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Wie eine Rose im Morgentau

Wie eine Rose im Morgentau

Titel: Wie eine Rose im Morgentau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Clair
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Bewusstsein. Und sie erinnerte sich daran, dass diese Frau mit Bryn genau das getan hatte, wonach sie selbst sich so sehnte.
    Sie hob die Hände und stieß sie abwehrend gegen seine Brust.
    Statt sie loszulassen, legte er seine Hände um ihre Hüften und zog sie noch näher an sich.
    Genauso hatte er Kinzi in den Armen gehalten, als er sie küsste.
    Wut kam ihr zu Hilfe. Mit den Fäusten hämmerte sie gegen seine Brust. Er ließ sie so abrupt los, dass sie gegen die Frisierkommode taumelte.
    „Was ist denn?“, fragte er verwirrt.
    „Kinzi.“ Ihr Ton war anklagend.
    „Kinzi“, wiederholte er, als hätte er den Namen noch nie gehört. Er fuhr mit der Hand durch seine Haare. „Ich habe getan, was du gesagt hast. Sie …“
    Hatte er es ohnehin vorgehabt? Ihre Wut flammte noch stärker auf. „Und warum, zum Teufel, küsst du dann mich?“
    „Sie geht nach Australien.“
    Rachel drehte sich der Kopf. Sie selbst hatte ihm geraten, Kinzi zu fragen, ob sie seine Frau werden wolle – falls er sich das wünschte. Hatte sie ihm tatsächlich einen Korb gegeben?
    Ganz egal, ob sein Ego verletzt war oder er nur Trost wollte, jede nur halbwegs attraktive Frau wäre ihm da sicher recht gewesen. Und sie, Rachel, hatte eben zufällig gerade zur Verfügung gestanden.
    Blinder Zorn erfüllte sie. „Und da hast du dir gedacht, dass die gute alte Rachel mal eben einspringen könnte …“
    „So etwas würde ich nie denken.“ Mit ärgerlichem Blick trat Bryn einen Schritt vor. „Du solltest mich eigentlich besser kennen.“
    „Und du kennst mich überhaupt nicht“, schoss sie zurück. „Ich bin nicht mehr der Teenager, den man leicht beeindrucken kann.“
    „Das stimmt. Sonst hätte ich auch nicht …“
    Er presste die Lippen aufeinander, ehe er vor sich hinmurmelte: „Eigentlich habe ich überhaupt nicht darüber nachgedacht. Ich wollte dich einfach nur küssen und …“ Er stockte und fügte dann mit festerer Stimme hinzu: „Ich dachte, du hättest nichts dagegen, weil du es hast geschehen lassen.“
    „Ich wusste ja nicht, was du vorhast“, behauptete sie. Das stimmte zwar, aber sie hatte ihn auch nicht abgewehrt, sondern ihn noch ermuntert.
    Mit schief gelegtem Kopf sah Bryn sie an. Seine Wut war verraucht, stattdessen taxierte er sie mit seltsamem Blick. „Ist Kinzi dein einziges Problem?“
    „Nein.“ Es gab vieles, das sie zur Vorsicht mahnte und ihre Wut geschürt hatte. Doch vor allem war da ihre Vermutung, dass er sie als Ersatz für seine Freundin benutzt hatte. Deshalb konnte sie sich die Frage nicht verkneifen: „Hast du sie gefragt, ob sie dich heiraten will?“
    Er schwieg einen Moment. „Nein.“
    Seine Antwort sagte ihr zwar auch nicht viel mehr, aber sie erkannte an seinem warnenden Blick, dass er nicht gewillt war, noch ein weiteres Wort darüber zu verlieren. Bryn war ohnehin nicht der Typ, der sein Herz auf der Zunge trug. Was immer zwischen ihm und Kinzi vorgefallen sein mochte, würde er es bestimmt nicht mit ihr teilen.
    Zu ihrer Überraschung sagte er dennoch: „Ich sehe sie erst Freitagabend wieder. Ich habe ihr ein Abschiedsessen versprochen.“
    Und was sonst noch?, überlegte Rachel, beschloss jedoch, diese Überlegung nicht weiter zu verfolgen. „Tut mir leid, dass es mit euch beiden nicht geklappt hat. Deine Mutter wird enttäuscht sein. Sie würde sich freuen, wenn du heiratest.“
    Lässig zuckte er mit den Schultern. „Das mache ich auch, wenn die Zeit gekommen ist.“
    Erneut wurde sein Blick nachdenklich, und sie trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Hoffentlich glaubte er nicht, dass ihre Bemerkung ein Wink mit dem Zaunpfahl hatte sein sollen.
    „Es ist spät“, meinte sie knapp. „Außerdem regnet es kaum mehr. Du kannst jetzt getrost ins Bett gehen.“
    Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Schlaf gut.“
    Damit wandte er sich ab, verließ das Zimmer und schloss entschieden die Tür hinter sich.
    Blicklos starrte sie auf die schwere Holztür und versuchte, ihrer wirren Gefühle Herr zu werden.
    Doch nachdem sie ihren Pyjama angezogen und unter die Bettdecke gekrochen war, fand sie keinen Schlaf. Wut, Empörung, Verwirrung, aber auch Sehnsucht lieferten sich einen verwirrenden Kampf in ihr. Ihr Körper fühlte sich heiß und im nächsten Moment kalt an, während sie sich in Erinnerung rief, dass Bryns Beweggrund für sein Verhalten sicherlich nichts mit ihr persönlich zu tun hatte, sondern lediglich eine Reaktion auf die vorhergehenden

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