Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ich Brad Pitt entführte

Wie ich Brad Pitt entführte

Titel: Wie ich Brad Pitt entführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Grünig
Vom Netzwerk:
das ist gemein. Wie kannst du nur so etwas zu deiner eigenen Tochter sagen«, flüsterte Nicole. Sie fühlte, wie die Tränen in ihr aufstiegen. Aber sie hätte nicht sagen können, ob es Tränen der Verzweiflung oder der Wut waren.
    »ICH MEINE ES DOCH NUR GUT MIT DIR, MEIN SCHATZ. DU WIRST DEINE JUGEND AN DIESEN DÄMLICHEN JOB VERSCHENKEN, UND DABEI KANN DOCH EIN BLINDER SEHEN, DASS DU ES DORT NIEMALS ZU ETWAS BRINGEN WIRST! UND DANN – ZACK – BIST DU AUF EINEN SCHLAG ZU ALT! DANN WILL DICH DOCH KEINER MEHR! NICHT MAL MEHR DER KONRAD!«
    »Bitte hör auf damit, Mama!«
    »UND ICH MUSS DANN ZUSCHAUEN, WIE DIE USCHI KINDERWAGEN SCHIEBT, WÄHREND MEINE ALTE JUNGFER VON TOCHTER ZUHAUSE SITZT UND IHRER GREISEN MUTTER DIE STÜTZE AUFFRISST …!«
    »Mama, bitte«, wimmerte Nicole, der inzwischen die Tränen über beide Wangen liefen.
    »…UM DAS GUTE ESSEN DANN WIEDER AUSZUKOTZEN!«
    Auf einmal hatte Nicole rasende Kopfschmerzen. Sie musste dieses Gespräch unbedingt beenden. Es war nicht gut für sie, so mit ihrer Mutter zu streiten. Mutter hatte ganz offensichtlich mal wieder zu tief in die Brandyflasche geschaut. Sie musste sich das nicht antun. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und einem übermächtig schlechten Gewissen drückte sie auf die Austaste ihres Handys.
    Um Luft ringend atmete sie hastig ein und aus. Dabei war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie den Atem angehalten hatte. Krampfhaft versuchte sie, an etwas anderes zu denken. Aber so schnell wollte ihr nichts einfallen. Sie blickte auf die Uhr. Mann, schon fast siebzehn Uhr. Und außer Schlafen und Essen hatte sie heute noch nichts bewerkstelligt.
    Aber was gab es noch zu tun? Im Fall Hagedorn musste sie in aller Ruhe abwarten, bis Herr Przelomski das Phantombild gesehen hatte. Und im Fall Schneider? Nein, sie konnte weder Max noch Tim nach der gestrigen Nacht stören. Sport! Ja, sie war diese Woche noch nicht einmal beim Sport gewesen. Sie musste unbedingt ins Fitnessstudio. Oder doch lieber in die Polizeisporthalle?

[home]
    60.
    Sonntag, 16.40 Uhr
     
     
     
    D er Tritt in die männlichen Kronjuwelen ist so ziemlich die einzige Selbstverteidigungstechnik, von der ich – vor dem Kurs mit dem Kommissar – schon mal was gehört beziehungsweise gesehen habe. Ich bin nämlich nicht gerade jemand, der sich freiwillig Steven-Seagal-Streifen oder asiatische Kickbox-Videos reinzieht. Wie bereits erwähnt, bekommt mir der Anblick von künstlichem oder echtem Blut sowie gebrochenen oder anderweitig deformierten Gliedmaßen nicht besonders gut. Deshalb bin ich auch kein Freund von Arzt- und Krankenhausserien, in denen man Symptome und Operationen möglichst naturgetreu nachbildet; egal, wie sexy die männlichen Hauptdarsteller dabei aussehen. Klar weiß ich, wer Patrick Dempsey von »Grey’s Anatomy« oder diese Typen von Nip/Tuck sind, aber bevor ich mir die auf der Mattscheibe anschaue, müssten die erst mal in einer romantischen Komödie oder vielleicht, als Höchstes der Gefühle, in einem gewaltfreien Thriller mitspielen.
    Die wenigen mir bekannten Szenen, in denen ein weibliches Knie seinen Weg in die sensibleren männlichen Regionen findet, stammen alle samt und sonders aus »Südstadt«. Wobei natürlich niemals Tom alias Paul Kellermann der Leidtragende ist, sondern immer einer der fiesen Verfolger, Vergewaltiger oder Verbrecher der Damen, mit denen Paul Kellermann in der jeweiligen Folge zu tun hat. Bei den Schauspielerinnen sieht der Kick in die Hoden auch immer recht einfach aus. Einfach gut gezielt, und dann hoch das Knie!
    Eigentlich bin ich mir aber sicher, dass ich in einer wirklichen Notsituation wahrscheinlich zu verzagt und aufgeregt wäre, um irgendwas oder irgendjemanden konkret zu verletzen. Ich gehe mehr in Richtung Flucht- statt Raubtier. Aber das brauche ich Benninger ja nicht unbedingt zu beichten, zumal er sich gerade erwartungsvoll drohend vor mir aufbaut und darauf wartet, dass sich mein rechtes Knie nun – gemäß Anweisung – bis auf wenige Zentimeter seinem besten Stück nähert. Und es ist ja mal wieder überhaupt nicht ironisch, dass
ich
– eindeutig sexuell unterbeschäftigt – hier nun vor einem eigentlich extrem attraktiven Mann stehe und dann ausgerechnet mein rechtes Knie in Kontakt mit seinem … hm … Geschlechtsteil kommen soll.
    Aber genug schwadroniert, jetzt schreite ich zur Tat. Benninger soll nicht schon wieder von mir enttäuscht sein. Diesmal kriege ich es richtig hin. Ich stemme mich gegen seinen

Weitere Kostenlose Bücher