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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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schon gemacht.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Dass mich das nichts anginge.« Nicole spricht betont langsam.
    »Was?!«
    »Er sagte wörtlich: ›Das geht dich nichts an.‹«
    »Dann müssen wir mit Petersen reden. Schließlich steht keiner über dem Gesetz. Weder diese Leenders noch Max.«
    »Nicht so schnell, Tim. Wir müssen uns erst ganz sicher sein. Außerdem könnte die Leenders auch etwas mit meinem Fall zu tun haben, und ich will sie lieber noch etwas länger in Sicherheit wiegen.«
    »Aber was machen wir dann?« Tim blickte sie erwartungsvoll an.
    »Ich habe da so eine Idee. Eine nicht ganz so orthodoxe Idee vielleicht, aber effektiv.«
    Und genauso würde sie es machen. Nicole war fest entschlossen. Diesmal würde sie einmal nicht streng nach Dienstvorschrift vorgehen. Sich nicht noch einmal vor Petersen blamieren. Nein, diesmal würden alle nach ihren Regeln spielen. Und als Allererstes musste sie Tim wieder loswerden.

[home]
    62.
    Sonntag, 18.17 Uhr
     
     
     
    W ir sitzen auf dem breiten Balkenzaun, der das Lindenthaler Wildgehege im Stadtwald umschließt, und schauen den Tieren beim Grasen zu. Der blasse Herbstmond ist bereits aufgegangen, und man sieht nicht mehr viel; dazu ist es schon zu dunkel. Nur noch die Umrisse der Rehe ziehen langsam über die Wiese. Die Sporthalle hatte um achtzehn Uhr ihre Tore dichtgemacht, aber wir hatten uns immer noch nicht voneinander trennen können. Max wärmt meine Hände in seinen.
    »Sag mal, warum gehst du eigentlich so oft zu Dr. Meyer?«, fragt er mich.
    »Woher …?«, setze ich an, aber dann unterbreche ich mich selbst. Klar, Max wohnt in der Wohnung gegenüber von Psychosen-Meyers Praxis. Wahrscheinlich hat er mich da schon ein paar Mal rein- und rausgehen sehen. So ungefähr zehn Jahre lang. Und auf einmal geht mir ein Licht auf.
    »Jetzt weiß ich auch, warum ich bei deinem Anblick permanente Déjà-vu-Gefühle habe«, erkläre ich ihm. Er grinst verständnisvoll.
    »Du warst jedes Mal viel zu sehr in Gedanken, um mich bewusst zu registrieren, dabei sind wir uns schon wirklich unzählige Male im Flur begegnet.«
    Mann! Die ganze Zeit ist mein Glück so direkt vor meiner Nase rumspaziert, und ich musste erst Tom entführen, damit … Halt. Irgendwas ist da faul. Warum hat
er
mich denn nicht schon früher angesprochen? Habe ich ihm am Ende nicht gefallen? Bin ich nicht sein Typ?
    »Warum hast du mich denn dann nicht einfach angesprochen?«, will ich ziemlich streng wissen. Max’ Grübchen ist schon wieder da.
    »Hör mal, wie stellst du dir das denn vor? Ich kann doch nicht einfach eine Patientin von Dr. Meyer anbaggern! Ich hatte doch keinen blassen Schimmer, wie labil, psychotisch oder gefährdet du eigentlich bist!«
    Ich sehe ihn vorwurfsvoll von der Seite an. »Du hättest ihn ja fragen können!«
    Max räuspert sich. »Aber klar! So nach dem Motto: ›Glauben Sie, verehrter Herr Dr. Meyer, dass diese bildschöne Frau, deren Namen ich leider nicht kenne, meinen Annäherungsversuchen psychisch gewachsen ist?‹« Er hält meine Hände noch ein wenig fester. »Im Übrigen war ich irritiert, dass du mich so komplett ignoriert hast. Glaub mir, wenn du mir auch nur ein einziges Mal zugelächelt hättest, wäre das alles mit Sicherheit anders gelaufen.«
    Ich atme tief durch. Manchmal ist das Leben wirklich zu grausam. Zehn lange, wunderschöne Jahre hätten Max und ich schon zusammen sein können.
    »Also, warum gehst du so oft zu Dr. Meyer?«, insistiert Max und unterbricht meine leicht melancholischen Gedanken über diese vertane Chance an potenzieller Glückseligkeit. Hm, außer Linda und selbstredend meinem Vater wusste niemand genau, warum ich so regelmäßig zu Psychosen-Meyer ging. Einen Moment lang überlege ich. Kann ich es wirklich riskieren, oder verliere ich ihn, wenn ich ihm die »Vater-Komplex-Entjungferungsgeschichte« offen darlege? Eigentlich keine gute Idee, fürs erste Date mit meiner Sexualhistorie zu beginnen. Aber ich vertraue ihm. Meinen stoischen Max kann so leicht nichts umhauen. Also was soll’s. Raus damit.
    »Meine arme Vicki.« Max’ Worte klingen so liebevoll, dass sie mir fast schon wieder die Tränen in die Augen treiben. Ich muss endlich wieder die Kontrolle über meine Gesichtsschleusen gewinnen, bevor er denkt, dass ich so ’ne alte Heulsuse bin. Er nimmt mich in den Arm.
    »Und wirklich zehn Jahre lang!?« Er klingt ungläubig. Ich nicke bekräftigend.
    »Das hätte ich Dr. Meyer so gar nicht zu getraut«, murmelt

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