Wie ein Prinz aus dem Maerchen
schließt einander nicht aus.“
Nikolas dachte kurz nach. „Die Dorfbewohner …“
„Das Missgeschick bei der Parade hat sie längst wettgemacht. Die Leute haben ihr vergeben und lieben sie inzwischen.“
„Du spionierst ihr nach?“
„Du etwa nicht?“
„Ich habe ein paar Wachen auf Erkundung in den Norden geschickt …“
„Das habe ich mir gedacht.“ Dimitri schmunzelte. „Wie immer hast du deine Pflicht getan. Doch jetzt ist es an der Zeit, an dich selbst zu denken. Vergiss alles andere. Rette deine Ehe und sorge dafür, dass Isabel in Veronia bleibt – weil sie dich liebt.“
„Ich soll ihr nachlaufen?“
„Es ist deine Entscheidung, doch wenn du etwas für sie empfindest, solltest du dich durch nichts aufhalten lassen.“
Nie zuvor hatte Nikolas sich gestattet, verletzlich zu sein und Gefühle zu zeigen. Isabel gegenüber hatte er sich zwar ein wenig geöffnet, doch das genügte ihr nicht. Sie verlangte vollständige Hingabe, nicht nur im Schlafzimmer. Ob er dazu fähig war?
„Und falls ich noch nicht weiß, was ich für sie empfinde?“
„Dann finde es heraus.“ Den Blick auf ein Foto seines Erstgeborenen gerichtet, das an der Wand hing, fuhr Dimitri fort: „Das Leben ist kurz. Sorge dafür, dass du nichts bereuen musst!“
12. KAPITEL
Die Worte seines Vaters gingen Nikolas nicht mehr aus dem Kopf. Es war höchste Zeit, sich über seine Gefühle für Isabel klar zu werden. In dieser Nacht konnte er nicht schlafen und wälzte sich unruhig hin und her. Plötzlich schwankte sein Bett, als wäre jemand im Dunklen dagegen gestoßen.
In der Hoffnung, Isabel hätte sich zur Rückkehr entschlossen, setzte er sich auf und sah sich nach ihr um. Ihr Platz war leer – und seine Enttäuschung riesengroß. Dass er sie vermisste, hatte er sich bereits eingestanden. Ihr Lachen, ihre Küsse, ihre Wärme fehlten ihm entsetzlich, sogar das Motoröl unter ihren Fingernägeln.
Doch wenn sie die Erschütterung nicht verursacht hatte, was war dann der Grund? In diesem Moment klopfte es an der Tür.
„Herein“, rief Nikolas, und Jovan trat ein, in einem dunkelblauen Bademantel und Hausschuhen. „Es hat ein starkes Erdbeben gegeben, das Epizentrum liegt im Norden, in Sorbia.“
Die Angst um seine Frau schnürte Nikolas förmlich die Kehle zu. „Isabel?“
„Wir konnten noch keine Verbindung zum Schloss herstellen. Sämtliche Kommunikationsmittel in der Region sind gestört.“
„Ich muss sofort zu ihr!“ Hastig sprang er aus dem Bett und eilte zum Schrank, um den Pyjama gegen Straßenkleidung zu tauschen.
„In vierzig Minuten steht ein Hubschrauber bereit.“
„Das dauert mir zu lang. Aktiviere den Katastrophenplan!“
„Schon geschehen.“
„Ich muss meinen Vater aufsuchen, danach treffen wir uns am Hubschrauberlandeplatz.“
Den Weg bis zur Suite seiner Eltern legte er im Laufschritt zurück. In Gedanken sah er Isabel unter den Trümmern des Schlosses verschüttet, verletzt und einsam. Wenn ihr etwas zustieß …
Der Rat seines Vaters fiel ihm wieder ein, und jetzt erst begriff er ihn. Hoffentlich war es nicht zu spät!
Sollte Isabel am Leben sein, würde er alles daransetzen, ihre Ehe zu retten und ihr seine Liebe zu beweisen.
Ein eisiger Wind blies von den Bergen her. Die Sonne würde erst in zwei Stunden aufgehen. „Packt so viel Lebensmittel, Wasser und Decken in den Lastwagen wie möglich“, wies Isabel ihr Personal an und zog den Reißverschluss an ihrer Jacke zu. Geschäftig eilten ihre Leute zwischen Schloss und Garage hin und her, teils noch im Schlafanzug. „Beeilt euch, wir müssen schnell ins Dorf gelangen. In fünf Minuten fahren wir ab.“
„Nein, Madame.“ Emil, der Butler, nahm ihr den Wasserkanister aus der Hand, den sie gerade in den Laster hieven wollte, und hob ihn selbst hinein. „Ich sorge dafür, dass die Vorräte sicher ankommen, aber Sie bleiben hier.“
Ein wenig hörte er sich an wie Onkel Frank.
„Ich bin schwanger und nicht krank“, widersprach Isabel ihm energisch. Ein Teil des Personals wusste aus Sicherheitsgründen über ihren Zustand Bescheid. Sie klopfte sich auf den Bauch. „Die Kinder sind bei mir gut aufgehoben. Ich weiß genau, was ich mir zumuten kann und was nicht.“
Doch so einfach ließ Emil sich nicht zum Schweigen bringen. „Der Doktor …“
„Er hat mir geraten, meinen üblichen Tätigkeiten nachzugehen. Dazu gehört auch, anderen zu helfen.“
„Prinz Nikolas würde es nicht zulassen!“
„Dann ist es gut,
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