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Wie ein einziger Tag

Wie ein einziger Tag

Titel: Wie ein einziger Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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gewartet hatte. Später in jenem Sommer führte er sie zu diesem Haus, das damals zum Teil verfallen war, und sagte ihr, daß er es eines Tages kaufen und wieder aufbauen würde. Sie sprachen von ihren Träumen - sie wollte Künstlerin werden, er die Welt bereisen -, und in einer heißen Augustnacht verloren sie ihre Unschuld. Als sie drei Wochen später abreiste, nahm sie ein Stück von ihm und den Rest des Sommers mit sich fort. An einem frühen regnerischen Morgen, nach einer schlaflosen Nacht, sah er sie die Stadt verlassen. Er ging nach Hause, packte seine Reisetasche und verbrachte die folgende Woche allein auf Harkers Island.
    Noah strich sich mit den Fingern durchs Haar und sah auf die Uhr. Zwölf nach acht. Er stand auf, ging zur Vorderseite des Hauses, schaute die Straße hinunter. GUS war nicht zu sehen, und Noah rechnete nicht mehr damit, daß er noch kommen würde. Er ging zurück zu seinem Schaukelstuhl und setzte sich wieder.
    Er erinnerte sich daran, mit GUS über sie gesprochen zu haben. Als er sie das erste Mal erwähnte, schüttelte GUS lachend den Kopf. »Das also ist das Gespenst, vor dem du wegläufst.« Als Noah fragte, was er damit meine, sagte GUS: »Du weißt schon, das Gespenst, die Erinnerung. Ich sehe doch, wie du arbeitest, Tag und Nacht, wie du schuftest, dir kaum Zeit zum Atmen läßt. Dafür gibt es nur drei Gründe: Entweder man ist verrückt, oder man ist dumm, oder man will etwas vergessen. Und bei dir wußte ich gleich, du willst etwas vergessen. Ich wußte nur nicht, was.«
    Er dachte über GUS' Worte nach. GUS hatte natürlich recht. Ein Gespenst ging um in New Bem. Der Geist ihrer Erinnerung. Er sah sie im »Fort Totten Park«, ihrem Treffpunkt, immer wenn er vorbeiging. Da hinten auf der Bank oder gleich neben der Eingangstür, immer ein Lächeln um die Lippen, das blonde Haar sanft über die Schultern fallend, die Augen grün wie Smaragde. Und wenn er abends mit der Gitarre auf der Veranda saß, sah er sie neben sich, wie sie still den Klängen aus seiner Kindheit lauschte.
    Oder wenn er zu Gaston's Drugstore ging oder ins Masonic Theater, oder auch, wenn er nur durch die Stadt schlenderte. Überall, wohin er schaute, sah er ihr Bild, sah er Dinge, die sie wieder zum Leben erweckten.
    Es war seltsam. Er war in New Bern aufgewachsen. Hatte seine ersten siebzehn Jahre hier verlebt. Aber wenn er an New Bern dachte, schien er sich nur an den einen Sommer zu erinnern, den Sommer, den sie zusammen verbracht hatten. Andere Erinnerungen waren nur Fragmente, einzelne Bruchstücke aus der Zeit des Heranwachsens, und nur wenige, wenn überhaupt, erweckten Gefühle in ihm.
    Er hatte GUS eines Abends davon erzählt, und GUS hatte ihn nicht nur verstanden, er hatte ihm auch eine Erklärung geliefert. »Mein Dad hat immer gesagt: ›Wenn du dich das erste Mal verliebst, dann verändert es dein Leben für immer, und wie sehr du dich auch bemühst, das Gefühl geht nie vorbei. ‹ Das Mädchen, von dem du mir erzählst, war deine erste Liebe. Und was du auch tust, sie wird immer bei dir sein.«
    Noah schüttelte den Kopf, und als ihr Bild zu verblassen begann, kehrte er zu seinem Whitman zurück. Er las noch eine Stunde, blickte manchmal auf, wenn er Waschbären und Beutelratten am Flußufer entlanghuschen hörte. Um halb zehn klappte er sein Buch zu, ging hinauf in sein Schlafzimmer, schrieb in sein Tagebuch - Persönliches und auch Praktisches, wie die Arbeiten an seinem Haus. Vierzig Minuten später schlief er. Clem kam die Treppe herauf, schnüffelte an seinem Bett, drehte sich ein paarmal um die eigene Achse, bevor sie sich am Fußende zusammenrollte.
    Am selben Abend, nur hundert Meilen entfernt, saß sie allein auf der Verandaschaukel des elterlichen Hauses, ein Bein unter sich geschlagen. Die Sitzfläche war etwas feucht gewesen, als sie sich draußen hinsetzte; es hatte vorher heftig geregnet, doch die Wolken lockerten jetzt auf, und sie blickte zum Himmel, wo die ersten Sterne sichtbar wurden, und fragte sich, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie halte tagelang mit sich gerungen - auch diesen Abend wieder -, doch sie wußte, sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie diese Gelegenheit einfach verstreichen ließe.
    Lon wußte nicht, warum sie am nächsten Morgen wegfahren wollte. Eine Woche zuvor hatte sie vage angedeutet, sie würde vielleicht ein paar Antiquitätenläden an der Küste aufsuchen. »Nur für zwei, drei Tage«, hatte sie gesagt. »Außerdem brauche

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