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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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angefertigt hatte.
    Er drehte es um und betrachtete die sechs Worte, die in das Holz eingebrannt worden waren.
    Nun ruht sie bei den Engeln
    Was sollte das heißen? Hatte jemand das Kind umgebracht und danach dieses Kreuz hergestellt? Oder war es dem Mörder nur zufällig in den Sinn gekommen, das Kreuz in den Koffer zu legen? Ihm schauderte bei dem Gedanken, jemand sei einerseits abgebrüht genug, ein Baby zu töten, in einen Koffer zu stecken und einzumauern, andererseits aber so mitfühlend, dass er ein religiöses Symbol mitgab.
    Frustriert packte er alles wieder in die Kiste und ließ die auf dem Tisch stehen, damit Russell sie wieder an den richtigen Platz zurückstellte.
    Der sah erstaunt auf, als Trey mit leeren Händen nach vorn kam. “Nichts gefunden?”
    Trey schüttelte den Kopf.
    “Zu schade”, meinte Russell. “Ich hoffe, du bekommst den Mistkerl zu fassen.”
    “Oh ja, ich auch”, erwiderte er. “Danke für deine Hilfe. Und grüß Peggy von mir.”
    Russell verzog den Mund. “Peggy ist im Moment sauer auf mich.”
    “Sauer genug, um das Messer von der Wand zu nehmen?” fragte Trey.
    Russell hasste es, dass jeder auf dem Revier von der Geschichte mit dem Messer wusste, aber er konnte es den anderen nicht verübeln, wenn sie darauf zu sprechen kamen. Immerhin war er so dumm gewesen, sich zu betrinken und ihnen allen davon zu erzählen. Kein Wunder, wenn sie ihn nun alle damit aufzogen.
    “Nein, so sauer nicht, aber es reicht, dass ich wohl versuchen muss, mich mit Schmuck bei ihr einzuschmeicheln. Peggy mag Schmuck, musst du wissen.”
    “Und
was
hast du angestellt?”
    “Den Rasen gemäht und dabei irgendeine von den Blumen abgeschnitten, die sie gehegt und gepflegt hat. Das Ding sah aus wie ein verdammtes Unkraut, also bin ich mit dem Rasenmäher drüber, weil sie sich sonst immer aufregt, wenn irgendwo was stehen bleibt, was da nicht hingehört.”
    Trey grinste.
    “Manchmal ist es sauschwer, einer Frau alles recht zu machen”, murmelte Russell. “Du lebst allein, und wenn du klug bist, dann sorgst du dafür, dass es auch so bleibt.”
    Er musste an Olivia denken und schüttelte den Kopf. “Ich glaube, manchmal lohnt es sich, das Risiko einzugehen.”
    Russell dachte einen Moment lang nach, dann nickte er zustimmend. “Ja, könntest Recht haben. Sag mir Bescheid, wenn ich dir noch irgendwie helfen kann.”
    “Wird gemacht”, entgegnete Trey und ging fort.
    Olivia saß auf der Bettkante. Sie presste den Mund zusammen, um den Schmerz zu unterdrücken, der mit der Bewegung aufgekommen war. Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihre linke Schulter war dick verbunden, den Arm trug sie in einer Schlinge. Im rechten Handrücken steckte die Nadel, an die der Infusionsschlauch angeschlossen war, so dass sie sich kaum irgendwo hätte festhalten können, wenn sie aufgestanden wäre. Dazu würde es aber so schnell ohnehin nicht kommen, da sie noch zu unsicher auf den Beinen war. Als Folge der Gehirnerschütterung hatte sie starke Kopfschmerzen, und ihre Unterlippe war nach wie vor ein wenig angeschwollen. Das Einzige, was sie essen konnte, ohne vor Schmerz zusammenzuzucken, waren Dinge wie Pudding und Eiscreme, obwohl sie beides allmählich leid war.
    Vom Bett bis zum Badezimmer waren es nur ein paar Schritte, aber der Weg kam ihr unendlich weit vor. Sie wollte schon nach der Krankenschwester klingeln, als die Tür aufging und Trey hereinkam.
    “Livvie, Sweetheart”, rief er besorgt und eilte zu ihr. “Was machst du denn da? Warum klingelst du nicht, damit jemand herkommt?”
    “Ich wollte nur ins Badezimmer”, murmelte sie und begann gleich darauf zu weinen.
    “Oh, Honey, nicht doch”, sagte er und nahm sie in seine Arme. “Ich helfe dir. Kannst du den Infusionsständer selbst schieben, oder soll ich das machen?”
    “Ja, das kann ich schon”, erwiderte sie und unterdrückte einen Schluchzer.
    Im Badezimmer angekommen wartete er lange genug, bis er sicher war, dass sie nicht fallen würde. “Kann ich dich ab hier allein lassen?” wollte er wissen.
    Sie mied seinen Blick und nickte nur.
    “Das ist schon okay”, sagte er leise. “Dafür sind Freunde da.”
    Mit Tränen in den Augen sah sie hoch zu ihm. “Sind wir Freunde, Trey? Richtige Freunde?”
    Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange, da ihre Lippe zweifellos noch schmerzte. “Ja, Baby … richtige Freunde. Ich warte vor der Tür. Wenn du so weit bist, rufst du mich, dann bringe ich dich zurück ins Bett.”
    Nach

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