Wie eine Rose in der Wueste
uneigennützig in seiner Privatmaschine hat mitfliegen lassen. Sicher wird er auf charmante Weise versuchen, dich zu veranlassen, für ihn schmeichelhafte Interviews und Berichte zu bringen."
"Da wird er kein Glück haben." Im Stillen strich sie das Interview mit Abdullah, das auf ihrer Prioritätenliste für Ras al Hajar an zweiter Stelle stand. Eigentlich schade. Doch so würde sie mehr Zeit haben, sich mit Prinz Hassan zu beschäftigen. "Ich bin schließlich hier, um auszuspannen."
"Seit wann rangiert bei dir die Entspannung vor der Arbeit, Schwesterherz? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du dir eine Gelegenheit zu einem Exklusivinterview mit dem Herrscher eines strategisch wichtigen Ölstaats entgehen lässt, ganz gleich, wie krank du bist."
"Mit dem Regenten", verbesserte Rose ihren Bruder, ohne ihm zu widersprechen. "Müsste der junge Emir nicht bald aus Amerika zurückkehren? Oder könnte es sein, das Prinz Abdullah jetzt, nachdem er einen Vorgeschmack auf das Leben an der Spitze bekommen hat, keine rechte Lust mehr hat, das Zepter wieder abzugeben? Ich meine, wenn man mal König war, kommt alles andere nur noch einem Abstieg gleich, findest du nicht?" Er runzelte die Stirn, und seine Miene wirkte plötzlich besorgt. Beruhigend legte Rose ihm die Hand auf den Arm und lächelte. "Ich werde mich damit begnügen, faul am Pool zu liegen und meine Nase höchstens mal in ein Buch zu stecken, in Ordnung?"
Ihr Bruder nickte ernst. "Das wäre sicher das Beste. Ich werde Seiner Hoheit sagen, dass du noch zu schwach für Partys bist."
"Tu das ja nicht! Sag ihm ... Sag ihm, ich sei noch zu schwach zum Arbeiten."
Hassan war immer noch tief in Gedanken versunken, als sein Wagen hielt. "Sie müssen in die Staaten fliegen, Partridge. Es wird Zeit, dass Faisal nach Hause kommt."
"Aber Euer Exzellenz ..."
"Ich weiß, ich weiß." Hassan machte eine ungeduldige Handbewegung. "Er genießt seine Freiheit und will nicht zurückkommen, aber jetzt kann er es nicht mehr länger aufschieben."
"Von Ihnen würde er es besser aufnehmen, Sir."
"Mag sein. Der Umstand, dass ich das Land auf keinen Fall verlassen kann, wird ihm allerdings den Ernst der Lage klarmachen und ihn überzeugen, dass er schleunigst zurückkommen muss."
"Und was soll ich ihm sagen?"
"Sagen Sie ihm ... wenn er sein Land behalten will, ist es für ihn allerhöchste Zeit, nach Hause zurückzukehren, ehe Abdullah es ihm abnimmt. Deutlicher kann ich mich nicht ausdrücken."
Hassan stieg aus der Limousine und ging über die Steinplatten des Hofs auf die großen geschnitzten Tore des Küstenwachturms zu, in dem er wohnte.
"Und Miss Fenton?" fragte Partridge, der ihm langsam folgte, weil er sich auf seinen Gehstock stützen musste.
Hassan blieb am Eingang zu seinem Privatapartment stehen.
"Überlassen Sie Miss Fenton mir", erklärte er scharf.
Partridge wurde blass und ging rasch um Hassan herum, so dass dieser stehen bleiben musste. "Sir, Sie werden doch nicht vergessen, dass sie krank war ..."
"Ich vergesse nicht, dass sie Journalistin ist." Seine Miene verfinsterte sich, als Hassan das besorgte Gesicht seines Beraters sah. Die glückliche Rose Fenton. Sie wurde von einem unermesslich reichen, mächtigen alten Mann gebraucht, weil sie ihn in ein gutes Licht rücken konnte. Wie viele Frauen konnten ihren Urlaub mit so einem Vorteil verbinden?
"Und was wollen Sie tun, Sir?"
"Tun?" Er, Hassan, war es nicht gewohnt, gefragt zu werden, was er vorhatte.
Er, Partridge, mochte beunruhigt sein, feige war er nicht.
"Was Miss Fenton betrifft."
Hassan lächelte zynisch. "Was glauben Sie, was ich tun werde, Mann?" Plötzlich sah er das Buch vor sich, das sie gelesen hatte. "Sie wie ein Bandit aus der guten alten Zeit in die Wüste entführen?"
Nun wurde Partridge verlegen. "N... nein."
"Sie scheinen sich da nicht sehr sicher zu sein", bemerkte Hassan. "Mein Großvater hätte es bestimmt getan."
"Ihr Großvater lebte zu einer anderen Zeit, Sir", gab Partridge zu bedenken. "Ich sollte jetzt wohl packen gehen."
Finster blickte Hassan dem jungen Mann nach. Partridge hatte Mut, und er, Hassan, bewunderte ihn, weil er mit seiner Behinderung und den Schmerzen so gut zurechtkam. Doch Widerspruch nahm er von niemandem hin. Er würde tun, was zu tun war.
Eine halbe Stunde später reichte er Partridge den Brief, den er an seinen jüngeren Halbbruder geschrieben hatte, und begleitete ihn zum Jeep, der ihn zur Anlegestelle bringen sollte. Im Hof drängten sich
Weitere Kostenlose Bücher