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Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
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restriktiven Griff an meinen Schultern, hole mit vollem Schwung aus und … – Himmel steh mir bei! – verliere die Balance und kippe nach hinten. Mein Knie verselbstständigt sich … schnellt unkontrolliert nach oben … und trifft ungebremst auf des Kommissars empfindsamste Stelle.
    Und dann ist plötzlich alles anders. Auf einmal sehe ich alles ganz klar vor mir. So als hätte jemand auf einen Schalter gedrückt und das Licht angemacht. Vorher herrschte eine geradezu beklemmende Dunkelheit, und im nächsten Moment muss ich fast blinzeln, so hell ist alles; so gleißend klar sind die Umrisse meiner Erkenntnis. Vielleicht ist »Erleuchtung« im klassischen Sinne nicht genau das passende Wort, aber so ähnlich muss sich eine Erleuchtung wohl anfühlen. Wie ich Max – ja Max und nicht etwa den Kommissar – da so vor mir liegen sehe, so tapfer, so männlich, trotz schamvoller Verletzung, da klickt irgendwas in mir. Und auf einmal ist mir bewusst, dass ich ihn unglaublich lieb habe. Kein Wort des Vorwurfs dringt über seine Lippen. Seine dunklen Augen sind auf mich gerichtet und haben schon wieder diesen warmen, leicht amüsierten Blick. Trotz der Schmerzen. So, als wollte
er
mich trösten. So, als wäre alles ganz easy. So, als sollten wir gemeinsam über die Situation lachen.
    »Oh, Max«, entfährt es mir, und ich werfe mich ihm an die eh schon am Boden liegende Brust. Eine Träne kullert aus meinen Augen und versickert lautlos in seinem Sweatshirt. Wie hatte ich nur so zugenagelt sein können. Natürlich mochte er mich als Mann. Und nicht aus polizeilichem Jagdinstinkt. Ich atme tief aus und umschlinge ihn fest mit beiden Armen. Seine Arme halten mich genauso eng an ihn gedrückt. Es fühlt sich an, als sei ich nach einer unglaublich langen, anstrengenden Reise endlich zuhause angekommen.
    Und dann – völlig ohne Vorwarnung – küsst er mich. Was für ein Kuss! Ich könnte ihn endlos weiterküssen. So liebevoll, so drängend; so fest und doch so zart. Seine Lippen, mal weich und anschmiegsam, dann wieder hart und fordernd. Mir bleibt die Luft weg. In meinem Bauch flattert ein ganz bestimmtes Verlangen … Ich will mehr. Genau in diesem Moment hält er mich vorsichtig etwas von sich weg.
    »Vicki?«
    »Ja?«, mehr bringe ich nicht raus. Es wäre mir auch völlig egal, wenn er mich jetzt verhaften würde, wenn er mich nur weiter küsste.
    »Vicki?«, sagt er etwas lauter, aber es klingt immer noch liebevoll. Ich öffne die Augen und sehe ihn an.
    »Ja?«
    Sein Gesicht sieht gleichzeitig ernst und belustigt aus. Er hat aufgehört, mich zu küssen, aber seine Arme halten mich immer noch fest, ganz, ganz fest. Und das ist auch gut so, denn meine Knie sind so weich wie Schaumgummi. Wenn er mich jetzt loslässt, kullere ich garantiert einfach so wie ein nasser Sack von der Matte auf den Boden. Mein Gehirn schaltet sich erst langsam wieder ein.
    »Bitte sag mir nur, dass du ihn nicht um die Ecke gebracht hast?«
    »Wen?«, flüstere ich noch immer völlig entrückt.
    »Na, den blöden Schneider natürlich!«
    Oh Gott, droht mir da schon wieder ein Gewissenskonflikt?! Um die Ecke gebracht? Nö, eigentlich nicht! Ohne weiter nachzudenken, hebe ich meine linke Hand.
    »Ich schwöre!«
    »Dann ist ja alles gut!«, sagt Max. Er rollt mich zärtlich auf den Rücken, beugt sich sanft über mich und presst seine Lippen wieder auf meine.
    Und alles um mich herum versinkt in Unwichtigkeit.

[home]
    61.
     
     
     
    I hr war schwindelig. Alles drehte sich vor ihren Augen. Halt suchend klammerte sich Nicole an die im Gang angebrachte Sprossenwand. Trotzdem konnte sie ihre Augen nicht von diesem Anblick losreißen. Max küssend. Auf einer Gymnastikmatte. Mit dieser Leenders! Er brachte diese Ziege sogar mit in die Polizeisporthalle? Und steckte ihr dann seine Zunge in den Hals? Gott, das war so was von … falsch, heimtückisch und verlogen! Diese Leenders hatte ihn verhext. Max war doch sonst nicht so. Selbst mit dieser Melanie … dieser armen Melanie … hatte er nicht so rumgemacht. Verabreichte ihm diese Schlampe vielleicht Drogen? K.-o.-Tropfen oder so etwas Ähnliches? Etwas, das den freien Willen ausschaltete und ihn ihr gefügig machte? Eine andere Erklärung konnte es doch für ein solches Verhalten gar nicht geben, oder?
    Was für eine Fügung des Schicksals, dass sie sich doch noch für den Polizeisport entschieden hatte! Sie wollte sich ein Zirkeltraining aufbauen. Doch als sie ankam, war die Halle an diesem

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