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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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einigen Minuten hörte er die Toilettenspülung, dann rief er: “Livvie?”
    Die Tür ging auf, und sie kam mit unsicheren Schritten zurück ins Zimmer.
    “Komm her, Darling.” Er hob sie hoch und trug sie zum Bett, während sie den Infusionsständer vor sich her schob.
    Augenblicke später lag sie wieder im Bett, Trey nahm den Waschlappen vom Nachttisch und wischte ihr über das Gesicht und die Hände, wobei er darauf achtete, nicht an die Nadel zu kommen.
    Olivia weinte noch immer, ohne einen Laut von sich zu geben. Der Anblick der Tränen, die ihr über die Wangen liefen, war einfach zu viel für ihn.
    Er nahm ein Taschentuch, tupfte die Tränen ab, dann beugte er sich spontan vor und küsste sie auf den Mund.
    Es war eine sanfte Berührung, die erste seit elf Jahren, doch ihm kam es so vor, als habe es diese elf Jahre nie gegeben. Diese Sehnsucht nach ihr war so vertraut wie der Klang ihrer Stimme, wenn sie seinen Namen aussprach. Als er sich wieder aufrichtete, öffnete Olivia die Augen. Noch immer glänzten sie von ihren Tränen.
    “Oh, Trey”, flüsterte sie und streckte ihre Hand nach ihm aus.
    Er ergriff sie und küsste sie zart.
    “Was geschieht gerade?” wollte Livvie wissen.
    “Meinst du, was hier und jetzt geschieht, oder was in der Welt allgemein passiert?”
    “Beides.”
    “Was das Hier und Jetzt angeht, ist es so, dass ich mich gerade wieder in dich verliebe. Was die Welt im Allgemeinen angeht, na ja … da könnte man wohl sagen, dass es schon mal besser lief.”
    “Tatsächlich?” fragte Olivia. “Du verliebst dich wieder in mich?”
    Sein Blick verfinsterte sich, doch er konnte sie nicht belügen.
    “Ja.”
    Sie versuchte ein Lächeln, doch die Tränen wollten nicht versiegen.
    “Das sollte dich eigentlich freuen”, murmelte Trey, als er wieder nach einem Taschentuch griff und ihre Wangen trockentupfte.
    “Ich bin ja gar nicht traurig. Es rührt mich nur, dass du mir vergeben kannst.”
    Trey seufzte. “Ach, Livvie … wir waren doch noch Kinder. Ich habe dich damals wirklich geliebt, aber wenn wir beide es zusammen versucht hätten, wäre es schief gegangen. Das weißt du so gut wie ich.”
    “Vielleicht.” Dann drehte sie sich so, bis sie ihm ins Gesicht sehen konnte. “Hast du mal darüber nachgedacht, dass wir uns vielleicht niemals wiedergesehen hätten, wenn nicht dieses arme kleine Baby gefunden worden wäre?”
    “Ja, das habe ich. Weißt du, was ich glaube?”
    Sie sah ihn fragend an.
    “Ich glaube, Dinge geschehen aus einem bestimmten Grund, und zwar dann, wenn sie geschehen sollen. Letzte Woche hätte ich mir nicht träumen lassen, dich je wiederzusehen. Vor ein paar Tagen warst du dann auf einmal wieder da, und ich hätte dich fast wieder verloren – und das alles in nur vierundzwanzig Stunden. Als ich von deinem Unfall hörte … ich kann dir nur sagen, ich möchte niemals wieder so empfinden müssen wie in dem Augenblick.”
    “Weißt du, was ich dachte, als sich mein Wagen das erste Mal überschlug?”
    “Sag es mir”, bat er sie.
    “Ich dachte, wie glücklich ich sein darf, die Liebe meines Lebens nicht nur einmal, sondern zweimal zu finden, und wie dumm ich sein muss, dass ich sie beide Male verliere. Ich wünschte mir, ich hätte dich nicht verlassen. Und ich wünschte mir, ich müsste nicht sterben.”
    “Du wirst auch nicht sterben, dafür sorgen hier ganz viele Leute.”
    “Du gehörst zu den Leuten”, erwiderte sie. “Ich habe die Schwestern reden gehört. Der Mann, der auf mich geschossen hat …”
    “Was ist mit ihm?”
    “Er war hier, nicht wahr? Er kam noch am gleichen Abend her, um sein Werk zu vollenden.”
    Trey seufzte. Früher oder später musste sie von dem Zwischenfall erfahren, jedoch wäre es ihm lieber gewesen, wenn das noch eine Weile gedauert hätte.
    “Ja, er war hier. Aber er konnte dir nichts tun, das habe ich verhindern können.”
    “Ich weiß”, sagte Olivia. “Du hast mir das Leben gerettet.”
    Er reagierte mit einem Schulterzucken.
    “Was ist mit dem Mann? Ist er im Gefängnis?”
    “Rawlins ist hinter Schloss und Riegel, er wird weder dir noch sonst jemandem je wieder gefährlich werden.”
    “Und nun? Was ist mit dem Baby?”
    “Der Fall kommt nicht voran. Und das bereitet mir Kopfzerbrechen. Ich habe das Gefühl, dass ich es dem Mädchen schuldig bin.”
    “Und die DNS-Tests? Wann bekommst du da Resultate?”
    “Keine Ahnung. Ich habe darum gebeten, dass die Proben möglichst schnell bearbeitet werden,

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