Wie ein Film (German Edition)
Komm schon!“
Allmählich gefiel Luca dieses kleine Spielchen. Wenn Steffi etwas wissen wollte, konnte sie bis zum Umfallen nerven. Meistens schaffte sie es nicht, Steffis Betteleien standzuhalten, diesmal jedoch blieb sie hart.
„Da kommt mein Taxi.“ Sie winkte dem Fahrer wild zu. „Wir treffen uns heute Abend um acht im Cruso, okay? Bis später dann, Schätzchen.“
Luca gab Steffi noch einen flüchtigen Abschiedskuss und verschwand lachend im Taxi. Steffi schaute verdutzt hinter dem Auto her, als es sich in den regen Straßenverkehr einreihte. So hatte sie Luca ja noch nie erlebt. „Nun ja“, versuchte sie sich und ihren extremen Wissensdrang zuberuhigen. „Heute Abend werde ich ja erfahren was hier gespielt wird.“
Damit drehte sich um und ging. Was aber sollte sie jetzt mit dem angebrochenen Tag anfangen? Vielleicht setzte sie sich doch an den Computer, um an ihrem neuen Buch zu arbeiten. Um
diesmal
nicht wieder so unter Termindruck zu kommen. Aber unter Druck hatte sie bisher eigentlich immer am besten gearbeitet. Na, erst mal nach Hause gehen, und dann sehen was der Tag noch so bringen würde.
Auf der Fahrt zu ihrem Büro ging Luca in Gedanken noch einmal das Telefonat mit Marina, ihrer Assistentin, durch. Wenn tatsächlich das Eintreffen sollte, was sie erhoffte, dann könnte dies der ganz große Durchbruch sowohl für Steffi als auch für sie werden. Marina war am Telefon unglaublich nervös gewesen und kaum in der Lage zu sprechen. Erst nachdem sie mehrmals tief Luft geholt hatte, konnte sie Luca endlich erzählen, was passiert war.
Der Assistent von Marek Seiters, einem sehr bekannten deutschen Regisseur, der auch internationale Erfolge auf seinem Konto verbuchen konnte, hatte angerufen und von dem Interesse seines Chefs an den Filmrechten für Steffis Buch erzählt. Sollte es tatsächlich zu einem Vertragsabschluss kommen, wäre das ein unglaublicher Erfolg. Nicht nur für Steffi und Luca, sondern auch für alle lesbischen Frauen.
Denn in erster Linie wurden nur Liebesfilme mit heterosexuellen Paaren als Hauptdarsteller produziert. Wirklich gute und erfolgreiche lesbische Filme existierten jedoch kaum. Wie viele lesbische Filme gab es, die solch eine Publicity und Aufmerksamkeit genossen wie heterosexuelle Filme? Oder hatte jemals eine Frau einen Oscar bekommen, die in einem lesbischen Film mitspielte?
Steffi war immer der Ansicht, dass die existierenden lesbischen Filme zu viele Klischees bedienen.
Da ist eine heterosexuelle Frau – am besten noch verheiratet und mit Kindern - die eine Lesbe kennen lernt und plötzlich bemerkt, dass sie sich in diese verliebt hat.
Oder der Film handelt vom Coming Out einer Lesbe, was natürlich auch der Realität entsprach, doch warum konnte es nicht auch gute, lesbische Love Storys geben, wo eine Lesbe eine andere kennen lernte und sich verliebte? Schließlich wurden solche Geschichten auch in Massen über Heteros produziert.
Die Love Story aus Steffis Buch war da ganz anders. Als Luca sie gelesen hatte, war sie sofort total begeistert. Da wurde die Liebe zwischen zwei Frauen sehr einfühlsam und sensibel beschrieben, und es stand nicht die Homosexualität dieser Frauen im Vordergrund, sondern die Romantik, das Gefühl und vor allem die Liebe, die die beiden miteinander verband. Dass diese Geschichte jetzt vielleicht verfilmt werden sollte, machte Luca sehr stolz und glücklich.
Als das Taxi endlich angekommen war, stieg Luca schnell aus, warf dem Fahrer sein Geld zu und rannte ins Gebäude. Dass sie dabei einige Leute anrempelte und dadurch verärgerte, machte ihr in dem Moment nicht viel aus. Auf dem schnellsten Wege ins Büro, war ihr einziger Gedanke. Im Fahrstuhl knetete sie nervös ihre Finger, sie wollte jetzt endlich in ihrem Büro sein und diesen verflixten Anruf tätigen. Diese Ungewissheit machte sie ganz nervös. Jeder der aus – oder einsteigen wollte, wurde von Luca mit bösen Blicken bedacht.
„Oh nein“, murmelte sie verärgert vor sich hin. „Muss dieser verflixte Fahrstuhl denn wirklich in jedem Stockwerk anhalten!“
Nach scheinbar unendlichen Minuten erreichte sie endlich den 6. Stock. Erleichtert trat Luca hinaus und rannte den Flur entlang zu ihrem Büro. Die verwunderten Blicke einiger Anwälte, die hier ihre Kanzlei hatten und gerade in Richtung Fahrstuhl gingen, bemerkte sie gar nicht.
Nur noch ein paar Meter und sie wäre endlich da. Völlig außer Atem riss Luca die Tür zum Vorzimmer ihres Büros auf und stolperte
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