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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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seiner Faszination verloren. Priscilla, die rebellische Tochter einer diktatorischen Mutter und eines eingeschüchterten Vaters, hatte es weit gebracht in der Welt. Jake, der damals von allen Bubba genannt worden war, hatte sie auf brachliegenden Feldern und in matschigen Bachbetten genommen. Wenn es zur Sache ging, spielte der Ort keine Rolle. Eine Hure war eine Hure, ganz gleich wo sie ihr Gewerbe ausübte.
    Priscilla, die sich seiner wenig schmeichelhaften Gedanken nicht bewusst war, kam auf ihn zu und reichte ihm den Whisky. Sie zog ihm die Zigarre aus dem Mund, steckte sie sich zwischen die Lippen und nahm einen langen Zug. Bevor sie den Rauch langsam und gleichmäßig ausatmete, ließ sie ihn durch ihre Lungen strömen. »Danke. Ich lasse meine Mädchen nicht rauchen. Deshalb darf ich auch kein schlechtes Vorbild für sie sein. Komm, wir gehen ins Schlafzimmer. Ich muss mich für den Abend umziehen.«
    Er folgte ihr ins nächste Zimmer. Es war sehr feminin eingerichtet, voller Spitzen, was überhaupt nicht zu ihr passte. Sie war eine zu harte Frau für so einen rüschigen, plüschigen Raum, aber Jake vermutete, dass er Teil der Fantasiewelt war, die sie ihren Kunden bot.
    »Hilf mir bitte, Jake.« Sie wandte ihm den Rücken zu. Er steckte den Stumpen wieder in den Mund, hielt ihn mit seinen geraden weißen Zähnen fest und blinzelte wegen des Rauches. Seinen Drink stellte er beiseite. Geübt löste er die Haken aus den Ösen. Als er fertig war, warf sie einen Blick über ihre nackte Schulter, sagte mit heiserer Stimme: »Danke, Liebling«, und trat beiseite.
    Grinsend ließ Jake sich auf das Brokatsofa fallen. Er zog auch die Füße auf das Sofa, ohne auf die Sporen an seinen Stiefeln zu achten, vom festgebackenen Schmutz ganz zu schweigen.
    »Was hast du in der letzten Zeit gemacht?« Priscilla glitt mit einer Bewegung, die zu mühelos war, um nicht eingeübt zu sein, aus ihrem tief ausgeschnittenen Kleid.
    Jake blies einen vollkommenen Rauchkringel in die Luft und langte nach dem Whisky. »Hab’ oben in West Virginia gearbeitet, einen Zaun gezogen von dort bis in alle Ewigkeit.«
    Beredt zog sie die Augenbrauen hoch, als sie die purpurfarbenen Slipper von den Füßen schleuderte. Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Sachen aufzuheben. Irgendwie wirkte es lüsterner, wenn sie ihre Kleidungsstücke dort fallen ließ, wo sie sie auszog. Männer hatten es lieber, wenn ihre Frauen nicht zu kleinlich waren, was Ordnung betraf, besonders wenn sie gerade ins Bett kamen. Solche Nachlässigkeit ließ bezahlten Sex spontaner erscheinen. Mit milder Zurechtweisung fragte sie ihn: »Aus dir ist also ein Zangenmann geworden?«
    So nannte man Cowboys, die sich schwertaten, Arbeit zu finden, nachdem die Zeit der großen Viehtrecks vorüber war. Oft mussten sie selbst Stacheldrahtzäune ziehen, die die riesigen offenen Weideflächen eingrenzten und sie arbeitslos machten.
    »Ich hab’ mich nun mal dran gewöhnt zu essen und dergleichen«, meinte Jake leichthin. Keine einzige ihrer verführerischen Bewegungen war ihm entgangen.
    Ihr Korsett war eng geschnürt. Es drückte ihre Brüste nach oben, dass sie fast aus dem Hemd quollen. Sie war schon immer von der Natur wohl ausgestattet gewesen. Jake erinnerte sich an ihre großen, festen Brüste. Sie strich ihre Unterröcke zur Seite und setzte sich auf einen kleinen runden Hocker vor ihren Frisiertisch. An dem Spiegel, dem sie gegenübersaß, waren Seitenspiegel angebracht, die sie so drehen konnte, dass sie sich aus allen Winkeln betrachten konnte. Mit einer Quaste aus Lammwolle puderte sie sich Hals, Schultern und Brüste.
    »Machst du Urlaub?«
    Ein leises Lachen grollte in Jakes Brust. »Nein. Ich war es einfach leid, nichts anderes als Gestrüpp und Staub zu sehen. Ich habe gekündigt.«
    »Was hast du jetzt vor?«
    Was hatte er jetzt vor? Sich treiben lassen, bis sich ihm ein neuer Job bot. Was er schon immer getan hatte, seit er erwachsen war. Bei Rodeos konnte er einiges an Preisgeldern gewinnen, genug, um sich und sein Pferd am Leben zu halten. Es reichte sogar für ein Pokerspiel hin und wieder und für die Art von Erholung, die an Orten wie Priscillas Garten Eden geboten wurde.
    »Wie viele Viehtrecks hast du mitgemacht, Jake? Ich weiß gar nicht mehr, wie oft du nach einem Viehtrieb in den Norden nach Fort Worth zurückgekommen bist.«
    »Ich auch nicht. Ich bin oft nach Kansas City gezogen. Einmal bis nach Colorado. Hat mir nicht gefallen. Nette Gegend, aber

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