Wie ein stummer Schrei
Schaf der Sealys gewesen, und Terrence hatte das sehr wohl gewusst.
Damals lernten Marcus und Terrence auf einer Party ein Mädchen namens Amelia Fisher kennen, beide verliebten sich in sie, doch sie entschied sich für Marcus. Als sie beide zwei Jahre später heirateten, blieb Terrence der Hochzeitszeremonie fern.
Als Marcus und Amelia ihre Flitterwochen verbrachten, brach sie auf einmal in Weinkrämpfe aus und gestand ihm unter Tränen, dass Terrence sie im Vollrausch am Abend vor der Hochzeit vergewaltigt hatte. Der Schock und die Scham darüber waren zu groß, als dass sie irgendjemandem davon hätte erzählen können. Marcus war zunächst fassungslos, dann wurde er wütend genug, um Terrence umbringen zu können. Noch während er Amelia versicherte, er gebe ihr nicht die Schuld und er werde sie so oder so für alle Zeit lieben, plante er bereits seinen Rachefeldzug gegen Terrence.
Seine Geduld und Liebe sorgten dafür, dass sie ihre Flitterwochen glücklich verbringen konnten, auch wenn jeder Gedanke an Terrence ihn innerlich rasend vor Wut machte. Als sie schließlich wieder zu Hause ankamen, hielt Marcus es nicht länger aus.
Eines Nachts – Amelia war bereits eingeschlafen – schlich er sich aus dem Haus und fuhr zu Terrence’ Apartment. Mit dem Ersatzschlüssel, der unter einer Topfpflanze im Flur versteckt war, gelangte er unbemerkt in die Wohnung und schloss leise die Tür hinter sich ab.
Terrence lag im Bett und wachte auf, als er Schritte im Flur hörte. Noch bevor Marcus in der dunklen Türöffnung auftauchte, wusste er bereits, wer in sein Apartment eingedrungen war. Einerseits hatte er sich vor diesem Moment so sehr gefürchtet wie vor nichts anderem in seinem Leben, auf der anderen Seite war er aber fast schon erleichtert, dass es so weit war. Nachdem er nämlich seinen Rausch ausgeschlafen und begriffen hatte, was er getan hatte, war er voll des Ekels über sich selbst. Doch es war längst zu spät, noch etwas zu ändern.
Nun erwartete ihn seine gerechte Strafe, und er war froh darüber. Er schlug die Bettdecke zur Seite und setzte sich auf, als Marcus das Zimmer betrat.
“Es tut mir Leid”, sagte er leise. “Es tut mir wirklich Leid.” Mehr brachte er nicht heraus.
Mit geballter Faust holte Marcus aus und schlug Terrence auf den Mund. Der Aufprall hallte in seinem Kopf wie das Knallen einer Peitsche nach, Blut verteilte sich in seinem Mund. Ehe Terrence aufstehen konnte, packte Marcus ihn an den Haaren und zerrte ihn aus dem Bett.
“Du Hurensohn!” presste Marcus heraus. Seine Stimme bebte vor unbändiger Wut. “Du bist es nicht wert, als Mensch bezeichnet zu werden, du bist ein Tier, nichts weiter. Dir sollte es Leid tun, dass du überhaupt geboren wurdest!”
Die Worte schmerzten mehr als der Treffer in sein Gesicht, doch er konnte nicht widersprechen, denn es stimmte, was Marcus sagte.
Dann traf ihn der nächste Schlag.
Terrence versuchte, sich zur Wehr zu setzen, doch gegen die Wut seines Cousins konnte er nicht ankommen. Die Fausthiebe nahmen kein Ende, während Marcus seinem Zorn freien Lauf ließ. Möbel wurden umgeworfen, Lampen zertrümmert. Als Terrence bereits glaubte, er würde das nicht überleben, war es auf einmal vorbei.
Marcus taumelte ein paar Schritte nach hinten, dann drückte er den Rücken durch und straffte die Schultern. Aus einer Platzwunde über dem Auge lief Blut über sein Gesicht, seine Lippen waren blutig und geschwollen. Er hatte sich zwei Finger gebrochen und einen Knöchel ausgerenkt. Die Hände waren so angeschwollen, dass er keine Faust mehr machen konnte, und anstelle dieser unbändigen Wut verspürte er einen schrecklichen Verlust, denn in dieser Nacht war die Einheit ihrer Familie unwiederbringlich zerstört worden.
Um Amelias Ruf und Stolz zu wahren, entschied er, nie wieder ein Wort über das Geschehene zu verlieren, doch die Kluft zwischen ihnen wäre niemals mehr zu kitten. Terrences schändliche Tat würde immer zwischen ihnen stehen.
Als er heimkam, wartete Amelia bereits an der Tür auf ihn. Sie sah das Blut in seinem Gesicht und an den Händen, und sofort begann sie zu weinen. In jener Nacht wurde kein Wort gewechselt, doch langsam schien Amelia sich zu erholen. War sie bislang ernst und verschlossen gewesen, begann sie auf einmal wieder zu lachen. Marcus’ Tat gab ihr offenbar das Gefühl, dass er für Gerechtigkeit gesorgt hatte.
Jahre später war es ausgerechnet Amelia, die sich dafür einsetzte, dem erbitterten Schweigen
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