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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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Geschichte erzählte, fühlte ich mich schäbig. Ausgerechnet die Menschen, die ich am meisten liebte, musste ich belügen. Und je mehr ich erzählte, desto mehr hatte ich das Gefühl, nur ein Besucher zu sein. Als wäre ich überhaupt nicht zu Hause.
    Später schickte Mum Duncan ins Bett. Ich ahnte, was jetzt kommen würde. Zuerst redete sie ein bisschen um den heißen Brei herum. Sie erzählte von Bekannten, die ihr Haus verloren hatten, und von Leuten, die gestorben waren. Ein paar Schüler aus unserer Schule waren auch umgekommen, aber niemand aus meiner Stufe. Sie erzählte, wie nett die Leute zu ihr gewesen seien und wie schlimm die Ungewissheit. Ihr Haar sah grauer und ihr Gesicht müder aus. Dann holte sie tief Luft und sah mich forschend an.
    »Sie waren natürlich alle hier. Rebecca und Jonathan und Lisa. Sie sind sehr nett.«
    »Ja.« Ich nickte.
    »Sie haben mir erzählt, was passiert ist und was du gesehen hast. Die Polizei war auch schon da. Sie wollen bestimmt mit dir sprechen.« Das war mir klar. Ich nickte wieder.
    »Ihre Eltern waren auch hier. Deine Freunde haben sie besucht. Wahrscheinlich würden sie auch gerne mit dir sprechen. Wenn du dazu bereit bist.«
    Erneutes Nicken. Ja, ja, ja. Alles Dinge, mit denen ich gerechnet hatte. Alles Dinge, die ich durchstehen würde.
    »Ich war bei der Trauerfeier. Ich dachte, ich wäre es ihnen schuldig. Sie haben die Leiche nicht gefunden. Es muss schrecklich für sie sein.« Sie verstummte abrupt, wie jemand, der durch eine fremde Stadt läuft und plötzlich merkt, dass er sich verlaufen hat. Sie sah mich besorgt an. Dann stand sie auf und zog meinen Kopf an sich.
    Ich starrte auf unsere Wohnzimmerwand. Und in diesem Moment spürte ich es: Das war kein Neuanfang. Ich war wieder mittendrin, aber ich war zu müde, um darüber nachzudenken.
    Ich stand auf und umarmte sie. Ich liebte sie über alles und hatte mich so sehr danach gesehnt, mich an ihr festzuhalten. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, sie gar nicht wirklich zu umarmen. Ich sagte ihr, dass ich sie liebte, und fragte, ob ich Jonathan anrufen könnte.
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Es war Onkel Bruce. Er sagte, dass die Polizei sofort jemanden zu uns schicken wollte, aber Mum bat ihn, das Gespräch auf morgen zu verschieben. Dann wollte ich endlich Jonathan anrufen, aber zuerst musste ich seine Nummer im Telefonbuch nachschlagen. Sein Nachname war der einzige, an den ich mich erinnerte.
    »Verdammt, Marko!«, sagte er, als ich mich am Telefon meldete. Dann Stille. »Marko! Ich fass es nicht!«
    Er stieß einen lauten Jubelschrei aus. Dann musste ich warten, weil er am anderen Ende der Leitung mit neugierigen Fragen bombardiert wurde.
    »Ja, er ist es. Er lebt ... Ich weiß nicht, das hat er nicht gesagt. Wahrscheinlich zu Hause ... Das weiß ich auch nicht. Pass auf, lass mich einfach mal mit ihm reden, ja? Tut mir leid, Mann. Die sind hier alle total aus dem Häuschen ... Mensch, Marko! Wie geht's dir? Geht's dir gut?«
    »Ja, alles klar.«
    »Was ist passiert? Ich dachte, sie hätten dich geschnappt.«
    »Haben sie auch, aber ich bin ihnen entwischt.«
    »Hast du sie gesehen? Du hast bestimmt ihre Gesichter gesehen. Hast du schon mit der Polizei geredet?«
    »Die kommen morgen her.«
    »Gut. Gut. Tja, also ... und wie geht's dir jetzt?«
    »Na ja, ganz gut. Ist gar nicht so einfach zurückzukommen.«
    »Hast du die anderen schon angerufen?«
    »Nein, du bist der Erste.«
    »Ich kann sie anrufen, wenn du willst.«
    »Okay.«
    »He, wir sollten uns treffen. Wie wär's, wenn du morgen Abend zu mir kämst?«
    Er sagte es, als würde er mich zu einer Party einladen. Es fühlte sich irgendwie falsch an. Ich dachte, dass er eigentlich etwas anderes sagen müsste. Auch wenn ich nicht wusste, was.
    »Ähm, klar. Gute Idee.«
    »Lisa wird sich bestimmt wahnsinnig freuen. Hast du das von ihr schon gehört?«
    »Nein, was denn?«
    »Echt übel. Ihr kleiner Bruder ist beim Erdbeben ums Leben gekommen. Es geht ihr natürlich mies. Aber vielleicht kann ich sie ja überreden, trotzdem zu kommen. Mensch, Marko!«
    »Ja.«
    Ich wollte noch viel mehr sagen, aber nicht am Telefon mit Mum im Hintergrund. Morgen Abend würde es bestimmt anders sein, wenn ich sie alle wiedersah. Das mit Lisas Bruder warf mich echt um. Jonathan redete wieder mit jemandem am anderen Ende der Leitung.
    »Ja, ich weiß. Aber es ist Marko ... Ja, ja, schon gut. He, Marko. Ich muss leider los.«
    »Kein Problem.«
    »Dann also bis

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