Wie ich Brad Pitt entführte
Max in mein Haar. Was hätte er ihm nicht zugetraut? Aber im nächsten Moment geschieht das, wonach ich mich gesehnt habe. Er küsst mich. Und das lässt mich die Welt um uns herum und alle weiteren logisch-zusammenhängenden Gedanken vergessen.
Es ist schon neunzehn Uhr dreißig, als wir wieder im Volvo sitzen. Max fährt mich nach Hause. Zum Duschen! Bevor wir essen gehen! Er hatte mir angeboten, bei ihm zu duschen, aber das hatte ich aus zwei ebenso konkreten wie geheimen Gründen abgelehnt: Erstens will ich aus dem unförmigen Sweatshirt raus und mir was Anständiges beziehungsweise unanständig Attraktives anziehen, und zweitens traue ich mir selbst noch nicht so ganz über den Weg. Ich bin fest entschlossen, mit Max alles richtig zu machen. Keinen flüchtigen Sex! Ich will es langsam angehen lassen. Aber duschen implizierte ja auch immer irgendwie, sich auszuziehen. Und mich auszuziehen mit Max
und
seinem Bett in Reichweite war einfach viel zu verlockend für mich. Gelegenheit macht schwach! Nein, er ist mir einfach zu wichtig, als dass ich mich so in Versuchung begebe. Unser erstes Mal soll ja nicht einfach nur so passieren.
»Was isst du denn gerne?«, will Max von mir wissen.
»Oh, so ziemlich alles«, sage ich und verfluche zum x-ten Mal die verdammte Gangschaltung des Volvos: Alle paar Meter unterbricht sie gnadenlos unser Händchenhalten; auch wenn »Händchen« bei Max’ riesiger warmer Pranke vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist.
»Italienisch?«, fragt er nach.
»Ja, aber indonesisch, japanisch oder thailändisch ist auch okay«, erwidere ich großzügig. Ich würde heute Abend wahrscheinlich vor lauter Liebe sowieso nichts hinunterbekommen. Liebe geht eben auch bei mir durch den Magen, nur scheint sie ihn in meinen Fall extrem genügsam zu machen.
»Soll ich dich so gegen neun abholen?«, fragt Max grinsend.
»Ich bin bestimmt auch schon um halb neun fertig geduscht«, erwidere ich hoffnungsfroh-listig.
Und richtig, Max geht darauf ein. »Also halb neun bei dir vorm Haus«, besiegelt er unser zweites Date am heutigen Tage und streicht mir ganz, ganz sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken. Hilfe, der Schmetterlingsschwarm in meinem Bauch spielt völlig verrückt! Die drehen gerade Loopings oder so in den Tiefen meines Innenlebens.
»Musst du eigentlich morgen arbeiten?«, frage ich ihn, um meine plötzlich wieder aufgeflammte innere Unruhe zu überspielen.
Max nickt und sieht mich überrascht von der Seite an: Bis jetzt hatte ich alle Gespräche über seine »Arbeit« im Keim erstickt. Ich hatte Angst gehabt, mich auf so gefährliches Terrain vorzuwagen, aber jetzt war mir selbst das egal. Ich wusste, dass ich ihm irgendwann einmal sowieso alles erzählen würde. Ich will keine Geheimnisse mehr vor ihm haben. Ich werde Tom noch eine Woche geben, und dann musste er aus meiner Wohnung raus. Und in der Zwischenzeit überlege ich mir die richtigen Worte, mit denen ich Max über die Tom-Geschichte aufkläre. Dann kann Max bei mir einziehen. Obwohl … vielleicht war ihm das ja ein bisschen zu schnell. Na ja, ich werde schon den richtigen Zeitpunkt abwarten, bevor ich ihn frage. Ob heute Abend zu früh ist? Ich grinse. Über mich selbst. Von wegen Geduld und so. Ist doch alles Mumpitz mit Soße. Ich könnte ihn hier und jetzt einfach so im Auto vernaschen!
In diesem Moment stoppt Max den Volvo abrupt vor meinem Haus. Er schaut nach oben und auf mein Appartement: »Hast du Besuch, Vicki?«
Ich schüttle schnell den Kopf und schaue selbst nach oben. Tatsächlich, in meiner Küche brennt Licht! Tom und Linda haben echt nicht alle Tassen im Schrank. Aber jetzt kann ich unmöglich alles gestehen!
»Licht angelassen!«, erkläre ich hochdramatisch, so, als würde ich noch an mir selbst verzweifeln, »passiert mir leider andauernd. Ich muss echt mal so Lampen installieren, die von alleine wieder ausgehen, wenn keiner im Zimmer ist.«
Max streicht mir zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. Er sieht nachdenklich aus. »Ach Vicki …«, murmelt er abwesend.
Ich gebe ihm einen schnellen Schmatzer auf den Mund und öffne die Türe. »Bis um halb neun!«, rufe ich gespielt fröhlich, aber mein Herz liegt mir wegen der blöden Lügerei auf einmal wie Blei in der Brust. Ich hasse es, ihn anzuschwindeln. Aber in einer Woche wird all der Spuk vorbei sein, so lange musste ich es noch aushalten.
»Ja, bis halb neun«, antwortet Max ungewohnt ernst. Er wartet, bis ich die Haustür
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