Wie ich Brad Pitt entführte
schaute.
Morgen, wenn die Spurensicherung abgeschlossen war, würde sie selbst die Wohnung allerdings noch einmal völlig auf den Kopf stellen müssen, denn bislang gab es ja nicht gerade viele Informationen über das Opfer … den Vermissten, korrigierte Nicole sich selbst. Noch hatten sie seine Leiche ja nicht gefunden.
[home]
11.
E r gehört zu mir, wie mein Name an der Tüür! Und ich weiß, er bleibt hiier!«
Blitzi grinste. Es hatte sich gelohnt, noch einmal in die Palmstraße zu fahren. Sein Blondie war zuhause. Selbst durch die geschlossene Haustür konnte er ihn die Schwulen-Hymne von Marianne Rosenberg mitsingen hören. Entschlossen klingelte er Sturm. Sekunden später wurde ihm geöffnet.
»Oh, Blitzi!«
Blondie, der sich mit schwarz umrandeten Augen und Unmengen von Wimperntusche bereits ausgehfertig gemacht hatte, schien sich ernsthaft zu freuen, ihn wiederzusehen. Mit einer überschwänglichen Geste drückte er Blitzi fest an seine Brust. Blitzi gab ihm einen unverbindlichen Kuss auf die bronzefarbene Wange. Hoffentlich war es Selbstbräuner und kein Make-up! Zur Vorsicht wischte er sich schnell die Lippen mit dem Handrücken ab. Dann erblickte er einen weiteren Jüngling, der, nur mit Jeans bekleidet, auf einem Hocker saß und sich zu ihnen umdrehte.
»Scha-la-la-la-la-lala!«, dröhnte es aus den Lautsprecherboxen.
»Hey, mach das mal leiser!«, sagte Blitzi.
Blondie folgte aufs Wort. Erst jetzt fiel Blitzi der Pinsel in seiner rechten Hand auf. Was hatte es damit auf sich?
»Das ist übrigens Wotan.« Blondie zeigte mit dem Pinsel auf seinen halb nackten Bekannten. »Wir kellnern heute im ›Startreff‹ und müssen uns noch fertig machen«, setzte er aufklärend hinzu.
Blitzi begutachtete Wotans gepiercte Brustwarzen, um die sich jetzt ein aufregendes, wirklich virtuos gezeichnetes Bodypainting schlängelte: nackte Frauenkörper à la Rubens! Ausgerechnet! Eine der Damen schien sich am Piercingring regelrecht festzuhalten.
»Gefällt es dir?«
»Doch. Ich stehe voll auf Körperkunst. Und kunstvolle Körper«, lächelte Blitzi und zog spielerisch an Wotans Brustpiercing. Dann drehte er sich wieder zu dem angehenden Künstler um.
»Und dein Name war noch mal …?«, fragte er, keine Spur verlegen.
Blondie warf ihm einen waidwunden Blick zu.
»Marcel.«
»Danke.« Eigentlich hätte es Blitzi schon interessiert, ob er und Marcel es tatsächlich miteinander getrieben hatten. Sein »Filmriss« setzte leider immer früher ein. Vielleicht hing das auch mit dem Älterwerden zusammen. Mist! Wenn es in diesem Tempo weiter mit ihm bergab ging, müsste er sich bald um seine Pensionierung und eine vernünftige Krankenkasse kümmern.
»Gehst du mit ins ›Startreff‹?«
»Keine Zeit. Ich wollte nur …«
»Wir müssen erst um zweiundzwanzig Uhr anfangen. Willst du nicht vorher noch was mit uns essen gehen?«
»Hör mal, Marcel, ein anderes Mal. Ich habe wirklich keine Zeit. Ich wollte eigentlich nur meinen gestrigen Abend rekonstruieren.«
Marcel sah ihn fragend an.
»Ich meine … weißt du noch, wo und wann wir uns gestern Nacht begegnet sind?«
»Natürlich!«, strahlte Blondie.
»Würdest du es mir auch verraten?«
»Du bist so gegen vier Uhr morgens ins ›Blue Champagne‹ reingeschneit.«
Aha, also hatte er gar nicht so falsch gelegen. »Und wie lange sind wir da noch geblieben?«
»Vielleicht eine Stunde? Ich schaue beim Knutschen eher selten auf die Uhr.« Marcel versuchte ganz offensichtlich, ironisch und cool zu wirken. Aber sein Hundeblick verriet ihn. Gestern Abend war bestimmt ein Traum für ihn in Erfüllung gegangen: endlich einmal mit einem Promi im Bett.
»Wie sind wir zu dir gefahren?«
»Im Taxi. Sag mal, erinnerst du dich denn wirklich an gar nichts mehr?«
»Sonst würde ich doch nicht so dämlich fragen.«
Schon wieder trug Marcel diesen verletzten Gesichtsausdruck. Ob ihm die Unterhaltung vor Wotan peinlich war? Er hatte bestimmt mit seiner berühmten Eroberung geprahlt, und jetzt konnte sich sein Lover ganz offensichtlich an nichts mehr erinnern.
»Hey, aber eins weiß ich noch ganz genau: Der Sex mit dir war geil!«, versuchte Blitzi großmütig, Marcels Ehre zu retten.
»Echt?« Marcel strahlte schon wieder.
»Echt. Worüber haben wir denn so im ›Blue Champagne‹ gequatscht?«
Blondie dachte kurz nach, seine glatte Jungenstirn in angestrengte Falten gelegt. Dann erhellte sich seine Miene wieder. Blitzi lehnte sich gespannt näher
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