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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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gibt es unendlich viele Kopien zahlloser Variationen des Themas: Versionen von uns mit biegsamem Schwanz, Versionen mit mehreren Köpfen, Versionen, die mit dem Jonglieren fleischfressender, kaninchenähnlicher Tiere Karriere gemacht haben und dafür im Gegenzug Modeschmuck erhalten haben. Selbst etwas so Einfaches wie das Zählen von 1 , 2 , 3 kann uns in bizarre, überraschende Regionen entführen.

Rodney A. Brooks
Das Moore-Gesetz
    Roboterforscher; emeritierter Panasonic Professor of Robotics, Massachusetts Institute of Technology; Gründer, Vorsitzender und CTO von Heartland Robotics, Inc.; Autor von Menschmaschinen: Wie uns die Zukunftstechnologien neu erschaffen
    Das Moore-Gesetz hat seinen Ursprung in einem vierseitigen, 1965 erschienenen Zeitschriftenartikel von Gordon Moore, der damals bei Fairchild Semiconductor arbeitete und später zu einem der Gründer von Intel wurde. Darin sagte er voraus, die Zahl der Komponenten auf einem einzigen integrierten Schaltkreis werde von der damaligen Zahl – ungefähr 2 6  – in den nachfolgenden zehn Jahren auf rund 2 16 steigen, das heißt, die Zahl der Komponenten werde sich jedes Jahr verdoppeln. Grundlage für seine Prophezeiung waren vier empirische Datenpunkte und ein Null-Datenpunkt; diese bildeten in einem Diagramm, in dem der Logarithmus der Komponentenzahl eines einzigen Chips gegen eine lineare Skala der Kalenderjahre aufgetragen war, eine Gerade. Später korrigierte Intel das Moore-Gesetz mit der Aussage, die Zahl der Transistoren auf einem Chip werde sich ungefähr alle zwei Jahre verdoppeln.
    Das Moore-Gesetz gilt zu Recht als grundlegende Triebkraft für die Revolution der Informationstechnologie, die unsere Welt in den letzten 50  Jahren erlebt hat. Mit der Verdoppelung der Transistorenzahl alle paar Jahre sind unsere Computer für den gleichen Preis doppelt so leistungsfähig geworden, sie können die doppelte Datenmenge speichern oder anzeigen und doppelt so schnell arbeiten. Geradezu uhrwerkartig werden sie um den Faktor  2 kleiner, billiger und ganz allgemein in jeder nur möglichen Hinsicht besser.
    Aber warum ist das so? Autos gehorchen nicht dem Moore-Gesetz; ebenso wenig Batterien, Kleidung, die Lebensmittelproduktion oder das Niveau der politischen Diskussion. Alle mit Ausnahme der zuletzt Genannten haben sich nachweislich durch den Einfluss des Moore-Gesetzes verbessert, aber bei keinem nahm die Verbesserung den gleichen erbarmungslosen, exponentiellen Verlauf.
    Die eleganteste Erklärung dafür, dass das Moore-Gesetz möglich wird, lautet: In der digitalen Logik geht es um Abstraktionen – eigentlich um eine Ein-Bit-Abstraktion, eine Ja/Nein-Antwort auf eine Frage –, und diese Abstraktion ist unabhängig von physischer Größe.
    In einer Welt, die ausschließlich aus roten und grünen Sandhaufen besteht, ist die Größe der Haufen bedeutungslos. Ein Haufen ist entweder rot oder grün, und wenn man die Hälfte eines Haufens wegnimmt, hat man immer noch einen Haufen aus rotem oder grünem Sand. Man kann noch einmal eine Hälfte wegnehmen, und noch einmal eine Hälfte, und so weiter – die Abstraktion bleibt erhalten. Wiederholte Halbierung mit konstanter Geschwindigkeit führt zu einem exponentiellen Verlauf.
    Das ist der Grund, warum das Moore-Gesetz für die Digitaltechnik gilt, nicht aber für Technologien, die körperliche Kraft oder physischen Umfang erfordern oder bei denen bestimmte Energiebeträge aufgewendet werden müssen. Die Digitaltechnik bedient sich der Physik, um eine Abstraktion aufrechtzuerhalten, mehr nicht.
    Allerdings gelten mehrere Vorbehalte:
    In seinem kurzen Aufsatz äußerte Moore Zweifel, ob seine Voraussage für lineare anstelle digitaler integrierter Schaltkreise gelten würde; er wies darauf hin, dass solche Elemente von ihrem Wesen her »die Speicherung von Energie in einem Volumen« erfordern und dass dieses Volumen zwangsläufig groß sein müsse.
Ein wichtiger Punkt ist erreicht, wenn man bei Sandhaufen angelangt ist, die jeweils nur aus einem Sandkorn bestehen; dann muss die Technologie sich ändern und man muss eine neue physikalische Eigenschaft finden, mit der man die Abstraktion definieren kann. Solche Wandlungen der Technologie haben sich während der Gültigkeitsdauer des Moore-Gesetzes über fast 50  Jahre hinweg immer wieder abgespielt.
Der Gedanke ist keine Erklärung für die soziologische Frage, wie das Moore-Gesetz umgesetzt wird oder wovon die Zeitkonstante der Verdoppelung

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