Wie ich Brad Pitt entführte
zu ihm hin.
»Du hast gesagt, dass mein Hintern in der ›7 for all mankind‹-Jeans wirklich heiß aussieht.«
Blitzi hätte ihm aus Enttäuschung am liebsten einen Tritt in genau denselben heißen Hintern geben können. Aber er beherrschte sich.
»Haben wir noch über etwas anderes geredet?«
»Nee, nicht dass ich wüsste. Nur, ob wir zu dir oder zu mir gehen.« Marcel grinste fröhlich.
»Okay, dann wünsche ich euch noch einen schönen Abend.« Blitzi drehte sich um und war schon halb aus der Tür, als Marcel ihn einholte.
»Jetzt fällt mir wieder was ein. Als du im ›Blue Champagne‹ aufgekreuzt bist, hast du noch etwas gesagt. Etwas Merkwürdiges.«
»Ja? Was denn?«
»Du hast gesagt … was bildet sich diese dumme Bordsteinschwalbe bloß ein, für so etwas zahle ich doch nicht!«
Ungläubig schaute Blitzi Marcel an. Er hatte was von einer Prostituierten gewollt? Das war doch nicht möglich. Das hatte er doch weiß Gott nicht nötig.
»Und du hast dich da nicht verhört?«
Marcel hob die Hand zum Schwur. »Großes Indianerehrenwort.«
»Okay, dann. Danke!«
Marcel warf ihm eine Kusshand zu. Blitzi ging ins Treppenhaus und zog die Tür fest hinter sich zu. Er grübelte. Was hatte das alles zu bedeuten? Scheiß Alkohol. Aber er hatte schon wieder dieses nagende Gefühl im Bauch. Da meldete sich ganz eindeutig sein Instinkt, sein journalistischer Riecher, der ihn dazu anhielt, weiter in diese eigenartige Richtung zu forschen. Irgendetwas hatte das mit einer Story zu tun. Einer sehr guten Story. Blitzi beschloss, heute Abend dem »Blue Champagne« noch einmal einen Besuch abzustatten. Aber diesmal würde er nüchtern sein. So viel war sicher.
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12.
E in paar Stunden harter Arbeit lagen hinter Nicole. Sie hatte Hagedorns Namen und Profil in das INPOLneu-Netz hochgeladen. Jetzt galt er als offiziell vermisst. Jede Wache in Deutschland wusste nun über sein Aussehen und seinen Status Bescheid und würde nach ihm Ausschau halten. Um dem Ganzen noch mehr Nachdruck zu verleihen, war eine Belohnung von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise von Frau Mehlmann-Larsen ausgesetzt. Zusätzlich hatte Nicole Hagedorns Namen mit allen ihr vorliegenden Krankenhaus- und Passagierlisten abgeglichen. Sie war sich inzwischen zwar ziemlich sicher, dass er nicht Opfer eines stinknormalen Unfalls geworden war und irgendwo unerkannt herumlag, wollte aber auch diese Möglichkeit unangreifbar ausgeräumt wissen. Danach versuchte Nicole, Familienmitglieder von Hagedorn in Dortmund ausfindig zu machen. Es gab dort insgesamt vier Hagedorns: Ruth, Klaus, Hermann und Jan. Ob einer von ihnen tatsächlich mit »ihrem« Hagedorn verwandt war, würde sich zeigen. Heute war es jedoch bereits zu spät, um noch bei allen anzurufen. Aber gleich morgen würde sie sich ans Telefon klemmen. Zu guter Letzt hatte sie versucht, Hagedorns Kanzlei in Köln zu finden. Fehlanzeige. Dann musste er als freier oder festangestellter Anwalt für ein Unternehmen oder innerhalb einer anderen Kanzlei arbeiten. Das erschwerte natürlich die Suche ungemein. Aber sie nahm sich vor, einfach mal auf gut Glück ein paar große Kanzleien anzurufen. Vielleicht kannte ja zufällig jemand Hagedorn und wusste etwas über seinen Arbeitgeber. Ob sie sich auch mal beim Marienburger Golfklub nach ihm erkundigen sollte? Das war ja schließlich der einzige Ort, von dem sie wusste, dass er dort auch mal ohne Mehlmann-Larsen in Erscheinung getreten sein musste.
Aber zunächst würde sie sich morgen früh Hagedorns Wohnung vornehmen. Ob sie dieses Vorhaben vorher mit Max absprechen sollte? Eigentlich nicht. Schließlich hätte er sie ja auch mal anklingeln können, um sich nach den Fortschritten im Falle Hagedorn zu erkundigen. Aber Mr. Wichtig war ganz offensichtlich viel zu beschäftigt, um sich mit solchen Kleinigkeiten abzugeben!
Auf ihrem Weg nach Hause hielt Nicole noch kurz an einer Döner-Bude und kaufte sich einen Kebab mit Salat. Erst jetzt bemerkte sie, wie ausgehungert sie war. Schließlich hatte sie noch nicht mal Abendbrot gegessen, und es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr.
Sie stellte ihren azurblauen VW-Polo auf dem gemieteten Stellplatz ab und erklomm die Treppe bis in den zweiten Stock. Schweren Herzens schloss sie ihre Wohnungstür auf und stellte die Tüte mit dem Kebab neben dem Eingang ab.
Während sie sich die Hände wusch, versuchte sie nach besten Kräften, die gähnende Leere in ihrem Apartment auszublenden. Aber heute
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