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Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Wie ein Prinz aus dem Maerchen

Titel: Wie ein Prinz aus dem Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa McClone
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mit den widersprüchlichen Forderungen der Handelsdelegationen herumplagen musste.“
    „Wir haben deine Brautschatulle aufgespürt!“
    Mit allem hatte Nikolas gerechnet, nur nicht damit! Einem alten veronianischen Brauch zufolge musste jeder Prinz seine über Generationen weitervererbte Schatulle am Tag seiner Hochzeit an seine Braut überreichen.
    Sein Exemplar war jedoch vor über zwanzig Jahren verschollen, als im Land Unruhen ausgebrochen waren.
    „Bist du sicher, dass es sich tatsächlich um meine Schatulle handelt?“
    „So sicher ich sein kann, ehe ich sie in Händen halte.“
    „Wo befindet sie sich?“
    „In den USA. Genauer gesagt in Charlotte im Bundesstaat North Carolina.“
    „Wie ist sie da bloß hingekommen?“, wunderte sich Nikolas, doch letztendlich war es ihm gleichgültig, solange er sie nur zurückerhielt.
    „Wie wurde sie gefunden?“, erkundigte er sich neugierig.
    „Über ein Antiquitätenforum im Internet. Der derzeitige Besitzer suchte darüber nach dem passenden Schlüssel. Er übersandte mir ein Foto, das meinen Verdacht bestätigte.“
    „Ist es nicht eine Ironie des Schickals, dass moderne Technik unseren uralten Brauch rettet?“ Und sie brachte mehr zuwege als ein Heer von Privatermittlern, das jahrelang vergebens nach der Schatulle gefahndet hatte.
    „Gelegentlich ist sie von Nutzen. Unser Volk hängt jedoch an seinen Traditionen. Das darfst du nicht vergessen, wenn du eines Tages regierst.“
    „Du weißt, dass ich stets im Sinn Veronias handle.“ Pflichtbewusstsein lag Nikolas im Blut, denn bereits seit achthundert Jahren herrschte seine Familie über das Land. „Aber wir müssen mit der Zeit gehen, wenn wir im einundzwanzigsten Jahrhundert bestehen wollen!“
    „Dennoch hast du einer arrangierten Ehe zugestimmt.“
    Gleichmütig zuckte Nikolas die Schultern. Er betrachtete seine bevorstehende Hochzeit als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Julianas stattliche Mitgift und die weitreichenden Beziehungen ihres Heimatlandes würden Veronia zugute kommen. Zudem würde eine königliche Hochzeit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen und den gerade erst im Entstehen begriffenen Tourismus fördern.
    „Ich hänge nicht an den alten Bräuchen, doch ich werde alles tun, was unserem Land nützt.“
    „Genau wie ich.“ Sein Vater schloss den Ordner auf dem Schreibtisch. „Befindet sich der Schlüssel zu der Schatulle noch in deinem Besitz?“
    „Natürlich.“ Seit ihm vor über zwanzig Jahren befohlen worden war, ihn nie abzulegen, hatte Nikolas ihn ständig an einer Kette um den Hals getragen. Jetzt holte er ihn unter seinem Hemd hervor. „Kann ich die Kette jetzt endlich ablegen?“
    „Nein. Du musst sie nach North Carolina mitnehmen.“
    „Jovan kann an meiner Stelle fliegen. Ich bin derzeit unabkömmlich, mein Terminkalender ist randvoll, und Prinzessin Juliana weilt zu Besuch.“
    „Die Schatulle ist dein Eigentum, du wirst sie persönlich nach Hause holen. Alle Arrangements sind bereits getroffen. Dein Assistent hat inzwischen den Reiseplan und alle nötigen Informationen erhalten.“
    Nikolas presste kurz die Lippen fest aufeinander. Widerstand war zwecklos, das Wort des Königs galt, egal wie er darüber dachte. „Gut. Allerdings habe ich sie noch nie gesehen.“
    „Doch, das hast du. Vermutlich ist es dir entfallen, weil du damals noch ein Kind warst.“
    Die einzigen Erinnerungen an seine Kindheit bezogen sich auf die Kämpfe. Umso entschlossener arbeitete er heute daran, den Frieden zu wahren. Und nun, da nichts mehr seiner Heirat im Weg stand, würde eine seiner nächsten Aufgaben darin bestehen, einen Erben zu zeugen.
    „Soll ich Juliana vor meiner Abreise um ihre Hand bitten oder erst nach meiner Rückkehr?“
    Bedauernd runzelte der König die Stirn. „Du wirst ihr keinen Antrag machen!“
    „Wie bitte?“ Unwillkürlich hatte Nikolas die Stimme erhoben, senkte sie jedoch sogleich wieder, als ihm einfiel, dass das Fenster offen stand und sich im Vorzimmer Leute aufhielten. „Wir verhandeln seit Monaten mit dem Ältestenrat von Aliano über diese Heirat! Sogar die Separatisten befürworten sie. Das einzige Problem war bisher die fehlende Brautschatulle. Wenn wir jetzt die Hochzeit unnötig verzögern, senden wir das falsche Signal aus!“
    „Kein Heiratsantrag!“
    Schock und Frustration hielten sich bei Nikolas die Waage. Die Suche nach der geeigneten Braut hatte über ein Jahr gedauert, und er wollte nicht wieder von vorn

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