Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
dann sah sie wieder auf den Horror hinunter, der ihre Füße waren. Füße, die mehrere Chirurgenteams vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt hatten. Füße, die lange Jahre ihr Gewicht nicht hatten tragen können. Jetzt waren sie ihr stolz zu Diensten, diese kampferprobten Füße mit den Narben und der missgestalteten Form. Aber sie waren auch Symbol für alles, was Fiona hatte durchmachen müssen, und für alles, was sie nicht war.
    „Nein!“ Dieses Mal gelang es ihr, sich aus seinen Armen loszumachen. „Hör auf damit, Andrew!“
    Er atmete schwer. Seine Arme griffen nach ihr. „Das meinst du nicht so.“ Er ließ ihr keine Möglichkeit zu reagieren und küsste sie, als wäre das die Antwort.
    Fiona hatte Angst, aber nicht vor ihm. Sie hatte Angst, dass er den Kuss abbrechen würde, sobald er erkannte, was sie war. Hatte Angst, dass er sie wegstoßen würde, und Angst vor dem Mitleid – oder noch schlimmer: Abscheu –, das in seine Augen ziehen würde. Er hatte zu viel getrunken, das war ihr jetzt klar. Sie erkannte es daran, dass er die Kontrolle verloren hatte, dass er ihr nicht zuhörte.
    Er hob sie auf seine Arme, als wäre sie leicht wie eine Feder. Trug sie zu dem alten Bett und legte sie sanft dort ab, um sich in einer fließenden Bewegung dann halb auf sie zu legen. Sie drückte die Hände gegen seine Brust, doch sie konnte nichts gegen ihn ausrichten. Er neigte den Kopf und presste gierig seinen Mund auf ihre Lippen. „An nichts anderes habe ich denken können“, murmelte er rau an ihrem Kinn. „Immer nur das hier, nichts anderes.“
    Er nahm ihre Hände und zog ihr die Arme über den Kopf. Sein Oberkörper strich über ihre Brüste. Er schob ihr T-Shirt hoch, bis Haut Haut berührte.
    „Nein!“ Sie wand sich verzweifelt, um unter ihm wegzukommen, kämpfte gegen die Stärke, mit der seine Hände ihre festhielten.
    „Du willst gar nicht Nein sagen.“ Er ließ ihre Hände los, damit er mit seinen ihren Körper streicheln konnte. „Du willst mich, Fiona, und ich will dich. Das ist nichts, wofür man sich schämen muss.“
    „Nein!“ Sie rollte sich auf die Seite, stieß ihn fort und setzte sich auf. Dann stand sie vom Bett auf und wich zurück. „Hat ‚nein‘ hier etwa eine andere Bedeutung als in Amerika, Andrew?“
    Er antwortete nicht, setzte sich völlig benommen auf. Dann drehte er ihr den Rücken zu und schlug die Hände vors Gesicht. Fiona ließ sich auf der anderen Seite auf die Bettkante sinken und tat es ihm nach.
    Minuten verstrichen, auch wenn Fiona nicht hätte sagen können, wie viele. Als das Schweigen zwischen ihnen so laut wie ein gellender Schrei wurde, war Andrew der Erste, der sprach.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    Sie hätte niemals damit gerechnet, dass seine ersten Worte ihrem Wohlergehen galten. Sie hatte sich auf seinen Ärger eingestellt, denn den hatte sie verdient. Sie war noch unberührt, aber sie war lange kein Teenager mehr, verwirrt von und verloren in der eigenen aufblühenden Sexualität. Sie war eine Frau, und sie verstand, was es bedeutete, einen Mann zu locken und zu reizen. Sie hatte Dinge von Andrew verlangt und ihm dann gleichzeitig verboten, sie ihr zu geben. Es existierten unzählige Beschimpfungen für das, was sie getan hatte.
    „Ist alles in Ordnung mit dir ?“, fragte sie leise.
    „Nein, ich glaube, eher nicht.“
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Eine Entschuldigung schien sinnlos, wäre lächerlich und so kraftlos, dass sie sich sofort in Luft auflösen würde.
    „Ich hätte dich niemals gezwungen“, sagte er.
    „Das weiß ich! Andrew, das weiß ich doch! Es ist nur, dass …“
    „… dass ich die Kontrolle verloren habe.“
    Sie drehte sich ein wenig, genug, um seinen Hinterkopf zu sehen. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, Schultern und Kopf noch immer gebeugt. „Wenn du je den Beweis gebraucht hast, dass ich den ganzen Aufwand nicht wert bin, hast du ihn jetzt“, wisperte sie. „Wenn du je den Beweis gebraucht hast, dass ich nicht Frau genug bin …“
    „Das Einzige, was wir heute bewiesen haben, ist, dass keiner von uns beiden weiß, was er eigentlich will. Zumindest nicht tief drinnen – dort, wo es darauf ankommt.“
    „Ich wollte dich.“ Sie hörte das Schluchzen in ihrer Stimme.
    „Aber nicht genug.“ Er stand auf. „Und warum solltest du auch?“
    „Andrew …“
    „Ich würde uns ja jetzt nach Hause bringen, aber ich bin wirklich nicht in der Verfassung, um Auto zu fahren. Versuch zu

Weitere Kostenlose Bücher