Wie eine Rose in der Wueste
nicht mehr bewegte und nur noch heftig atmete, sprach er. "Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht schreien würden, Miss Fenton", sagte er ganz ruhig. "Es liegt mir fern, Ihrem Bruder etwas zu tun." Seine Stimme war wie der Ausdruck in seinen Augen - kompromisslos und unerbittlich.
Er wusste also, wer sie war. Sie war nicht zufällig das Opfer eines Wegelagerers geworden. Nein, natürlich nicht. Es mochte einige Zeit her sein, dass sie in der Maschine einen Blick gewechselt hatten, doch die Stimme dieses Mannes hatte sie, Rose, erst vor kurzem gehört - als er sie überredet hatte, zu dem Rennen zu gehen. Und sie hatte ihm ahnungslos versprochen, da zu sein. Deshalb also die Einladung. Er hatte sichergehen wollen, dass sie hinfuhr, damit er genau planen konnte, wann und wo er sie entführen würde.
Nicht Simon Partridge, sondern Hassan. Seltsamerweise überraschte es sie nicht sonderlich. Zu ihm passte die Stimme.
Aber was wollte er von ihr? Sicher, sie hatte Der Scheich gelesen, doch das bedeutete noch längst nicht, dass sie diese Geschichte ernst nahm. Und sie glaubte auch nicht, dass Hassan sie in die Wüste entführen wollte, um sie zu vergewaltigen. Sie war Journalistin und sah die Dinge realistisch. Und warum sollte er sie gewaltsam entführen, wenn er nur mit den Fingern zu schnippen brauchte, um jede Frau zu bekommen, die er haben wollte?
"Nun?"
Rose nickte stumm, um Hassan zu verstehen zu geben, dass sie nicht schreien würde.
"Danke", erwiderte er höflich. Aber blieb ihr eine andere Wahl? Als wollte er ihr beweisen, dass er ein Gentleman war, nahm Hassan sofort die Hand von ihrem Mund, setzte Rose ab und lockerte seinen Griff. Vielleicht war er es gewohnt, dass man ihm gehorchte, und kam gar nicht auf die Idee, dass sie sich ihm widersetzen könnte. Möglicherweise wäre es auch vergebens gewesen. Schließlich war nur noch Tim hier. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie still es um sie her war.
"Wo ist Tim? Was haben Sie mit ihm gemacht?" Sie wirbelte herum und sah Hassan entsetzt an.
"Nichts. Er jagt immer noch Abdullahs Lieblingshengst nach." Seine Augen funkelten. "Vermutlich wird er eine Weile fort sein. Hier entlang, Miss Fenton."
Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie erkannte die Umrisse des Landrovers, der in einiger Entfernung in der Wüste stand. Es war keins von den Stadtmodellen, wie der Wagen ihres Bruders, sondern einer jener robusten Geländewagen, wie die Militärs sie benutzten.
Sehr viel praktischer als ein Pferd, dachte Rose. Ihr war klar, dass sie Hassan ausgeliefert war, dass er sie entführen konnte, wohin er wollte, wenn es ihr nicht gelang, zu fliehen und ihm in dem felsigen Gelände vor ihnen zu entkommen. Als könnte er ihre Gedanken lesen, verstärkte Hassan seinen Griff und schob sie auf den wartenden Landrover zu.
Obwohl sie Angst hatte, war die Journalistin in ihr hellwach und neugierig auf das bevorstehende Abenteuer. Und er sollte nicht etwa glauben, dass sie freiwillig mitkam. "Das soll wohl ein Scherz sein", erklärte sie und blieb entschlossen stehen.
"Scherz?" Er blickte an ihr vorbei. Der Mond ging auf, und als sie sich umdrehte, erkannte sie in der Ferne die dunklen Umrisse ihres Bruders. Er hatte es geschafft, den Hengst einzufangen, und führte ihn ruhig auf den Rangerover zu, ohne etwas von ihrer Notlage und der Gefahr zu ahnen, die auf ihn lauerte.
Hassan schien zu merken, dass er Tims Fähigkeit, mit selbst den schwierigsten Pferden fertig zu werden, unterschätzt hatte, und stieß eine leise Verwünschung aus. "Ich habe keine Zeit, mich mit Ihnen auseinander zu setzen."
Doch sie dachte nicht daran, Tim in die Falle laufen zu lassen. Rose holte tief Atem, um ihrem Bruder eine Warnung zuzurufen, aber ehe sie dazu kam, wurde es dunkel um sie her.
Blitzschnell hatte Hassan sie hochgehoben, mit seinem Umhang wie ein Bündel verschnürt und sie sich über die Schulter geworfen.
Jetzt war sie nicht mehr die kühl überlegende
Auslandskorrespondentin, die sich jede Einzelheit genau für ihre Berichterstattung einprägte, sondern begann verzweifelt, sich zu wehren. Zu spät merkte Rose, dass sie hätte schreien sollen, um ihren Bruder zu warnen, damit er ihren Nachrichtenredakteur anrief und meldete, was geschehen war.
Wütend schlug sie um sich, um ihren Kopf frei zu bekommen, weil ihre Stimme durch den schweren Stoff nicht zu hören war. Sie schaffte es zwar, ihre Füße frei zu strampeln, aber es schien Hassan nicht zu
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