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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Clair
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Blumen unter dem Ansturm von Regen und Wind am Boden lagen. Im Haus war es so düster, dass Rachel das Licht angemacht hatte, um lesen zu können. Pearls Haushälterin hatte angerufen und gesagt, dass sie an diesem Tag nicht kommen würde, weil man im Radio vor einem drohenden Sturm warnte. „Sie sagten, dass die Straßen überflutet sein könnten.“
    Bryn kam erst kurz vor dem Abendessen. Seine Haare und sein Anzug waren völlig durchnässt, obwohl er einen gelben Regenmantel getragen hatte. Regentropfen liefen über sein Gesicht, und er sah aus, als ob ihm kalt sei.
    „Ich war noch im Dorf, bevor ich hierhergefahren bin“, sagte er. „Sie richten Sandsäcke auf, falls der Fluss steigt.“
    „Könnten denn die Dämme brechen?“, fragte Rachel, auch wenn sie annahm, dass sie nun höher und solider gebaut waren als früher.
    „Sie sprechen schon von einem Jahrhundertsturm“, erklärte er. „Da kann keiner voraussagen, was passiert. Ich bleibe heute Nacht hier, falls jemand aus dem Ort anruft und meine Hilfe braucht.“
    Erleichtert atmete Pearl auf, die im Laufe des Tages immer unruhiger geworden war, und meinte, dass sie in diesem Fall seine Lieblingssüßspeise zubereiten würde.
    Während er nach oben ging, um sich umzuziehen, legte Rachel noch ein weiteres Gedeck in der Küche auf, wo die beiden Frauen für gewöhnlich aßen. Pearl stellte inzwischen heißes Wasser auf. Wenig später trat die ältere Frau mit einem dampfenden Becher aus Steingut zu ihr. „Könntest du den bitte zu Bryn bringen, dann kann ich mich um das Abendessen kümmern. Er braucht jetzt etwas Warmes.“
    Weil ihr keine andere Wahl blieb, nahm Rachel den Becher, aus dem ein köstlicher Duft nach Zitrone und Muskat aufstieg. „Zitronensaft, Honig und Rum“, erklärte Pearl. Das wird ihm guttun.“ Damit wandte sie sich wieder zur Anrichte um.
    Vorsichtig ging Rachel mit dem Becher nach oben und klopfte an Bryns Tür, doch es blieb still dahinter. Rachel wartete einen Augenblick. Sie vermutete, dass er noch unter der Dusche stand und wollte ihm nicht begegnen, wenn er aus dem Bad kam. Als sie Geräusche hörte, klopfte sie erneut.
    „Augenblick noch“, erklang seine tiefe Stimme, und ein paar Sekunden später rief er: „Okay.“
    Nachdem sie eingetreten war, sah sie, dass er barfuss war und wohl schnell eine Hose übergestreift hatte. Der oberste Knopf war noch offen und der Gürtel nicht geschlossen. Ein trockenes Hemd lag auf dem marineblauen Bettüberwurf. Sein Oberkörper war nackt, und Bryn rieb sich gerade mit einem Handtuch die Haare trocken.
    Abrupt blieb Rachel stehen, fasziniert von seiner männlichen Vitalität. Bekleidet war Bryn schon umwerfend, halb ausgezogen konnte er einem den Verstand rauben.
    „Rachel!“ Seine Stimme klang tief und wohltönend. Er hatte kein Licht gemacht, doch ein Blitz erhellte das Fenster und beleuchtete einen kurzen Moment sein Gesicht, in dem die Augen silbern aufflackerten. Der Donner, der kurz darauf folgte, klang bedrohlich laut, auch wenn er noch weit entfernt war.
    Ein letztes Mal fuhr er mit dem Handtuch durch die Haare, warf es um seine Schultern und fuhr mit den Fingern durch die feuchten Strähnen.
    „Deine Mutter hat mich gebeten, dir das hier zu bringen“, sagte Rachel, ohne zu zeigen, dass sein Anblick einen unsichtbaren Blitz durch ihren Körper gejagt hatte. „Wo soll ich den Becher hinstellen?“
    „Auf den …“ Er schaute zu dem Tischchen neben dem Bett, dann verfinsterte sich seine Miene, und er streckte die Hand aus. „Gib ihn mir. Sie hat kein Recht, so etwas zu tun. Schließlich bist du kein Dienstmädchen.“
    „Aber mir macht es nichts aus“, entgegnete sie.
    „Trotzdem werde ich ein Wörtchen mit ihr reden …“
    „Nein, bitte nicht. Pearl hat mich nur um einen Gefallen gebeten, und ich freue mich, wenn ich ihr helfen kann. Lass es gut sein.“
    Forschend sah er sie an. „Bist du sicher?“
    „Absolut. Ich kann ganz gut selbst für meine Rechte einstehen, falls es notwendig ist.“
    Er lachte, nahm das Handtuch von seinen Schultern und warf es aufs Bett. „Das war ja schon immer so.“
    Erst jetzt wurde Rachel bewusst, dass sie ihn fasziniert anstarrte, während er sein Hemd vom Bett nahm und hineinschlüpfte.
    Schnell trat sie zurück, um zu gehen, als das Zimmer erneut von einem Blitz erhellt wurde, dem ein lauter Donnerschlag folgte. Erschrocken zuckte sie zusammen.
    „Hast du Angst vor Gewittern?“, fragte Bryn.
    „Nein. Aber deine Mutter

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