Wie du Ihr
und wir waren alle in der Stimmung, noch etwas Öl hineinzugießen. Es folgten weitere Beschimpfungen und Schuldzuweisungen und unter den zahlreichen Beleidigungen lösten sich die ersten zarten Bande unversehens wieder auf. Als Mr Camden eine Viertelstunde später zu uns kam, gab es keine Gruppe mehr, sondern nur noch vier völlig zerstrittene Schüler und eine Lehrerin, die sich vermutlich fragte, warum sie nicht zu Hause geblieben war.
Mr Camden bemühte sich aufrichtig, das Problem zu lösen.
Er schlug vor, dass von nun an Lisa und ich vorne fahren sollten. Danach fuhr er mit seiner Gruppe rasch davon. Ich glaube nicht, dass er großen Wert darauf legte mitzuerleben, wie seine tolle Idee scheiterte. Was sie tat. Jonathan und Rebecca klebten die ganze Zeit an unseren Hinterreifen und beschwerten sich über das Schneckentempo. Je mehr sie sich beschwerten, desto langsamer fuhr Lisa. Schließlich hatten Jonathan und Lisa zu allem Übel einen Platten und meine Kette riss, als ich am Berg in einen anderen Gang schaltete. Alles Dinge, die man problemlos beheben konnte – vorausgesetzt, die Gruppe bestand aus Leuten, die zusammenhielten oder zumindest miteinander redeten. Stattdessen schmollten wir und behinderten uns gegenseitig, sodass wir den nächsten Haltepunkt ganze eineinhalb Stunden später als geplant erreichten. Für Jonathan ein gefundenes Fressen.
»Euch beide nach vorn zu setzen war wirklich eine grandiose Idee!«
»Immerhin halten wir die Gruppe zusammen«, erwiderte Lisa.
»Stimmt. Ob wir wollen oder nicht.«
»Wir wären besser zu Fuß gegangen. Dann wären wir schneller gewesen.«
»Pannen kann man nicht vorhersehen«, meinte Ms Jenkins beschwichtigend. »Ich finde, wir schlagen uns ganz gut.«
Aus irgendeinem Grund machte diese Bemerkung Lisa noch viel wütender als Jonathans Sticheleien. Sie packte ihr Fahrrad an der Sattelstange und schleuderte es wie eine Hammerwerferin von sich. Das Rad flog beeindruckend weit durch die Luft und landete scheppernd weiter unten auf der Straße.
»Nein!«, schrie sie. »Wir schlagen uns überhaupt nicht gut. Wir schlagen uns sogar verdammt schlecht!« Sie starrte uns herausfordernd an. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging die Straße in die Richtung hinunter, aus der wir gekommen waren.
»Willst du ihr nicht nachgehen?«, fragte mich Jonathan grinsend. Ms Jenkins schien das überhaupt nicht komisch zu finden.
»Lisa!«, rief sie und ihre Stimme klang zum ersten Mal ungeduldig. Wir waren erst einen Tag zusammen und sie hatte schon die Schnauze voll von uns. Lisa drehte sich zu uns um.
»Ich geh kacken. Oder ist das vielleicht verboten?«
Wir warteten in unbehaglichem Schweigen. Ich setzte mich auf die Wiese und versuchte, die anderen zu ignorieren. Jonathan versuchte, Rebecca aufzuziehen, aber sie reagierte nicht. Ms Jenkins holte Lisas Rad zurück und schaltete durch die Gänge, um zu überprüfen, ob es beschädigt war. In der Zeit, die Lisa benötigte, um sich zu erleichtern – und vermutlich ein bisschen zu weinen –, verloren wir alle unseren Willen weiterzufahren. Wir gaben es sogar auf, so zu tun, als führen wir zusammen. Stattdessen überholten wir uns gegenseitig und fielen in unregelmäßigen Abständen kraftlos zurück. Ms Jenkins hielt sich im Hintergrund wie ein nervöser Hirtenhund, der nicht zu bellen wagt. Wir machten nur den Mund auf, um eine Mücke auszuspucken oder zu fluchen. Eigentlich hatten wir geplant, gegen Mittag in Masterton anzukommen. Um halb drei erreichten wir den Stadtrand. Das Begleitfahrzeug wartete auf uns, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
»Jetzt ist es nicht mehr weit«, log Joe, der sich aus dem Wagenfenster lehnte. Er hatte so eine spezielle Art, einen grundlos anzulächeln, als wüsste er etwas, was man nicht wusste. »Gibt's Probleme?«
»Ach was. Wir amüsieren uns prächtig«, erwiderte Jonathan spöttisch, obwohl er sich vermutlich tatsächlich bestens amüsierte – wenn auch als Einziger. Wie dem auch immer war, Joe war jedenfalls nicht der Typ für versteckte Botschaften.
»Na prima! Also bis später am Fluss.« Und dann war er weg, ehe einer von uns auch nur die Chance hatte, ihn aufzuhalten.
»Was erzählst du denn da für einen Schwachsinn!«, fauchte Rebecca Jonathan an.
»Wieso denn? Gefällt es dir etwa nicht?«, erwiderte er grinsend. »Tut mir leid. Das ist mir entgangen.«
»Er hätte uns mitnehmen können«, sagte Lisa.
»Na ja. Das schlimmste Stück haben wir hinter uns«,
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