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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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versuchte uns Ms Jenkins zu trösten. Ihre Stimme klang so kraftlos, dass wir ihr nicht einmal widersprachen.
    Mit drei zu zwei Stimmen entschieden wir uns für ein verspätetes Mittagessen bei McDonalds. Da unsere bisherige Leistung beim Radfahren sowieso zu wünschen übrig ließ, gingen wir davon aus, dass es keine Rolle mehr spielte, ob wir etwas Vernünftiges aßen oder nicht. Immerhin wussten wir hier genau, was uns erwartete. Und in diesem Moment hatte das etwas Tröstliches, wenn schon alles andere unberechenbar erschien. Schon die vertraute Einrichtung wirkte beruhigend: die gesprenkelten Tische mit den Plastikstühlen, die Fotos der pickligen »Mitarbeiter des Monats« an den Wänden und der kleine Ronald, der uns mit irren Augen aus der Kinderecke anstarrte. Und dann dieser typische Geruch nach heißem Öl und Reinigungsmittel. Es war, als würden wir nach Hause kommen. Vielleicht war das der Grund, warum wir uns plötzlich ein wenig entspannten. Während wir uns gegenseitig Pommes vom Tablett klauten und uns über das Eis beschwerten, vergaßen wir völlig, uns zu streiten. Gespräche begannen.
    »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich diesen Kurs überhaupt belegt habe«, sagte Lisa und tunkte ein Stück ihres Cheeseburgers in meine Soße. »Ich finde es total scheiße.«
    »Stimmt«, bestätigte Rebecca, anstatt die Chance zum Angriff zu nutzen.
    »Wisst ihr, was?«, sagte Jonathan mit funkelnden Augen, als ein vager Plan in seinem kranken Hirn Gestalt annahm. »Mr Camden wird sich schwarzärgern, wenn wir heute Abend nicht am Zeltplatz aufkreuzen.«
    Die Idee war genial einfach. Der Zeitpunkt war perfekt. Ich erinnerte die anderen an das, was uns Mr Camden vor der Abfahrt zugerufen hatte: »In fünfzehn Jahren ist es noch nie vorgekommen, dass jemand diese Etappe nicht geschafft hat.«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Ms Jenkins Jonathan mit besorgtem Blick.
    »Auf gar nichts«, erwiderte Jonathan und stand auf. »Ich hab mir nur gerade überlegt, dass ich mir noch einen Nachtisch hole. Das ist alles.«
    Wir folgten ihm zur Theke. Ich war pappsatt und hatte fast kein Geld mehr, aber das war mir egal. Es fühlte sich gut an, dass wir endlich alle am gleichen Strang zogen.
    Je länger wir an unseren Nachtischen löffelten, desto häufiger sah Ms Jenkins auf die Uhr.
    »Was genau habt ihr denn jetzt vor?«, erkundigte sie sich.
    »Ganz einfach«, antwortete Jonathan zufrieden lächelnd stellvertretend für uns alle. »Wir fahren weiter, bis es dunkel wird, und suchen uns dann einen Platz, wo wir übernachten können.« Er sagte das so beiläufig, als wäre es das Naheliegendste auf der Welt.
    War es aber nicht. Erstens befand sich unsere komplette Ausrüstung im Begleitfahrzeug. Zweitens hatten wir nichts zu essen dabei. Und wenn wir nicht bis zum Ende der Tagesetappe fuhren, wurde die nächste Etappe nur noch länger. Es verstieß gegen sämtliche Sicherheitsregeln und würde uns ziemlich sicher ein Ungenügend bescheren. Aber keiner von uns erwähnte auch nur einen dieser Punkte. Der Reiz war einfach zu groß. Es war sonnenklar, dass wir diesen Tag nicht mehr erfolgreich abschließen würden. Jonathan bot uns die Chance, unserer Niederlage wenigstens einen Hauch Exotik zu verleihen. Ms Jenkins hätte uns nur zu gerne gesagt, dass wir einen Fehler machten, das war ihr deutlich anzusehen. Aber das durfte sie nicht. Während der Tour trafen wir die Entscheidungen. So waren die Regeln.
    Lisa und Jonathan hatten noch Geld übrig und gingen zum Supermarkt um die Ecke, um etwas zum Abendessen zu kaufen. Dann setzten wir uns wieder auf die Räder. Der neue Plan beflügelte uns so sehr, dass wir schneller vorankamen denn je. Wenn das keine Ironie des Schicksals war. Natürlich wäre es übertrieben zu behaupten, dass wir plötzlich alle Freunde waren. Aber irgendetwas hatte sich verändert. Es gab sogar Ansätze von Gesprächen, die wie elektrische Funken zwischen den Radfahrern hin und her sprangen.
    Eine Stunde später mündete die Teerstraße in einen Feldweg. An dieser Stelle ging das Weideland langsam in die Ausläufer der Tararua-Berge über. Die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden und ließ sie kalt und düster erscheinen. Unter uns schlängelte sich der dunkle Waiohine River durch eine Schlucht. Laut Straßenschild waren wir nur noch neun Kilometer von den anderen entfernt.
    »Das schaffen wir noch locker«, meinte Ms Jenkins. Wir waren zwar müde und die Straße wand sich bergauf,

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