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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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aber so etwas braucht seine Zeit. Außerdem muss Terrence Sealy auch noch getestet werden.”
    Olivia nickte.
    “Was ist eigentlich zwischen ihm und deinem Großvater vorgefallen?” wollte Trey wissen.
    Sie legte die Stirn in Falten, dann antwortete sie: “Weißt du, bis zu dem Tag, an dem du gesagt hast, dass er zurück in die Staaten kommt, wusste ich gar nicht so genau, dass zwischen ihnen Streit herrscht. Ich kann mich daran erinnern, wie mein Großvater davon sprach, sie würden zu Feiertagen nach Hause kommen, also an Thanksgiving, Weihnachten und so weiter. Aber ich war zu jung, ich kann mich nicht daran erinnern. Ich glaube, sie zogen schon vor der Entführung nach Italien.” Einen Moment lang dachte sie nach, dann fügte sie an: “Tante Carolyn ist deutlich jünger als Onkel Terrence.”
    “Wie viel jünger?”
    “Ich bin mir nicht sicher, aber zwanzig Jahre Unterschied dürften es bestimmt sein. Sie ist etwa so alt, wie mein Vater heute wäre.”
    Ein Gedanke ging Trey so schnell durch den Kopf, dass er ihn beinahe ignoriert hätte, doch dann fragte er: “Sag mal, Honey, kannst du dich eigentlich daran erinnern, ob dein Großvater an Weihnachten oder Thanksgiving jemals von deinen Eltern sprach? Du weißt schon, Bemerkungen in der Art, wie sehr sie ihm fehlen? Oder hat er von ihnen erzählt?”
    “Nein. Niemand hat in meiner Gegenwart jemals von meinen Eltern gesprochen.”
    “Wieso nicht?”
    “Ich glaube, sie hatten Angst, das könnte bei mir Erinnerungen wecken. Aber in Wahrheit ist es so, dass ich mich überhaupt nicht an sie erinnern kann. Weder an ihre Gesichter noch an irgendwas, was wir gemeinsam unternommen haben.”
    Auf einmal wurde ihre Miene ernst, und Olivia begann, nervös an der Decke zu ziehen.
    “Findest du, das ist seltsam?” fragte sie. “Meinst du nicht auch, ich müsste mich doch wenigstens an irgendeine Sache erinnern?”
    Trey bemerkte ihren ängstlichen Blick und verfluchte sich dafür, dass er das Thema angeschnitten hatte. Sie musste sich auf ihre Genesung konzentrieren, sie durfte sich nicht in Zweifeln ergehen, ob sie womöglich bei der falschen Familie aufgewachsen war.
    “Nein, das ist gar nicht seltsam. Ich kenne niemanden, der sich an Dinge erinnern kann, die er in dem Alter erlebt hat”, widersprach er.
    Olivia seufzte leise.
    “Was ist los? Rede mit mir.”
    “Ich kann mich nur an Anna, Grampy und Rose erinnern.”
    “Und deswegen glaubst du, du hättest davor woanders gelebt? Willst du dir einreden, den Sealys wurde das falsche Kind zurückgegeben?”
    Sie sah zur Seite.
    “Ja? Ist es das?” bohrte er nach.
    Wieder zog sie an der Decke. Trey sah, wie ihre Hände zitterten.
    “Livvie … Darling … was immer geschehen ist, es war nicht deine Schuld. Du warst … und du bist das unschuldige Opfer.”
    “Ich weiß, aber …”
    “Nein, kein Aber. Außerdem musst du immer eine Sache bedenken.”
    Sie sah ihm in die Augen, die von seiner Liebe zu ihr erfüllt waren.
    “Denk stets daran, dass es egal ist, wer du vielleicht einmal warst, aber für mich warst du immer Livvie. Ich habe dich damals geliebt, und ich verliebe mich gerade noch einmal in dich. Du wirst immer meine Livvie sein, verstehst du?”
    “Ach, Trey, ich habe dich eigentlich gar nicht verdient, aber ich bin so froh, dass du wieder in meinem Leben bist.”
    “Ja, Baby, mir geht es genauso”, antwortete er sanft, und als er sie diesmal küsste, erwiderte sie den Kuss.
    Die Berührung ihrer Lippen war zart, ihr Atem auf seiner Haut noch zarter. Trey dachte zurück an ihren heftigen, unregelmäßigen Atem, als sie sich geliebt hatten, an die Art, wie sie sich im Moment des Höhepunkts an ihn gepresst hatte. Es war die pure Leidenschaft gewesen, lange bevor ihnen beiden das Herz gebrochen wurde. Er wollte sie wieder lieben, er wollte Olivia als Frau genauso kennen, wie er sie als Mädchen gekannt hatte.

11. KAPITEL
    A nna gewöhnte sich besser an Rose, als Marcus es sich hätte träumen lassen. Und so konnte er Olivia guten Gewissens versichern, dass es Anna gut ging. Der geistige Verfall ihres einstigen Kindermädchens machte seiner Enkelin sehr zu schaffen, und so wie er selbst wurde sie von Schuldgefühlen geplagt, dass sie sich so lange Zeit nicht mehr um Anna gekümmert hatte. Worüber er jedoch nicht sprach, das war die bevorstehende Ankunft seines Cousins Terrence.
    Marcus dachte zurück an das, was in der Familie über Terrence’ Vater gesagt worden war. Der war das schwarze

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