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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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schlafen, wenn du kannst. Ich komme dich morgen früh abholen.“
    „Wohin gehst du? Ich lasse nicht zu, dass du im Auto schläfst.“
    An der Tür drehte er sich zu ihr um. Seine Augen blickten düster drein, als er den Kopf schüttelte. „Um mich mach dir keine Gedanken, Fiona. Ich glaube nicht, dass ich überhaupt schlafen werde.“

11. KAPITEL
    D  er ehrenwerte David Gow besaß einen wertlosen Titel und eine Schwäche für hübsche junge Frauen aus guten Familien im heiratsfähigen Alter. Ersteres war wertlos geworden, als er seiner Begierde nach Letzterem ein Mal zu oft gefrönt hatte. Man hatte ihn aus London verbannt. Aus der gehobenen Position bei der Times war er gefeuert worden, und sein wütender Vater hatte ihm den Marschbefehl ins schottische Hinterland gegeben, wo nun eine verwitwete Tante ein scharfes Auge auf jeden seiner Schritte hielt.
    Trotz seines guten Aussehens und seines geistreichen Charmes hatte David also nun keinen Zugang mehr zu hübschen jungen Frauen aus guten Familien im heiratsfähigen Alter. Angesichts der Adleraugen seiner Tante, zusammen mit seinen extrem beschnittenen Möglichkeiten, hatte David sich ergeben in die Langeweile seines neuen Lebens gefügt – in einem solchen Ausmaß, dass er sogar den harten schottischen Winter als Abwechslung angesehen hatte. Er hatte gelernt, zwischen viel Schnee und noch mehr Schnee zu unterscheiden. Er hatte, wenn auch zuerst widerwillig, einen gewissen Gefallen an rauchender Holzkohle in einem rußgeschwärzten offenen Kamin entwickelt. Und selbst Violet, seine alte Haushälterin mit mehr Haaren auf den Zähnen als auf dem Kopf, war ihm mit der Zeit zur intellektuellen Stimulation geworden.
    Violet war auch die Erste, die David vom Ungeheuer erzählt hatte. Es lebte im Loch Ceo, dem See bei Druidheachd, einem Dörfchen, so abgelegen, dass kaum jemand den Namen überhaupt kannte. Violet hatte eine Schwester, die in Druidheachd lebte, und sie fuhr öfter dorthin, um diese Schwester zu besuchen. Zuerst hatte David Violet kaum zugehört. Schließlich war allgemein bekannt, dass in praktisch jedem schottischen See ein Monster mit glühenden Augen und Reptilienschuppen lebte.
    Doch als Violet ihm dann aufgeregt von der kürzlichen Erscheinung des Ungeheuers erzählte, horchte David auf. Seine Neugier war geweckt. Inzwischen war einige Zeit ins Land gegangen, seit man ihn ins Exil gejagt hatte, und er konnte langsam wieder an seine Zukunft denken. Er fragte sich, ob er bei seinem Absturz von den allgemeinen Gnaden nicht vielleicht sogar auf die Füße gefallen war. Sein Vater gab langsam nach, hatte den Sohn bereits zu einem kurzen Besuch in London eingeladen. Jetzt brauchte er nur noch eine Story. Eine aufsehenerregende, einschlagende Story, die fundierten Journalismus mit schillernder Sensationslust kombinierte.
    Eine gute Story, die es in die internationalen Nachrichtendienste schaffte, könnte das Ticket zurück in sein altes Leben sein. Und das Ungeheuer vom Loch Ceo könnte ihm dieses Ticket verschaffen.
    David Gow kam an einem sonnigen warmen Nachmittag in Druidheachd an. Bisher hatte er die Highlands gemieden. Er war überzeugt, dass, wenn der Rest von Schottland rückständig war, die Highlands im höchsten Falle mittelalterlich sein konnten. Verwundert musste er dann feststellen, dass die Landschaft ihn bezauberte und er sofort in ihren Bann geriet. In ganz Europa gab es keine Höhenzüge, wie sie sich hier erhoben. Die zerklüfteten Bergkuppen schienen Risse in den Vorhang der Gegenwart zu schlitzen und das Zeitgefüge aus seiner geregelten Laufbahn zu katapultieren.
    Diesen Satz würde er sich auf jeden Fall für seinen Artikel merken.
    High Street, die Hauptstraße des Dörfchens, machte alles andere als einen hektischen Eindruck. In Druidheachd ging man offensichtlich zu Fuß, Autos waren kaum zu sehen. Nachbarn standen bei einem kleinen Schwatz zusammen, unterhielten sich über die Zäune der gepflegten Vorgärten voll blau blühendem Rittersporn und gelben Schlüsselblumen. Eine alte Frau, die Violets Zwilling hätte sein können, schlurfte an ihm vorbei auf ein flaches Gebäude zu, einen großen Weidenkorb an ihrem Arm. David erahnte sofort die Gelegenheit, Klatsch und Informationen zu sammeln, und folgte ihr.
    Keine zwei Stunden später befand er sich bereits draußen auf dem See, in Begleitung genau des Burschen, dem das Monster sich vor Wochen gezeigt hatte. Inzwischen hatte er, der genaue, gründliche, grundsätzlich

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