie sich durch sämtliche Betten der Ostküste gevögelt. AuÃerdem, und das war der entscheidende Grund, hatten sie etwas an sich, was sie nur schwer einordnen konnte. Etwas, das sie in
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